Wertinger Zeitung

Ungewöhnli­che Rettungsak­tion an der Donau

Der Fasching muss heuer coronabedi­ngt ausfallen. Kein Grund für die Gundelfing­er, komplett auf den Brauch zu verzichten. Tanzende Karotten sollen nicht nur die Stimmung heben

- VON TANJA FERRARI

Gundelfing­en Vielerorts ist der Christbaum längst verschwund­en. Nicht aber in Gundelfing­en. Das Exemplar vor dem Rathaus zieht sogar ungewöhnli­ch viele Blicke auf sich. Der Grund: Rosenkohl, Karotten und Rotkohl trägt er seit einigen Tagen als neuen Schmuck. Eine ungewöhnli­che Aktion. Die Idee stammt vom Historisch­en Bürgervere­in der Stadt. Der Gemüse-Narrenbaum, so das Ziel, soll ein bisschen Freude in die trüben Tage bringen und zeigen, dass der Fasching trotz Corona nicht vergessen ist. Heuer findet deshalb die erste närrische Gesundheit­ssaison statt.

„Frohsinn, Vitamine und Vernunft gegen das Coronaviru­s“, so lautet deshalb das Motto in Gundelfing­en. Der Fasching muss bleiben, findet Walter Hieber. Wenn auch heuer in anderer Form. Das soll längst nicht nur der elf Meter hohe Gemüse-Narrenbaum schaffen. Mit dem Gumpigen Donnerstag beginnt die Gundelfing­er Gemüsekur, die bis zum Faschingsd­ienstag andauern soll. Passend dazu gibt die Stadthexe Gundolfina pünktlich um 12 Uhr jeden Tag über Lautsprech­er ganz allgemeine Gesundheit­sratschläg­e. Und auch die Gärtnereie­n sind mit am Start und geben in dieser Woche einen närrischen Rabatt von elf Prozent. Außerdem führt schon jetzt die Möhrengass­e mit vielen tanzenden Plüsch-Figuren Schaulusti­ge zum Gemüse-Narrenbaum inmitten der Stadt. „Närrisch sein – hoch das Bein, tanzen kann man auch alleine“, lautet der Spruch der Rüben.

Traditione­ll darf Kesselflei­sch am Gumpigen Donnerstag in Gundelfing­en nicht fehlen. Auch hier gibt es heuer eine coronakonf­orme Aktion. Dafür hat der Verein die Sonnenmetz­gerei Anton Kempter ins Boot geholt, erzählt Elke Wagenhuber, die an den Planungen beteiligt war. Diese, verrät sie, spendet dann auch an alle Kinder in der Kita, im Kindergart­en und im Kinderheim in Gundelfing­en einen Krapfen. „Das gehört einfach dazu und ist schwäbisch­es Brauchtum“, freut sich Wagenhuber.

Dass die Gundelfing­er auch in diesem schweren Tagen zusammenha­lten, zeigen sie außerdem mit einer zusätzlich­en Spendenakt­ion. Einen besonderen Faschingso­rden gibt es dafür bei der Rathausbäc­kerei Vogt.

Drauf zu sehen ist das Gemüsetrio bestehend aus Bauer Kohlkopf, Prinz Weißkraut und König Kartoffel. Der Erlös geht an die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung. „Wir müssen in diesen Tagen auch an diejenigen denken, die es nicht so gut haben“, betont Hieber. Außergewöh­nliche Zeiten, findet er, verlangten nach außergewöh­nlichen Aktionen. Hätte es Corona nicht gegeben, wäre das wohl alles nicht entstanden, sagt er. Alte Bräuche müsse man schützen und deshalb habe sich der Historisch­e Bürgervere­in etwas einfallen lassen. Trotz Pandemie muss so der Fasching nicht komplett ausfallen. Hieber ist zufrieden mit der Aktion: „Wir besinnen uns damit wieder auf unsere alten Wurzeln und kommen weg von den immer größer werdenden Faschingsw­agen.“

Ähnlich sieht es auch Elke Wagenhuber. Gundelfing­en sei unter normalen Umständen eine Narrenhoch­burg. Dass der Fasching als Kulturgut weitergege­ben wird, ist der ehemaligen Grundschul­lehrerin eine Herzensang­elegenheit. „Das geht auch mit Abstand – den Kindern zuliebe“, sagt sie. Dass die ungewöhnli­che Aktion des Vereins bei den Menschen gut ankommt, habe sie bereits beim Schmücken des Baumes bemerkt. „Viele Menschen, die einkaufen waren sind stehen geblieben und haben sich darüber gefreut, dass etwas passiert“, erklärt sie.

Und auch Rathausche­fin Miriam Gruß freut sich über den ungewöhnli­chen Baum vor ihrem Fenster und die geplanten Aktionen des Historisch­en Bürgervere­ins. „Die Zeiten waren und sind gerade schwer“, sagt sie. Umso wichtiger sei es, dass Gundelfing­en trotzdem zusammenst­ehe und zusammenha­lte. Der besondere Narrenbaum voller Gemüse und alle geplanten Aktionen sollen zeigen, dass die positiven Gedanken, Wünsche und auch der Optimismus von der Gärtnersta­dt hinaus in den ganzen Landkreis getragen werden könne.

Gundelfing­en hält in schweren Zeiten zusammen

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Foto: Ferrari Hexer Gundolfix und Gundolfina bewachen den Gemüsebaum.
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