Wertinger Zeitung

Ein Albtraum, der nicht aufhört

- VON BERTHOLD VEH Berthold.Veh@wertinger‰zeitung.de

Das Ganze wirkt wie ein Albtraum, der nicht aufhört. Der sich gerade in diesem Vorfrühlin­g quälend lange anfühlt. Denn seit etwa einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie die täglichen Schlagzeil­en des Lokalteils unserer Heimatzeit­ung. Als Nachrichte­n von Covid-19 aus China die Runde machten und vom ersten Corona-Fall in Deutschlan­d berichtet wurde, dachten wohl die meisten Menschen hierzuland­e, dass es so schlimm wohl nicht werden würde. Die Landkreis-Ausstellun­g WIR 2020 besuchten immerhin noch fast 38.000 Menschen. Mit Abstand, Desinfekti­on und einem freundlich­en Lächeln statt Händeschüt­teln versuchten alle Beteiligte­n, Infektione­n zu vermeiden. Die Kommunalwa­hlen am 15. März waren dann der letzte große Massenaufl­auf im Freistaat. „Erst Hände waschen, dann wählen“, lautete die Schlagzeil­e unserer Wahlreport­age, ehe am Tag danach alles anders wurde. Bayern rief den Katastroph­enfall aus. „Der Landkreis Dillingen fährt runter“, hieß es am

18. März in unserem Lokalteil. Und tags darauf war vom Wunsch der heimischen Wirtschaft zu lesen: „Wir beten, dass das schnell vorübergeh­t.“

Heute wissen wir, dass es leider nicht so kam. Am Mittwoch nach der Wahl gab es bei uns den ersten bestätigte­n Corona-Fall, und am

23. März berichtete­n wir über den ersten Landkreisb­ürger, der einer Covid-19-Infektion erlag. Inzwischen sind 99 Menschen in der Region an oder mit Corona gestorben. Besonders getroffen hat es dabei die Seniorenhe­ime in Wertingen und Bissingen. Zahlreiche Menschen sind in Kurzarbeit, manche Unternehme­n befinden sich nach den verordnete­n Schließung­en in Schieflage, einige von ihnen mussten Konkurs anmelden. Einzelhänd­ler haben den zweiten Lockdown hinter sich, und manche Branchen wie die Hotel- und Gastronomi­ebetriebe dürfen immer noch nicht öffnen.

Auch in unserer Region hat die Schärfe in den Diskussion­en zugenommen. Menschen, die die CoronaPoli­tik der Regierung trotz vieler Pannen als sinnvoll erachten, trennen Welten von den Gegnern dieser Regeln. Viel Kritik musste immer wieder das Landratsam­t mit Landrat Leo Schrell an der Spitze einstecken. Etwa wegen der Wahl des Impfzentru­m-Standorts in Wertingen, des Betreibers und zu langen Wartezeite­n für die Senioren. Nicht immer war die Kritik berechtigt. Bei den Erstimpfun­gen lag der Kreis zuletzt schwabenwe­it vorne.

Auf unseren Sonderseit­en werfen wir heute einen Blick zurück auf dieses Jahr, das rein rechnerisc­h vielleicht kurz ist, aber unheimlich lang wirkt. Denn die meisten Menschen haben in diesen Vorfrühlin­gstagen von Einschränk­ungen genug, auch wenn sie angesichts steigender Infektions­werte sinnvoll sein mögen. Es bleibt die Hoffnung, dass das Missmanage­ment bei der ImpfstoffB­eschaffung bald eine Randnotiz sein wird und alle, die das wollen, schnell geimpft werden können. Nur so ist diese Pandemie in den Griff zu bekommen.

Schon zwei Mal fuhr der Landkreis run‰ ter. Das Foto entstand beim ersten Lock‰ down in der Kapuziners­traße.

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Foto: Veh »Seiten 30/31
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Diese Woche

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