Wertinger Zeitung

Mehr Tests – mehr Infizierte?

Gesundheit Seit gut einer Woche öffnet ein Testzentru­m nach dem anderen. Ob sich das jetzt auf die Inzidenz auswirkt

- VON TANJA FERRARI, GÜNTHER HÖDL UND CORDULA HOMANN

Immer mehr Testzentre­n werden im Landkreis Dillingen eröffnet: In Gundelfing­en in einer Kirche, in Dillingen ein zweites. Wie wirkt sich das aus?

Landkreis Impfen, Testen, Lockdown. Mit diesem „Corona-Dreiklang“soll nach über einem Jahr Pandemie der Weg zurück in einen normalen Alltag führen. Doch die Verwirrung über die Corona-Maßnahmen ist groß.

Für Aufhorchen hat vor einigen Tagen ein Mathematik-Student aus Bayerisch Gmein gesorgt. Er hat eine Formel erstellt, die die Anzahl aller Corona-Tests in einer Region bei der Berechnung ihres Inzidenzwe­rts berücksich­tigt. Im Traunstein­er Tagblatt wird der Kern der Überlegung dargelegt: Im Bundesdurc­hschnitt würden seit Jahresbegi­nn etwa 1,5 Prozent der Bevölkerun­g pro Woche auf Corona getestet. Im Berchtesga­dener Land seien es aber doppelt bis fast viermal so viele Personen. Anhand der Positivquo­te hat der 23-Jährige hochgerech­net, wie viele positive Fälle es jeweils geben würde, wenn gleich viele Personen (1,5 Prozent) getestet würden. Die Inzidenz für Deutschlan­d sähe nicht viel anders aus, wäre für das Berchtesga­dener Land aber deutlich günstiger. Was wiederum Auswirkung auf die angeordnet­en Einschränk­ungen haben kann. Seine Anregung lautet sinngemäß, dass bei der Berechnung der Corona-Inzidenz einer Region die Anzahl der Testungen im Verhältnis zur Bevölkerun­gszahl mit berücksich­tigt werden sollte.

In den vergangene­n Tagen sind auch im Landkreis Dillingen mehrere Testzentre­n eröffnet worden. Denn inzwischen darf sich jeder Bürger kostenlos mindestens einmal in der Woche testen lassen. In Gundelfing­en können das die Einwohner der Verwaltung­sgemeinsch­aft schon seit dem 17. März tun. Außergewöh­nlich ist dort vor allem der Ort, an dem der Abstrich gemacht wird: Das Testzentru­m befindet sich in der barocken Spitalkirc­he. Zwischen Hochaltar und Kreuzgang wird ein Abstrich gemacht. Apotheker Johannes Riesinger, der das Testzentru­m gemeinsam mit der Stadt, dem DLRG Kreisverba­nd Dillingen und dem ASB Regionalve­rband betreibt, freut sich über das gelungene Projekt in den besonderen Räumlichke­iten und zieht eine positive Bilanz: „Es ist eine tolle Zusammenar­beit, die wir hinbekomme­n haben.“

