„Im Prinzip ist es einer Ölbohrung ähnlich“
Interview Der Experte Dr. Bernd Hanauer erklärt, wie der Tiefbrunnen entstehen soll
Als Spezialist und Fachmann für Hydrogeologie begleiten Sie im Auftrag der Stadtverantwortlichen erneut eine Bohrung eines neuen Tiefbrunnens im Gebiet von Binswangen, wer wird diese Aufgabe übernehmen?
Dr. Bernd Hanauer: Das sind ausschließlich Spezialisten, denn diese Bohrungen benötigen sehr hohe Ansprüche an das Wissen der Fachleute. Derzeit laufen erste Planungen für diese Brunnenbohrung.
Diese Bohrungen sind notwendig, weil der bestehende Brunnen immer mehr an Leistung verliert. Was sind Ihrer Meinung nach Gründe dafür? Hanauer: Der am bestehenden Tiefbrunnen derzeit nutzbare Wasserdruck geht vor allem aufgrund des Klimawandels und der damit verbundenen Absenkung des natürlichen Grundwasserspiegels zurück.
sich die verschiedenen Tiefbrunnen in der Region gegenseitig beeinflussen, ist derzeit noch offen und wird aktuell mit einer großräumigen Studie zum Karstgrundwasser geklärt. Bisher geben die vorliegenden Messungen aber keine Hinweise darauf, dass die Grundwasservorkommen in der Region durch die bestehenden Brunnen übernutzt werden.
Was erwartet die Fachleute auf dem Weg „nach unten“?
Hanauer: Insgesamt soll circa 200 Meter tief gebohrt werden, in ungefähr 150 Metern Tiefe werden wir auf Felsgestein stoßen, da es sich bei dieser Gegend um einen verkarsteten Kalkstein handelt, vergleichbar mit der „Schwäbischen Alb“. Da das Grundwasser dort aus großer Tiefe gefördert wird, ist es nicht nitrathaltig.
Ist Grundwasser in seiner Qualität immer gleich oder gibt es auch da Unterschiede?
Hanauer: Ja, zum Beispiel wird in dieser Gegend das Wasser aufgrund der geologischen Beschaffenheit immer hartes Wasser bleiben, also kalkhaltig. Mineralstoffe sind jedoch gut für den Körper.
Es soll ungefähr 200 Meter tief gebohrt werden – wie muss sich der Laie das vorstellen? Ölbohrungen sind allen ein Begriff, ist das beim Grundwasser ähnlich, da ja immer auch vom Wasserdruck gesprochen wird?
Hanauer: Im Prinzip ist es einer Ölbohrung ähnlich. Es wird auf einen Spezial-Lkw ein großer Bohrer montiert und dieser an die geeignetste Stelle platziert werden, dann dreht er sich ins Erdreich. Die Besonderheit bei diesem tiefen GrundOb wasserleiter ist, dass der Wasserdruck höher ist als die Geländeoberfläche. Das hat den Vorteil, dass wir das Grundwasser nicht sehr hoch pumpen müssen.
Wann wird die Bohrung voraussichtlich beginnen?
Hanauer: Ich denke, dass wir in der zweiten Jahreshälfte starten können und nach ungefähr zwei, drei Monaten die Bohrung abgeschlossen ist. Den neuen Tiefbrunnen werden die Stadt Wertingen und die Kugelberggruppe voraussichtlich nächstes Jahr in Betrieb nehmen können. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Tiefbohrung für Wertingen für die nächsten Jahrzehnte die letzte sein wird.
Das Interview führte Ulrike Hauke/ Stadt Wertingen