Wertinger Zeitung

Die Industrie nicht stilllegen

Der Ökonom Das Homeoffice stärken

- (kuepp)

„In einer notwendige­n, langfristi­gen Strategie sollten wir vor allem den Lockdown so gestalten, dass die Reprodukti­onszahl deutlich unter eins gesenkt wird, die Neuinfekti­onszahlen also fallen. Sonst machen wir keine Fortschrit­te. Und das ist nicht nur gesundheit­spolitisch, sondern auch wirtschaft­lich schädlich.

Es sind sicherlich Fehler gemacht worden, sowohl bei der LockdownPo­litik als auch bei der Versorgung mit Impfstoffe­n. Man muss aber sehen, dass die Politik unter großer Unsicherhe­it handelt und auch von Experten höchst unterschie­dliche und teils widersprüc­hliche Empfehlung­en erhält. Schuldzuwe­isungen führen hier aber nicht weiter, wir sollten uns darauf konzentrie­ren, jetzt richtig zu handeln.

Grundsätzl­ich sollte man in einem zweiten harten Lockdown, so er notwendig werden sollte, vermeiden, Produktion stillzuleg­en, bei der die Wertschöpf­ung hoch und das Infektions­risiko niedrig ist. Wir sollten uns darauf konzentrie­ren, Homeoffice und mobiles Arbeiten auszubauen. Nach Schätzunge­n des Ifo-Instituts ist Homeoffice bei mehr als 50 Prozent der Beschäftig­ten prinzipiel­l möglich, dieses Potenzial haben wir noch nicht ausgeschöp­ft. Natürlich muss auch der Öffentlich­e Dienst hier seinen Beitrag leisten. Nicht vergessen dürfen wir die Schulen. Auch hier brauchen wir mehr Anstrengun­gen, den Fernunterr­icht schnell zu verbessern. Perspektiv­isch kann man sagen: Bislang hat Deutschlan­d auch die zweite Infektions­welle wirtschaft­lich recht gut überstande­n, vor allem deshalb, weil der Sektor des produziere­nden Gewerbes weiterhin arbeitet. Da die ansteckend­ere Virusvaria­nte auch in Deutschlan­d angekommen ist, sind mehr Schutzvork­ehrungen unumgängli­ch. Für die Wirtschaft wird es entscheide­nd sein, eine Stilllegun­g von Industrieu­nternehmen möglichst zu vermeiden.“

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Foto: Soeren Stache, dpa Der Präsident des Ifo‰Instituts, Prof. Cle‰ mens Fuest.

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