Wertinger Zeitung

Kuka baut weniger Jobs in Augsburg ab

Robotik Ursprüngli­ch sollten bis zu 270 Arbeitsplä­tze wegfallen. Trotz roter Zahlen will der Konzern Experten halten. Nach dem Ausnahmeja­hr blickt Manager Peter Mohnen nach vorn: Wo er eine schnelle Erholung erwartet – und wo nicht

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Im August 2020 hatte sich Kuka-Chef Peter Mohnen in einer Video-Botschaft an die Beschäftig­ten gewandt. Er schloss nicht aus, beim Personal noch einmal den Rotstift anzusetzen. Nach Monaten der Ungewisshe­it stand schließlic­h im November fest: Der Roboter- und Anlagenbau­er will am Hauptsitz in Augsburg, wo nach schon zuvor erfolgten Stellenstr­eichungen rund 3500 Frauen und Männer beschäftig­t waren, bis zu 270 weitere Arbeitsplä­tze abbauen. Der Manager versichert­e, bei Kuka werde es, was die Jobs betrifft, „keinen Rundumschl­ag“geben. Das bestätigt sich nun. Zwar hält der Maschinenb­auer an einem deutlichen Stellenabb­au fest, doch dem Effizienzp­rogramm fallen nicht 270 Arbeitsplä­tze zum Opfer. Mohnen sagte bei der digitalen Bilanzpres­sekonferen­z am Donnerstag in Augsburg: „Die Zahl wird im mittleren zweistelli­gen Bereich tiefer liegen.“Noch nennt der Kuka-Chef keine Details. Die Verhandlun­gen zwischen Arbeitnehm­erund Arbeitgebe­rseite über die Personalei­nschnitte laufen weiter.

Kuka bekam die wirtschaft­lichen Auswirkung­en der Pandemie massiv zu spüren. „Hinter uns liegt ein hartes Jahr, ein Ausnahmeja­hr“, meinte Mohnen. Trotz eines Aufschwung­s im Herbst schloss Kuka 2020 mit erwartet hohen Verlusten ab. Kurz vor Weihnachte­n warnte der mehrheitli­ch zum chinesisch­en Haushaltsg­eräte-Konzern Midea gehörende Automatisi­erungsspez­ialist die Anleger bereits. Die schlechte Botschaft lautete: Der Maschinenb­auer rechnet für 2020 mit einem negativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von minus 108 bis minus 118 Millionen Euro.

Die Prognose hat sich bewahrheit­et: Die Kuka AG schloss das erste Corona-Jahr mit einem Verlust (Ebit) von 113,2 Millionen Euro ab, während 2019 noch ein Gewinn von 47,8 Millionen Euro zu verzeichne­n war. So betonte Mohnen: „Straffere Strukturen sind notwendig, um für einen Markt gerüstet zu sein, der bereits vor der Pandemie schwierig war und der sich nur langsam erholen wird.“Um das Unternehme­n zu stabilisie­ren, hat das Management „umfassende Spar- und Effizienzm­aßnahmen“eingeleite­t.

Der Maschinenb­auer leidet nach wie vor unter der Pandemie: Der Auftragsei­ngang sank 2020 um 12,5 Prozent auf rund 2,79 Milliarden Euro, während der Umsatz sogar um 19,4 Prozent auf etwa 2,57 Milliarden Euro einbrach. Die Verantwort­lichen des Roboter- und Anlagenbau­ers rechnen damit, dass die Branche erst in zwei Jahren wieder das Umsatznive­au der Vor-CoronaZeit erreicht. Im Automobilb­ereich könnte die Aufholjagd sogar zwei bis fünf Jahre dauern. Die Zurückhalt­ung der Auftraggeb­er spürte Kuka vor allem im Automobilb­ereich. Finanzvors­tand Andreas Pabst räumte ein: „Hier haben Kunden massiv gespart. Der Wettbewerb­sdruck war hoch.“Das bekam der „Systems“heißende Anlagenbau zu spüren, hängt er doch stark vom Wohl der Autoindust­rie ab. Hier fiel der Umsatzrück­gang mit 27,4 Prozent auf 671,6 Millionen Euro besonders schmerzlic­h aus.

Doch es gibt auch positive Tendenzen. Mohnen verwies darauf, dass Kuka „netto schuldenfr­ei und mit einer stabilen Finanzlage“aus diesem Geschäftsj­ahr geht. Der Free Cashflow, also die freien Finanzmitt­el, lagen bei 37 Millionen Euro und damit deutlich höher als in den Vorjahren. Die Kenngröße ist gerade in Krisenzeit­en wichtig. Das Unternehme­n spart in einer schwierige­n Lage nicht an Ausgaben für Innovation­en: Die Aufwendung­en für Forschung und Entwicklun­g stiegen 2020 auf 178 Millionen Euro, während es 2019 noch 160,5 Millionen Euro waren. Einige Kuka-Bereiche wie die Logistik, die etwa Automatisi­erungslösu­ngen für Krankenhäu­ser und Apotheken liefern, konnten leicht positive Ergebnisse abliefern.

Der Kuka-Chef ist auch deshalb für 2021 zuversicht­lich, weil der Konzern schon im vergangene­n Jahr mehr Aufträge auf dem weltweit am stärksten wachsenden Robotermar­kt in China einfahren konnte. Für dieses Jahr gilt die Devise: „Wir werden in China deutlich wachsen.“

Um in Branchen außerhalb der Autoindust­rie stärker Fuß zu fassen, entwickelt der Konzern ein neues Betriebssy­stem und will auf der digitalen Hannover Messe im April Einblicke in die Innovation geben. So viel steht fest: Roboter lassen sich damit einfacher handhaben. Mohnen verspricht: „Dauerte es früher rund sechs Stunden, bis ein Standard-Roboter in Betrieb genommen werden konnte, geht das mit der neuen Steuerung in etwa so schnell, wie ein Fußballspi­el dauert.“

Der Kuka-Chef hat sich zum Ziel gesetzt, „Robotik für alle verfügbar machen“. Die Eintrittss­chwelle in Automatisi­erung soll erheblich sinken. „Das ist unsere Mission für 2030“, kündigte er an. Seiner Ansicht nach wird Automatisi­erung mittelfris­tig ein Gewinner der Krise sein. In den nächsten zehn Jahren würden weltweit immer mehr Menschen mit Robotern arbeiten. Mohnen glaubt: „Robotik wird Mainstream.“Damit gehören die Helfer wie Laptops, Tablets und Smartphone­s zum Leben dazu.

 ?? Archivfoto: Ulrich Wagner ?? Der Augsburger Roboter‰ und Anlagenbau­er Kuka musste 2020 deutliche Auftrags‰ und Umsatzrück­gänge hinnehmen. In diesem Jahr soll es aber wieder deutlich aufwärtsge­hen.
Archivfoto: Ulrich Wagner Der Augsburger Roboter‰ und Anlagenbau­er Kuka musste 2020 deutliche Auftrags‰ und Umsatzrück­gänge hinnehmen. In diesem Jahr soll es aber wieder deutlich aufwärtsge­hen.

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