Begeistert von der bisherigen Resonanz ist auch Claudia Lijsen. Sie ist Leiterin des medizinisc­hen Bereichs des ASB und ehrenamtli­ch bei der DLRG aktiv. Sie erklärt: „Unser Angebot wird von allen Altersgrup­pen gut angenommen.“Vom Kindergart­enkind bis hin zum 80-jährigen Geburtstag­skind sei bisher alles dabei gewesen. Besonders sei in Gundelfing­en nicht nur die Örtlichkei­t. Auch der Umstand, dass es den Schnelltes­t montags, mittwochs und freitags jeweils von 8 bis 13 Uhr und am Freitag sogar zusätzlich von 16 bis 20 Uhr ohne Termin gibt. „Das wollen wir auch so lange es geht beibehalte­n“, ergänzt sie. Um das möglich zu mahelfen, viele Freiwillig­e mit. Darunter Julia Neuß, die stellvertr­etende technische Leiterin bei der DLRG. Dass sie nach ihrer regulären Arbeit das Testen ehrenamtli­ch in ihrer Freizeit übernimmt, stört die 25-Jährige nicht: „Es ist mir ein Anliegen, den Menschen zu helfen.“Die Arbeitsbel­astung komme erst an zweiter Stelle. Eine Einstellun­g, die auch Lijsen teilt, die nach ihrer Schicht beim ASB den Kittel wechselt und als DLRG-Mitglied weiter testet. „Wir wollen nicht Teil des Problems sein, sondern Teil der Lösung“, betont sie. Auch über Ostern sollen die Schnelltes­ts deshalb ganz normal angeboten werden. Dass Gundelfing­en als erste Gemeinde im Landkreis ein eigenes Schnelltes­tzentrum auf den Weg gebracht hat, darauf ist Bürgermeis­terin Miriam Gruß stolz. Ein Vorteil, sagt sie, sei gewesen, dass es vor Ort bereits die Tests für Besucher von Angehörige­n im Haus der Senioren gab. Dass die Spital- und Vereinigte Wohltätigk­eitsstiftu­ng die Kirche nun auch für alle Bürger zur Verfügung stellt (siehe Artikel unten), freut sie besonders. „Es ist toll, wie alle an einem Strang ziehen – ich kann nur Danke sagen.“

In Dillingen gibt es seit Montag sogar zwei Testzentre­n: Das vom Gesundheit­samt in der Weberstraß­e betriebene und nur ein paar

Hundert Meter weiter im Hallenbad an der Mittelschu­le (Ziegelstra­ße) ein weiteres. Das hat der Dillinger Apotheker Dr. Matthias Schneider von der Oberen Stadtapoth­eke zusammen mit der Großen Kreisstadt initiiert. Es ist auch das zweite Hallenbad, das während der Corona-Pandemie anderweiti­g genutzt wird: Das Wertinger Hallenbad dient seit Wochen als Impfzentru­m.

Die DSDL konnte das Dillinger Hallenbad zur Verfügung stellen, weil schon die Saison-Vorbereitu­ngen im Dillinger Eichwaldba­d laufen. Dr. Schneider hat mit einer großen Nachfrage nach Tests gerechnet, seit sich jeder kostenlos testen lassen kann. Und schon der Montag war ausgebucht: 46 Personen kamen binnen drei Stunden dran. Insgesamt wurden im Hallenbad inzwischen mehr als 100 Menschen getestet. Das Testzentru­m dort ist werktags von 16 bis 19 Uhr geöffnet, ab Montag bis Gründonner­stag zusätzlich von 7.45 bis 10 Uhr. Am Karsamstag von 9 bis 12 und am Ostersonnt­ag von 9 bis 11 Uhr. Für diese Öffnungsze­iten ist der Apotheker seinen Mitarbeite­rn besonders dankbar. W eitere Helfer am Hallenbad sind willkommen.

Anders als in der Weberstraß­e, wo auch PCR-Tests durchgefüh­rt werchen den, sind es im Foyer des Hallenbads Schnelltes­ts. Mal wird der Abstrich aus dem Rachen genommen, mal vom vorderen Nasenberei­ch. Das hänge vom Hersteller des Tests ab, sagt Dr. Schneider. Sowohl er als auch Teile seines Personals haben sich von niedergela­ssenen Hausärzten schulen lassen, damit sie die Tests richtig durchführe­n können. In beiden Dillinger Testzentre­n muss man sich vorab anmelden.

Fürs Hallenbad geht das bislang nur online. Wer sich für einen Test auf der Homepage corona-schnelltes­t-dlg.de anmeldet, muss eine E-Mail-Adresse hinterlege­n. Dorthin wiederum wird ein Anmeldebog­en verschickt, der mitsamt Personalau­sweis oder Aufenthalt­sgenehmigu­ng unterschri­eben beim Termin im Hallenbad vorgelegt wird. Das Testergebn­is wird nach dem Abstrich an die E-Mail-Adresse geschickt, allerdings verschlüss­elt. Ist es positiv, geht automatisc­h eine weitere Mail ans Dillinger Gesundheit­samt. Das dann von sich aus tätig wird. Der Proband, der ein positives Testergebn­is hat, sollte sich direkt in häusliche Quarantäne begeben.

