Die Krise an der Messe spitzt sich zu
Seit fast einem Jahr sind Großveranstaltungen tabu. Wie Die Augsburger Messe und der Veranstalter Afag, der auch die Frühjahrsausstellung organisiert, damit umgehen
Augsburg Die Veranstaltungsbranche und das Messewesen gehören zu den Verlierern der Corona-Pandemie. Der Besuch eines Konzerts oder einer Messe ist seit vielen Monaten nicht mehr möglich. Für Unternehmen, die am Markt tätig sind, spitzt sich die Krise zu. Das spüren die Messe GmbH, die das Augsburger Messegelände betreut, und die Firma Afag Messen und Veranstaltungen GmbH, die in Augsburg als größter Veranstalter auftritt. Beide Firmen haben Kurzarbeit beantragt - und befinden sich im Krisenmodus.
Es war Ende Januar 2020, also vor gut einem Jahr, als die letzte große Veranstaltung im Messezentrum stattfand. Zur Augsburger Frühjahrsausstellung (afa), die von der Privatfirma Afag veranstaltet wird, kamen fast 60.000 Besucher. Wenig später bestimmte Corona das Leben. Die Fachmesse Grindtec, die als bislang größte Veranstaltung in Augsburg über die Bühne gehen sollte, wurde erst vom Frühjahr in den Herbst verschoben und später endgültig abgesagt. Für die Afag-Geschäftsführer ist mit der Absage das Thema allerdings nicht erledigt, da es nun auch darum geht, wie mit Ausstellern zu verfahren ist, die auf Kosten sitzen geblieben sind.
Lorenz Rau, Geschäftsführer der Messe Augsburg, hat ebenfalls Sorgen. Ohne Veranstaltungen fehlen
Einnahmen. Das große Areal liegt nahezu brach. Einzig in der Messehalle 3a herrscht Betrieb. Hier ist das Corona-Testzentrum untergebracht.
Das Geschäftsjahr 2020 hat der Messe Millionenverluste beschert, weil reihenweise Veranstaltungen ausfielen. Der Jahresumsatz lag bei nur 3,6 Millionen Euro. Im Jahr 2019 waren es noch 6,3 Millionen. Rau betont, dass die Messe GmbH weiterhin liquide sei. Es seien Kredite aufgenommen worden. Die Messe-Gesellschafter, zu denen die Stadt Augsburg sowie die Nachbarlandkreise gehören, hätten die Bürgschaften übernommen.
Dass es weiter Verzögerungen beim Neustart von großen Veran
staltungen gibt, muss Rau zur Kenntnis nehmen: „Die Messe Augsburg hatte frühzeitig mit den Planungen für ein ungewisses Jahr 2021 begonnen und wird jetzt nicht von den derzeitigen Entwicklungen rund um den Lockdown überrascht.“Eine erste, rein virtuelle Kongressmesse, die Ende des Jahres in Augsburg stattfand, habe zumindest Mut gemacht, dieses Konzept nicht aus dem Auge zu verlieren: „Digitale Events haben in der derzeitigen Phase eine wichtige Ersatzfunktion, sind jedoch für die meisten Firmen keine dauerhafte Alternative.“Deswegen geht die Messe laut Rau fest davon aus, dass der Neustart des Messe- und Kongresswesens gelingen werde, wenn die
Corona-Zahlen sinken. Für das erste Quartal sind aber keine Messen oder Events in Augsburg geplant. Die Unsicherheit, so Rau, sei zu groß.
Das Hochfahren des Geschäfts benötige ausreichend Vorlaufzeit. „Für uns als Messe- und Veranstaltungsgesellschaft sind verlässliche Regelungen wichtig“, erläutert Rau. Er will sich daher nicht festlegen, zu welchem Zeitpunkt der Betrieb wieder normal laufen könnte.
Es bleibt spekulativ, wann überhaupt wieder größere Messen und Ausstellungen stattfinden. Für Henning Könicke und Thilo Könicke, die beiden Afag-Geschäftsführer, ist dies eine herausfordernde Situation. Es gebe eine Besonderheit, die laut Henning Könicke etwas beruhige: „Messen haben eine Vorbereitungsphase von bis zu zwei Jahren, das ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Branche“. Gerade für Messen in 2021, aber auch bereits für 2022 gebe es viel zu tun.
Planungssicherheit gibt es nicht. Die Firma Afag, die ihren Sitz in Nürnberg hat, hat deshalb Kurzarbeit beantragt. Wegen zeitlicher Vorläufe für geplante Messen sei es aber gar nicht möglich, den Betrieb komplett herunterzufahren, heißt es.
Die Krise hat die Afag laut Geschäftsführung bislang nicht aus der Bahn geworfen. Henning Könicke sagt: „Nach einem Jahr ohne Veranstaltungen und einer weiter unbekannten, veranstaltungsfreien Zeit in 2021 stehen wir dennoch stabil.“Dies sei trotz fehlender staatlicher Unterstützung im Vergleich zu anderen Branchen aber eine große Herausforderung für das gesamte Unternehmen. Problem sei, dass bei der Ausrichtung von Messen die meisten Kosten im Vorfeld anfielen, wozu etwa die Werbung gehöre.
Als privates Unternehmen müsse man gegenwärtig genau planen. Einige Veranstalter bundesweit haben aufgegeben. „Wir sind noch am Markt und dort wollen wir auch bleiben“, sagt Henning Könicke. Bedauert wird von den Geschäftsführern, dass die versprochene staatliche Hilfe bislang ausgeblieben sei. Gegenwärtig gehen die MesseVeranstalter davon aus, dass sich die Situation im Lauf dieses Jahres verbessert und ab der zweiten Jahreshälfte größere Veranstaltungen wieder möglich sein werden.
Die im Vorjahr ausgefallene Grindtec soll aber erst im Frühjahr 2022 über die Bühne gehen. Mit den Ausstellern stehe die Afag in Kontakt, zumal die finanziellen Modalitäten zu klären sind.
Dazu sagt Henning Könicke: „Die Rückabwicklung der nicht stattgefundenen Grindtec ist noch im Gange, gleichzeitig beginnt aber schon die Anmeldephase für die Grindtec 2022“. Mit einem Großteil der Aussteller sei eine Einigung erzielt worden, mit anderen Ausstellern gebe es momentan noch Gespräche.
Lorenz Rau ist Geschäftsführer der Augs burger Messe.