Wertinger Zeitung

Weint da etwa ein Mann?

Technik Eine Software täuscht in Videokonfe­renzen Störgeräus­che vor

- VON STEFANIE WIRSCHING Foto: dpa

Wie komme ich da rein? Kann ich den Hintergrun­d ändern? Und: Sehe ich eigentlich wirklich so fahl und erschöpft aus, wie ich auf dem Bildschirm erscheine? Das waren die Fragen, die sich vor einem Jahr all den Neulingen stellten, die vom Homeoffice aus die neue, virtuelle Konferenzw­elt erkundeten. Mehrere Monate später, in denen selbst die Einblicke in fremde Arbeits- und Wohnzimmer einen nicht mehr aufmuntern können, ist die Frage eine ganz andere, nämlich: Wie komme ich da eigentlich jemals wieder raus?

Die Ermüdung, die zu viele Zoom-Meetings bringen, hat offenbar auch der Künstler Sam Lavigne gespürt. Und ein Programm entwickelt, mit dem sich die Übertragun­g sabotieren lässt – der Zoom-Escaper. „Meine Hoffnung ist, dass damit die Menschen ihren Konferenze­n entfliehen und weniger arbeiten“, sagt der Erfinder der kostenlose­n Software. Zwinker, zwinker!

Wie also funktionie­rt das nun? Die Software schaltet Störgeräus­che zu, die die Kollegen so lange in den Wahnsinn treiben, bis sie einen bitten, sich doch aus der Konferenz zu entfernen. Zur Auswahl stehen zum Beispiel: starkes Windrausch­en, Babygeschr­ei, Hundegebel­l, ein Plätscherg­eräusch, das an Urinieren erinnert, Baustellen­lärm oder aber auch ein laut vor sich hin weinender Mann. Kaum zu ertragen also. Wobei man natürlich mitbedenke­n sollte, welches Bild man damit vermittelt. Ebenfalls möglich, die eigene Stimme mit Aussetzern oder Echo zu versehen. Deutet auf Verbindung­sprobleme hin und ist auf jeden Fall glaubwürdi­g. Denn, das weiß doch jeder nach einem Jahr in der Video-Endlosschl­eife: Wenn einer schuld ist, dann doch die Technik!

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Und ewig währt die Konferenz.

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