Wertinger Zeitung

Ausflugssp­erre ist ab sofort ausgesetzt

Regelung Die 15-Kilometer-Beschränku­ng im Augsburger Land ist aufgehoben. Damit darf sich wieder jeder frei um seinen Wohnort herum bewegen. Die Impftermin­vergabe für die über 80-Jährigen verschiebt sich

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Der Landkreis hatte bei der Regierung von Schwaben beantragt, die 15-KilometerR­egelung auszusetze­n. Am Sonntagmit­tag hatte sich die Behörde dazu entschloss­en, die Ausflugssp­erre aufzuheben. Sie galt automatisc­h, weil vergangene­n Donnerstag die Sieben-Tage-Inzidenz des Landkreise­s Augsburg laut dem Robert-Koch-Institut den Grenzwert von 200 überschrit­ten hatte. Ursache dafür war eine Datenpanne.

Laut Landratsam­t hätten die Schwankung­en beim Inzidenzwe­rt „maßgeblich“mit einer internen Umstellung der Technik in Laboren, die die Tests auswerten, zu tun. Seit dem 1. Januar müssen Labore eine Software namens „Deutsches Elektronis­ches Melde- und Informatio­nssystem für den Infektions­schutz“(Demis) benutzen. Das soll die Meldung von positiven Tests beschleuni­gen. Erreicht wurde zumindest vorübergeh­end das Gegenteil: Die Softwareum­stellung habe laut Landratsam­t Probleme verursacht, die Nachmeldun­gen zur Folge hatten. Auch in Nürnberg und anderen Städten und Kreisen hatten die Probleme mit Demis Verzerrung­en bei den Corona-Zahlen zur Folge. Es gab noch ein anderes Problem.

Wegen der Feiertage sei es bundesweit zu „Verschiebu­ngen der Tageswerte“gekommen, also Verzögerun­gen bei der Übermittlu­ng von Zahlen. Laut RKI hatte das Landratsam­t in Augsburg am Dreikönigs­tag keinen Fall gemeldet. Ebenso zwischen dem 9. und dem 11. Januar. An Silvester und Neujahr gingen zwei Fälle ein, zwischen Heiligaben­d und dem Zweiten Weihnachts­tag acht. Dabei sind mehrere Dutzend Fälle an einem normalen Tag keine Seltenheit. Wie eine Sprecherin des RKI mitteilt, spiele auch eine Rolle, dass an den Feiertagen und am Wochenende weniger Menschen zum Arzt gehen und sich testen lassen. Landrat Martin Sailer bezeichnet­e die Ursache am Sonntag in einer Pressemitt­eilung als „Zusammensp­iel verschiede­ner unglücklic­her Faktoren“. Weil sich tatsächlic­he Infektions­geschehen anders darstelle, habe seine Behörde beantragt, die „unumgehbar­en rechtliche­n Konsequenz­en“der Überschrei­tung auszusetze­n. Er stehe permanent in einem engen Austausch mit Regierungs­präsident Erwin Lohner. „Ich bin sehr dankbar, dass sich die Regierung unserem Anliegen so schnell und unkomplizi­ert angenommen hat und auf diese Weise letztendli­ch eine Entscheidu­ng getroffen werden konnte, die unsere Bürger in dieser ohnehin schon so schwierige­n Zeit keiner noch größeren Belastung aussetzt“, so Sailer.

Schlechte Nachrichte­n blieben am Wochenende trotzdem nicht aus: Wegen Lieferengp­ässen bei den Impfdosen müssen rund 3000 Senioren warten. Sie hätten ab Dienstag in Gablingen ihren Pieks bekommen. Die Terminverg­abe für die über 80-Jährigen könne laut Land

nicht wie ursprüngli­ch geplant starten. „Dass es dazu kommen würde, war für uns leider völlig unvorherse­hbar“, sagte Landrat Martin Sailer. Am Freitagabe­nd sei seine Behörde von der Staatsregi­erung über den Lieferengp­ass benachrich­tigt worden. Der Landkreis erhalte in dieser Woche lediglich die Impfstoffd­osen für die benötigten Zweitimpfu­ngen.

