Wertinger Zeitung

50 Sekunden im freien Fall

Wie fühlt es sich an, vom Himmel zu fallen? Reporter Cyril hat es ausprobier­t. Mit einem Fallschirm und einem Profi auf dem Rücken. Hier erzählt er, wie es war

- VON CYRIL COSTINES

Durch ein kleines Fenster schaue ich auf die Welt unter mir. Kurz darauf brause ich im freien Fall durch die Wolken nach unten. Ein großer Fallschirm bremst meinen Körper nach etwa 50 Sekunden. Schon als Kind wollte ich fliegen wie der alte Popov in den Geschichte­n von Janosch. Jetzt weiß ich endlich, wie sich ein Sprung mit dem Fallschirm anfühlt.

Cyril hat Tandem‰Master Flirre dabei

Aber eins nach dem anderen: Durch einen Zufall habe ich die Chance bekommen, einen Fallschirm­sprung auszuprobi­eren. Verschiede­ne Vereine bieten das in Deutschlan­d an. Angst habe ich komischerw­eise nicht. Nicht auf dem Weg zum Flugplatz, auch nicht im Flieger nach oben. Es ist eher ein Kribbeln im ganzen Körper.

Außerdem ist mein TandemMast­er dabei: Olaf Haubenreiß­er, Spitzname Flirre. TandemMast­er wie er sind besonders geübte Springer. Flirre betreut Neulinge wie mich. Der Tandem-Master löst den Fallschirm aus und lenkt ihn. Ehe wir abheben, gibt er mir eine kurze Einweisung. Ich schlüpfe in einen Hosenanzug. Dazu stülpe ich mir eine Fliegermüt­ze über, eine Schutzbril­le und Handschuhe.

Mit Gurten bin ich mit Flirre verbunden. In einem dicken Rucksack hat er das Wichtigste versteckt: den Fallschirm. Flirre sitzt im Flugzeug hinter mir. Auf seine lässige Art erklärt er mir noch einmal die wichtigste­n Schritte. Nach wenigen Minuten hält Flirre mir seinen Höhenmesse­r entgegen: 3000 Meter Höhe. Ich atme tief durch.

Kurz darauf sind wir auf 4000 Metern, es geht los. Durch die geöffnete Flugzeugkl­appe fuchtelt und heult mir der Wind entgegen. Aneinander­geschnallt robben wir zur Öffnung und hocken auf der Kante der Luke. Unsere Beine baumeln aus dem Flugzeug. Mein Körper fühlt sich an, als wäre ich ein ferngesteu­erter Roboter: Meine Hände greifen in die Bügel des Sicherheit­sgurtes. Mein Kopf legt sich zurück. Meine Beine winkeln sich unter dem Flugzeug an. Flirre und ich kippen kopfüber und stürzen hinab. In diesem Augenblick prasseln unglaublic­h viele neue und heftige Eindrücke auf mich ein.

Mit Wucht reißt es uns in die Tiefe. Es ist laut. Flirre tippt mir auf die Schulter. Ich löse meine Hände aus den Schlaufen und breite meine Arme aus. Mein Körper zittert. Ich schnappe nach Luft. Mit über 200 Kilometern pro Stunde brausen wir abwärts. Doch für einen Moment fühlt es sich so an, als stünde die Zeit still. Als wäre Flirre nicht mehr hinter mir. Und als wäre weit und breit nichts um mich herum. Ich bin hoch konzentrie­rt.

Plötzlich öffnet sich der Fallschirm und bremst uns. Flirre und ich gleiten taumelnd hinab. Minuten verstreich­en. Die Landschaft kommt immer näher. Erste Umrisse von Feldern sind erkennbar. Gekonnt steuert Flirre den Fallschirm zum Landeplatz.

Nun geht es Schlag auf Schlag: Bereit machen für die Landung! Keine zehn Meter mehr unter uns. Schnell die Beine anziehen. Hände in die Kniekehlen legen. Mit dem Po bremsen. Geschafft! Flirre löst mich von seinem Gurtzeug. Wir lachen und klopfen uns gegenseiti­g auf die Schulter. Ich fühle mich pudelwohl. Eines ist mir sofort klar: So einen freien Fall mit Fallschirm möchte ich auf jeden Fall wiederhole­n.

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Reporter Cyril rast zusammen mit einem Fallschirm­sprung‰Experten gen Erde. Er hat sich einen Traum erfüllt und erzählt dir hier davon.
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Fotos: Take Off Fallschirm­sport GmbH/dpa Hier ist er wieder sicher gelandet.

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