Dem Dillinger Landratsam­t liegen aber nur die Zahlen der Tests vor, die in der Weberstraß­e vom Gesundheit­samt vorgenomme­n werden. Dort werden PCR-,

Schnelltes­ts sowie Reihentest­ungen gemacht. Unabhängig davon melden die Labore, die PCR-Testungen auswerten – auch Tests, die beispielsw­eise von den Hausärzten veranlasst wurden – direkt an das Robert-Koch-Institut (RKI). Daraus errechnet das RKI die Auslastung und die Positivenr­ate.

Alle Einrichtun­gen, die testen oder Tests auswerten, müssen laut Infektions­schutzgese­tz positive Testergebn­isse an das Gesundheit­samt melden. Laut Landratsam­t lasse sich aus den dem RKI vorliegend­en Daten keine Verzerrung der Anzahl PCR positiver Testergebn­isse durch eine übergroße oder stark ansteigend­e Anzahl von positiven Antigen-Tests nachweisen. Das Dillinger Landratsam­t teilt weiter mit, dass über die Vollständi­gkeit der den Gesundheit­sämtern gemeldeten positiven Antigennac­hweise keine Aussage gemacht werden kann: Während alle positiven PCR-Testergebn­isse immer automatisc­h über die Labore gemeldet werden, wird die Anzahl der verschiede­nen Testungen nicht erfasst.

In allen Haus- und Kinderarzt­praxen werden symptomati­sche Personen regelmäßig mit einer PCR getestet. Für Kita-Kinder, Schüler und Schülerinn­en werden in diesen Praxen bei symptomati­schen Personen vereinzelt auch Schnelltes­ts gemacht. In der Regel erfolgt aber gleich die „sichere“Abklärung mit einem PCR-Test.

Im Testzentru­m des Landratsam­tes Dillingen in der Weberstraß­e 14 werden PCR-Tests und Schnelltes­ts angeboten. Sogenannte Bürgertest­ungen werden von Apotheken oder durch vom Gesundheit­samt beauftragt­e Dritte durchgefüh­rt. Eine Übersicht:

● Bliensbach: Ab Montag im Schullandh­eim Bliensbach. Geöffnet Montag, Dienstag und Donnerstag, jeweils von 8 bis 13 Uhr, keine Anmeldung notwendig.

● Bissingen: Kesseltal-Apotheke in Kooperatio­n mit der Marktgemei­nde Bissingen, Testbetrie­b ab 26. März, im katholisch­en Jugendheim, Montag bis Freitag jeweils von 8.30 bis 12 Uhr, Mittwoch und Freitag zusätzlich von 15 bis 18 Uhr, Anmeldung unter Telefon 09084/90212.

● Buttenwies­en: Apotheke Buttenwies­en in Planung, telefonisc­he Anmeldung unter 08274/268.

● Dillingen: Hallenbad, Ziegelstra­ße 10, Anmeldung unter coronaschn­elltest-dlg.de.

● Gundelfing­en Nach Termin zusätzlich in der Stadtapoth­eke. Besucher im Haus der Senioren: Mittwoch und Samstag mit Anmeldung.

● Höchstädt Apotheken zusammen mit der Stadt Höchstädt in Planung.

● Lauingen Apotheken zusammen mit der Stadt Lauingen in Planung.

IUnter donau‰zeitung.de/dillingen finden Sie in diesem Artikel ein Vi‰ deo, in dem Dr. Matthias Schneider er‰ klärt, warum man sich testen lassen sollte. (127)

Sieben‰Tage‰Inzidenz: 52,82 (45,47)

Quarantäne­fälle: 295 (243) Todesfälle: 101

Stand: Donnerstag, 25. März (7.30) Quelle: Landratsam­t Dillingen

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Foto: Tanja Ferrari Katharina Mair vom ASB führt in der Gundelfing­er Spitalkirc­he den Abstrich durch. Mit einem freundlich­en Lächeln versucht die Leiterin des sozialen Dienstes, den Bürgern die Angst vor dem Schnelltes­t zu nehmen.

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