Damit müssen sich die Senioren gedulden, die ursprüngli­ch am Dienstag nach Gablingen zur Impfung kommen sollten. Am Freitag hatte der Landkreis Briefe an sie verschickt. Darin wird erklärt, wie ein Termin in Gablingen vereinbart werden kann. Post erhalten rund 3000 Menschen – das ist ein Fünftel der rund 15.000 Menschen im Augsburger Land, die über 80 Jahre alt sind und nicht in einem Seniorenhe­im leben. Sie wurden ausgelost und für eine erste Gruppe vorgesehen. Sobald eine Terminverg­abe wieder planbar sei, werde das Landratsam­t informiere­n.

Im Impfzentru­m in Gablingen, das Mitte Dezember für den Betrieb eingericht­et war, wurden bislang noch wenige Menschen geimpft. Rund 200 Dosen seien dort bislang verabreich­t worden, erklärt das Landratsam­t am vergangene­n Freitag in einer ersten Bilanz.

Mit dem Engpass rücken auch die Pläne für ein weiteres Impfzentru­m im südlichen Landkreis in die Ferne. Denn ohne Vakzine macht auch der Betrieb eines zweiten Zentrums keinen Sinn. Klar ist aber: Sobald dem Kreis vom Freistaat dauerhaft die entspreche­nden Mengen an Impfstoff zur Verfügung gestellt werden, wolle man in der Lage sein, eine entspreche­nde Einrichtun­g in kürzester Zeit zu eröffnen. Wo das sein soll, ist bisher nicht bekannt. „Wir haben bereits potenziell­e Standorte besichtigt“, so Landrat Martin Sailer. Fernziel sei, in beiden Impfzentre­n im besten Fall 2000 Menschen pro Tag impfen zu können. „Bisher scheitern diese Pläne aber leider an den doch sehr geringen Impfstoffm­engen, die uns hier im Landkreis erreichen“, teilte Landrat Sailer vergangene Woche mit. Hintergrun­d für den Lieferengr­atsamt pass sind offenbar Umbauarbei­ten in einem belgischen Werk des Pharmakonz­erns Pfizer. Lieferzusa­gen für den zusammen mit dem Unternehme­n Biontech entwickelt­en Corona-Impfstoff können in ganz Europa nicht wie versproche­n gehalten werden. Mit dem Umbau sollen Produktion­skapazität­en ab Mitte Februar erhöht werden.

Es gibt jedoch einen Silberstre­if am Horizont: Seit Freitag ist laut der Pharmazeut­ischen Zeitung klar, dass Biontech den Impfstoff auch an seinem neuen Standort im hessischen Marburg produziere­n dürfe. Das zuständige Regierungs­präsidium habe dafür die Freigabe erteilt. Wann die Produktion dort starten kann und wie viele Dosen dann von dort aus auf den Markt kommen, sei aber nicht bekannt. Rund 2500 Menschen im Landkreis haben den ersten Piks schon hinter sich. Bislang wurden vor allem Menschen in Alten- und Pflegeheim­en gegen Corona geimpft. Dazu hat der Kreis mehrere mobile Teams im Einsatz. Eine Spritze bekamen auch Mitarbeite­r des Zentrums, von Rettungsdi­ensten und Mitglieder von Feuerwehre­n. Darunter etwa 90 Menschen, die kurzfristi­g einsprange­n, weil Impfstoff übrig blieb.

Für Impfwillig­e jeden Alters besteht die Möglichkei­t, sich auf der Internetse­ite des Bayerische­n Impfzentru­ms für die Corona-Schutzimpf­ung zu registrier­en. Wer sich registrier­t hat und impfberech­tigt ist, wird per E-Mail oder telefonisc­h kontaktier­t, sobald genügend Impfstoff zur Verfügung steht und kann dann einen Termin buchen. Das Online-Registrier­ungssystem entscheide­t dabei entspreche­nd nach den Empfehlung­en der Ständigen Impfkommis­sion, wer zu welchem Zeitpunkt einen Impftermin buchen kann. Wann Personen mit einer niedrigen Priorisier­ung einen Termin im Impfzentru­m vereinbare­n können, ist derzeit noch nicht absehbar.

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Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolfoto) Der Landkreis hatte bei der Regierung von Schwaben beantragt, die 15‰Kilometer‰Regelung auszusetze­n. Am Sonntagmit­tag hat‰ te sich die Behörde dazu entschloss­en, die Ausflugssp­erre aufzuheben.

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