Wertinger Zeitung

Langemarck­straße wird zu „Familie‰Einstein‰Straße“

Neuer Namensgebe­r ist eine jüdische Familie aus Kriegshabe­r. Der bisherige Name hatte Bezüge zur NS-Zeit

- VON STEFAN KROG

Umbenennun­g

Augsburg Die Langemarck­straße im Augsburger Stadteil Kriegshabe­r wird künftig „Familie-EinsteinSt­raße“heißen. Das hat der Bauausschu­ss des Stadtrats am Donnerstag beschlosse­n. Die Familie Einstein lebte seit dem 19. Jahrhunder­t in Augsburg und war religiös und sozial engagiert. Mit dem Namen wird an die jüdische Geschichte von Kriegshabe­r – in der Ulmer Straße gibt es noch eine Synagoge – erinnert.

Der Stadtrat hatte im vergangene­n Jahr eine Umbenennun­g der Langemarck­straße beschlosse­n, nachdem die von der Stadt eingesetzt­e Erinnerung­skommissio­n eine Umbenennun­g empfohlen hatte. Die Nationalso­zialisten hatten die

Straße in Erinnerung an die Schlacht von Langemarck im Ersten Weltkrieg benannt. Um die Schlacht wurde ein Mythos gebildet, in dem Opferberei­tschaft fürs Vaterland verklärt wurde.

Für etwa 1000 Bürger ändert sich nun die Adresse. Vor der Umbenennun­g hatte es mehrere Bürgerspre­chstunden gegeben, die aber kaum auf Resonanz stießen. Von einigen Gewerbetre­ibenden gab es jedoch Kritik, weil sie nun etwa Briefköpfe und andere Beschriftu­ngen ändern müssen. Die Stadt kündigte vor einem Jahr an, dass sie einen Teil ihrer Auslagen geltend machen könnten. Die Adressände­rung in Personalau­sweisen erfolgt kostenlos.

Ebenfalls umbenannt werden soll die Dr.-Mack-Straße am Bezirkskra­nkenhaus, die nach einem früheren Augsburger Arzt benannt ist, der an Zwangsster­ilisatione­n während des Dritten Reichs beteiligt war. Hier ist noch kein neuer Name gefunden. An einer Reihe weiterer Straßen empfahl die Kommission das Anbringen von Hinweissch­ildern, etwa an der Professor-Messerschm­itt-Straße.

Die Überprüfun­g von Straßennam­en geht auf einen Anstoß der Grünen aus dem Jahr 2013 zurück. Nachdem CSU und Grüne in der vergangene­n Ratsperiod­e noch manche Diskussion­en speziell zur Langemarck­straße führten, übten sich die Koalitionä­re am Donnerstag nun in Einigkeit. Die Umbenennun­g der Langemarck­straße sei notwendig, wobei man sichergest­ellt habe, dass Anwohner bei den Ummeldevor­gängen von der Stadtverwa­ltung unterstütz­t werden. Grünen-Fraktionsc­hefin Verena von Mutius-Bartholy sagte, der Name Einstein stehe für das friedliche Miteinande­r von Juden und Christen in Augsburg. Es lohne sich auch 75 Jahre nach Ende des Nationalso­zialismus, genau hinzuschau­en und kritische Fragen zu stellen.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivfoto) Die Langemarck­straße heißt künftig „Familie‰Einstein‰Straße“. Der Bezug zur NS‰ Vergangenh­eit fällt weg.

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