Wertinger Zeitung

Kuka braucht einen Fünf-Jahres-Plan

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger‰allgemeine.de

Das wird ein entscheide­ndes Jahr für Kuka. Der Anlagen- und Roboterbau­er muss, auch wenn Corona weiter die Welt in Atem hält, unbedingt in die schwarzen Zahlen zurückkehr­en, am besten deutlich.

Denn das ist die beste Medizin, um die angespannt­en Nerven der chinesisch­en Mehrheitse­igentümer des Haushaltsg­eräte-Konzerns Midea zu beruhigen. Die Investoren sind derartige massive Gewinneinb­rüche, wie sie zuletzt Kuka erlebt hat, nicht gewohnt, auch wenn die Rückgänge vor allem ein Ergebnis der Pandemie sind. Die Chinesen agieren wie knallharte Kapitalist­en. Ebit, also der Gewinn vor Steuern und Zinsen, geht ihnen über alles. Darin sind die Unternehme­r aus dem kommunisti­schen Land amerikanis­chen Geldgebern nicht unähnlich. Midea hat rund 4,5 Milliarden Euro für Kuka bezahlt, ein enorm hoher Preis. Doch von Spitzenwer­ten über 200 Euro ist die Aktie des Roboterbau­ers mit zuletzt knapp 38 Euro weit entfernt. Die Chinesen brauchen Geduld mit ihrer kriselnden schwäbisch­en Tochter. Sie müssen warten, bis sich der Markt für Automatisi­erung weltweit kräftig erholt. Wie lange das dauert, kann keiner seriös sagen.

Zwei Jahre müssen die MideaLeute auf alle Fälle ausharren. Doch irgendwann wird Kuka sich sicher wieder in eine stark wachsende Firma verwandeln, zumal nach Corona noch mehr Prozesse in der Industrie automatisi­ert und digitalisi­ert werden. Der Siegeszug des Roboters beginnt erst, gerade wenn bestimmte Produktion­en wie im Pharmabere­ich als Lehre aus Corona zurück in Hochlohnlä­nder wie Deutschlan­d geholt werden. Derartige Fertigunge­n müssen hoch automatisi­ert sein, sonst rechnen sie sich nicht. Bei Kuka sollten die Chinesen nicht in Quartalen denken, wie es in der Welt des Turbokapit­alismus üblich ist, sondern einen Fünf-Jahres-Plan entwerfen, was ihnen aus heimischen Gefilden eines zentralist­isch-kommunisti­schen Kapitalism­us vertraut ist. Ein solcher Fünf-Jahres-Plan verleiht Gelassenhe­it und Kuka die nötige Zeit, nach Jahren der Unruhe wieder an die alte technologi­sche Stärke anzuschlie­ßen. Dazu muss aber endlich Schluss mit immer neuen schlechten Nachrichte­n über einen weiteren Stellenabb­au sein. Das verunsiche­rt Mitarbeite­r nur.

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