Wertinger Zeitung

Vorsicht vor Corona‰Betrügern

Kriminalit­ät Die bayerische Polizei warnt die Bürger eindringli­ch vor neuen Betrugsmas­chen. Die Täter gehen dabei trickreich vor und ergaunern manchmal sogar zehntausen­de Euro

- VON MARIA HEINRICH

Augsburg Es ist erst ein paar Tage her, dass Gustav Wilhelm den ominösen Anruf erhielt. Ein fremder Mann meldete sich. „Er hatte einen ziemlich starken Akzent, aber sein Deutsch war gut zu verstehen“, erinnert sich der Senior aus dem Großraum Augsburg. Der Anrufer sprach davon, dass er Wilhelm für einen früheren Kauf entschädig­en und ihm aufgrund der schwierige­n finanziell­en Lage während der Corona-Krise 450 Euro erstatten wolle. Wilhelm bräuchte ihm nur seine Bankverbin­dung geben, und schon würde er ihm das Geld überweisen, versprach der Mann. „Da habe ich gleich aufgemerkt“, sagt der 82-Jährige, der seinen richtigen Namen an dieser Stelle aber nicht lesen möchte. „Immer wieder kam er auf meine Bankdaten zu sprechen. Da habe ich gesagt: ,Von Ihnen lasse ich mich nicht betrügen.‘ Und dann habe ich aufgelegt.“Mit seinem Erlebnis hat sich Wilhelm nun an unsere Redaktion gewandt. „Denn ich glaube, dass hinter dem Anruf eine Bande steckt, die an mein Geld kommen wollte.“Er könnte recht mit seiner Vermutung haben.

Die bayerische Polizei warnt aktuell wieder eindringli­ch vor sogenannte­n Corona-Maschen. Dabei versuchen Kriminelle mit Tricks und Betrügerei­en, Geld von meist älteren Bürgern zu ergaunern, teilt das Bayerische Landeskrim­inalamt (LKA) mit: „Grundsätzl­ich suchen sich Betrüger vorwiegend Personengr­uppen aus, die vermeintli­ch auf ihre Tricks leichter hereinfall­en, nicht gut informiert und einfach zu verunsiche­rn sind – zum Beispiel ältere und allein lebende Personen.“

Das Tückische: Die Täter denken sich immer wieder neue Methoden aus, um ihre Opfer reinzulege­n, und gehen äußerst trickreich vor. Ihnen gelingt es dabei, erhebliche­n Schaden anzurichte­n, wie ein Fall mit einem falschen Polizisten aus Augsburg zeigt, der im Dezember vor Gericht verhandelt wurde. Die Betrüger brachten einen 83-jährigen Mann dazu, dreimal Bargeld im Wert von etwa 30 000 Euro abzuheben und ihnen zu übergeben.

Neuerdings entdecken die Täter nun auch das Thema Impfen und die aktuellen Corona-Bestimmung­en für ihre Machenscha­ften. Verschiede­ne Polizeiprä­sidien im Freistaat berichten immer wieder von neuen Maschen, wie Bürger um ihr Geld gebracht werden.

So versuchen profession­ell organisier­te Betrügerba­nden, zum Beispiel wegen angebliche­r Impftermin­e Zugang zu Wohnungen von Rentnern zu erhalten. Dabei fänden derzeit noch überhaupt keine Impfungen in Privathäus­ern statt, beWie tont die Polizei. Ein weiterer Vorwand der Täter lautet, dass Senioren, die sich gegen das Coronaviru­s impfen lassen wollen, eine Vorabgebüh­r für ihre Impfung bezahlen müssten. Immer wieder kommt es auch vor, so heißt es beim Polizeiprä­sidium Straubing, dass sich falsche Polizisten telefonisc­h melden und behaupten, eine drohende Anzeige wegen eines Verstoßes gegen die Corona-Bestimmung­en könne nur durch die Zahlung einer größeren Summe abgewendet werden. Das Polizeiprä­sidium Oberpfalz berichtet auch von einigen Fällen, wo die Täter ältere Menschen telefonisc­h dazu auffordert­en, sich zu einer bestimmten Uhrzeit an einem Treffpunkt einzufinde­n, um sich dort impfen zu lassen. Die Angerufene­n sollten dafür aber einen größeren Geldbetrag mitbringen, um für die Impfung zu bezahlen.

Wer hinter den Betrügerei­en im Zusammenha­ng mit Corona steckt, weiß die Polizei jedoch nicht. Beim LKA heißt es dazu, dass „hierzu noch keine belastbare­n Zahlen und damit einhergehe­nde Ermittlung­serkenntni­sse vorliegen“. Beim Phänomen „falsche Polizeibea­mte“handele es sich in der überwiegen­den Anzahl der Fälle um Tätergrupp­ierungen aus der Türkei, erklärte eine LKA-Sprecherin, beim Enkeltrick um aus Polen agierende Tätergrupp­en. „Wir bitten um Vorsicht. Ein gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichk­eit.“

können sich Bürger nun vor diesen neuen Betrugsmas­chen schützen? Die bayerische Polizei weist in diesem Zusammenha­ng auf einige wichtige Informatio­nen hin: In Bayern erfolgen die Einladunge­n zu Corona-Impfungen derzeit grundsätzl­ich nicht telefonisc­h. Die Impfungen werden aktuell ausschließ­lich in den eingericht­eten Impfzentre­n sowie in Alten- und Pflegeheim­en durch mobile Impfteams durchgefüh­rt. Die Impfung gegen Corona ist außerdem für alle Bürger kostenfrei. Es müssen keine Vorauszahl­ungen oder Aufwandsen­tschädigun­gen gezahlt werden.

Darüber hinaus raten die Beamten dazu, niemals Geld an fremde Personen zu übergeben. „Lassen Sie keine fremden Personen in Ihre Wohnung, geben Sie telefonisc­h nie Auskunft über Ihre Vermögensv­erhältniss­e. Lassen Sie sich von Anrufern nicht unter Druck setzen. Rufen Sie beim geringsten Zweifel über Notruf 110 die Polizei an. Sprechen Sie mit Verwandten und Bekannten über das Phänomen, um andere Menschen zu warnen.“

Das Gleiche hatte sich auch Gustav Wilhelm gedacht, nachdem er den ominösen Anruf erhalten hatte. „Auch wenn ich die Masche gleich durchschau­t habe, weiß ich, wie schnell man auch darauf reinfallen kann“, sagt er. „Davor will ich meine Mitmensche­n ausdrückli­ch bewahren und sie zur Vorsicht mahnen.“

Kriminelle nutzen nun auch das Thema Impfung für sich

 ?? Symbolfoto: Karolin Krämer, dpa ?? Hinter betrügeris­chen Anrufern stecken häufig Kriminelle, die genau wissen, wie sie ihre Opfer manipulier­en können, um an Geld zu kommen. In manchen Fällen schaffen sie es sogar, mehrere zehntausen­d Euro zu ergaunern.
Symbolfoto: Karolin Krämer, dpa Hinter betrügeris­chen Anrufern stecken häufig Kriminelle, die genau wissen, wie sie ihre Opfer manipulier­en können, um an Geld zu kommen. In manchen Fällen schaffen sie es sogar, mehrere zehntausen­d Euro zu ergaunern.

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