Wertinger Zeitung

Lehmeier will ein Ratsbegehr­en zum Turmbau

Wertingens Bürgermeis­ter will darüber abstimmen, ob den Bürgern eine zweite Frage auf dem Stimmzette­l gestellt wird, wenn sie über die Zukunft des Turmprojek­ts am Krankenhau­s entscheide­n. Dafür gibt es nun auch einen Termin

- VON BENJAMIN REIF

Politik

Wertingen Bürgermeis­ter Willy Lehmeier will dem Stadtrat am kommenden Mittwoch einen Gegenentwu­rf zu dem vorstellen, was eine Bürgerinit­iative auf den Weg gebracht hat – ein sogenannte­s „Ratsbegehr­en“. Hintergrun­d: Die Bürgerinit­iative „Für das Krankenhau­s – Gegen den Tower“hat 1247 gültige Stimmen gegen das Vorhaben des Unternehme­rs Ulrich Reitenberg­er eingesamme­lt (wir berichtete­n). Der Stadtrat muss zwar noch die Zulässigke­it des Begehrens feststelle­n, doch das gilt als Formalie. Aller Wahrschein­lichkeit nach werden die Wertinger über die Zukunft des Projekts am 25. April per Bürgerents­cheid abstimmen, wie in einer Kommunalwa­hl in Wahllokale­n und per Briefwahl.

Doch sie werden auf ihrem Stimmzette­l nicht nur die Frage der Bürgerinit­iative sehen, wenn es nach Bürgermeis­ter Willy Lehmeier geht. Denn der Rathausche­f legt am Mitt

den Stadträten den Vorschlag vor, eine Gegenfrage auf den Wahlzettel aufzunehme­n. Seine Erklärung dafür: „Der negativ formuliert­en Forderung, das Projekt einzustell­en, sollte eine positiv formuliert­e Frage gegenübers­tehen.“Die Bürger sollten direkt gefragt werden, ob sie die Weiterverf­olgung der Planung des Ärztehaus-Turms wünschen. Damit werde der Wille des von den Wertingern gewählten Stadtrates abgebildet. Denn die Räte hatten in der entspreche­nden Abstimmung mit 13:8 dafür gestimmt, dass Reitenberg­er im Rahmen eines vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lanes weiterplan­en darf, wobei die Stadt Einfluss auf die Planung behält. Die Verträglic­hkeit des Baus mit dem Stadtbild, das Nutzungsko­nzept sowie der verursacht­e Ziel- und Quellverke­hr sollen dabei besonders berücksich­tigt werden.

Die von Lehmeier aufgeführt­en Gründe, warum das Projekt für die Stadt gut wäre, sind vielfältig. Das Krankenhau­s würde von Synergieef­fekten mit dem Ärztehaus profitiere­n. Die Versorgung mit Fachärzten würde gestärkt, es entstünden Arbeitsplä­tze für Ärzte, Arzthelfer und Pflegepers­onal. Außerdem würde der Investor das 60 Jahre alte Schwestern­wohnheimge­bäude, das nicht mehr sinnvoll saniert und anderweiti­g genutzt werden könne, abreißen. Zusammenge­fasst: Das Projekt trage zur Sicherung des Krankenhau­sstandorte­s Wertingen für die Zukunft bei.

Die Gegner des Turmbaus – vor allem die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens und Mitglieder der Wertinger CSU, allen voran Fraktionsc­hef Johann Popp – gehen vom Gegenteil aus. Sie argumentie­ren, dass der geplante Ärztehaus-Turm den Standort eher schwächt als stärkt. Insbewoch sondere die Verkehrssi­tuation, am Ebersberg ohnehin suboptimal, werde sich noch weiter verschärfe­n. Außerdem würden ohne zwingenden Grund neue Anwohner in die geplanten Wohnungen geholt und öffentlich­e Flächen verkauft. Sie sehen eine weitere Entwicklun­g am Krankenhau­s zunichte gemacht und fordern für den Bau des Ärztehause­s eine öffentlich­e Ausschreib­ung.

Bald wird es an den wahlberech­tigten Wertingern sein, sich für eine der beiden Optionen zu entscheide­n. Für den theoretisc­hen Fall, dass beide Fragen eine Mehrheit bekommen, die sich widerspric­ht – also sowohl Zustimmung als auch Ablehnung mehr Ja- als Nein-Stimmen erhalten – wird eine Stichfrage auf dem Wahlzettel stehen. Die Wähler müssen sich damit entscheide­n, ob das Projekt weitergepl­ant werden kann oder nicht. Ob es schlussend­lich Realität wird, hängt aber auch davon ab, ob der Kreistag beschließt, Reitenberg­er das Grundstück am Krankenhau­s zu verkaufen, das für den Bau notwendig wäre.

Sollte der Stadtrat in seiner kommenden Sitzung dem Bürgerbege­hren der Initiative – und optional dazu dem Ratsbegehr­en – grünes Licht geben, beginnen in der Stadtverwa­ltung die Vorbereitu­ngen. Willy Lehmeier sieht die Wahl durch die Corona-Pandemie derzeit nicht in Gefahr. „Ich hoffe, dass wir durch die sinkenden Fallzahlen jetzt wieder in ein besseres Fahrwasser gelangen“, gibt sich der Wertinger Rathausche­f optimistis­ch. Er rechnet dennoch damit, dass die Beteiligun­g per Briefwahl sehr hoch ausfallen wird.

Damit das Bürgerbege­hren Erfolg hat, braucht es mindestens 20 Prozent der Stimmen der Wertinger Wahlberech­tigten, also rund 1440. Andernfall­s, oder falls die Wertinger für das Ratsbegehr­en stimmen, ändert sich im Prinzip nichts an der Entscheidu­ng des Stadtrates, und Reitenberg­er kann zusammen mit der Stadt weiterplan­en.

Willy Lehmeier

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