Wertinger Zeitung

„Man fühlt sich wie in den 80ern“

Interview Giovanni Zarrella soll im ZDF bald zu einer Art Nachfolger von Carmen Nebel aufgebaut werden. Aber nicht nur mit Schlagern kennt sich der Sänger bestens aus

- Interview: Josef Karg

Herr Zarrella, was ist das größte Vorurteil, das Deutsche gegenüber Italienern haben?

Giovanni Zarrella: Vielleicht, dass wir Italiener ein bisschen zu larifari sind, wir also alles ein wenig zu locker sehen.

Und andersheru­m?

Zarrella: Man sagt, die Deutschen würden alles zu genau nehmen.

Spätzle oder Spaghetti?

Zarrella: Spaghetti. Die mag ich noch einen Tick lieber als Spätzle. Wenn man aber die perfekte Mischung will, macht man mir Spaghetti mit Rahmsoße.

Sie handeln ja inzwischen auch mit italienisc­hen Spezialitä­ten.

Zarrella: Stimmt. Ich wollte schon immer ein Feinkostla­bel haben. Die Idee dahinter ist, eine Marke zu haben, unter der man alles kriegt für einen schönen italienisc­hen Abend. Von Pasta und Pizza bis zum Kaffee habe ich eine ganze Menge italienisc­he Spezialitä­ten am Start.

Seit wann?

Zarrella: Insgesamt habe ich schon länger so ein Produktsor­timent. Aber tatsächlic­h arbeite ich erst seit einigen Monaten mit einem profession­ellen Partner und Vertrieb. Das nimmt gerade richtig Fahrt auf und kommt langsam in den Supermärkt­en an. Mir macht es Spaß, eigene Produkte zu entwickeln – Trüffelpas­te beispielsw­eise oder eingelegte Tomaten und eine Bruschetta­Creme. Das ist zwar eine Spielerei, aber auch eine Huldigung der Familie, die mich immer unterstütz­t hat.

Ein neues Album haben Sie auch. Zarrella: Ja, ich bin wirklich glücklich, dass ich wieder so viel zu tun habe. Ich habe ja seit Jahren Musik gemacht. Dann kam der Durchbruch mit Bro’Sis. Nach dem Aus für die Gruppe habe ich jahrelang nicht mehr wirklich viele Alben verkauft. Da fängt man dann schon an, sich Gedanken zu machen, wie es denn so mit einem und der Musik weitergeht. Mit dem letzten Album „La vita è bella“aber drehte sich die Lage. Den Leuten gefiel plötzlich meine Musik wieder. Das ist ein unglaublic­h seliges Gefühl, auch als Solist Erfolge feiern zu können.

Das neue Album trägt den Titel „Ciao!“. Was wollen Sie Ihren Fans damit sagen?

Zarrella: Viele in Deutschlan­d kennen das Wort „ciao“nur als Verabschie­dung. Tatsächlic­h benutzen wir es in Italien aber zur Begrüßung und Verabschie­dung. Es hat Symbolchar­akter. Denn ich finde, im Leben muss es einem gelingen, die schlechten Dinge abzustoßen und sich für gute und positive zu öffnen.

Sie interpreti­eren nun Schlagerkn­aller auf Italienisc­h. Zum Beispiel Marianne Rosenbergs „Er gehört zu mir“. Zarrella: Ich suche mir die Lieder nach Künstlern aus, die ich mag und schätze. Die haben mich auf meinem Weg vielleicht schon als Teenager begleitet und die mochte ich damals schon. Von denen greife ich dann meine Lieblingss­ongs auf. Oft ist auch ein persönlich­er Bezug dabei. Zum Beispiel bei Sarah Connor, deren Lied „Wie schön du bist“auf dem Album ist.

Die Songs klingen auf Italienisc­h sogar besser als im Deutschen!

Zarrella: Vielen Dank. Ich würde nicht sagen besser, aber sie bekommen einen anderen Anstrich, denn die italienisc­he Sprache ist sehr melodisch. Man fühlt sich ein bisschen zurückvers­etzt in die Italopop-Welt der 80er. Wie „Sempre Sempre“oder „Mamma Maria“. Sarah Connor war übrigens eine der ersten Künstlerin­nen, die ich getroffen habe, als es mit Bro’Sis losging. Damals sind Bro’Sis, die No Angels, Sarah und ein paar andere nach den Shows losgezogen und haben die Nächte unsicher gemacht. Und solche Lieder sind für mich auch eine Art Reminiszen­z an diese Zeit.

Wie haben Sie die Texte ins Italienisc­he übersetzt?

Zarrella: Es ist keine wörtliche Übersetzun­g. Das wäre wohl auch falsch gewesen. Gemeinsam mit einem Freund und Songwriter aus Rom habe ich um die ursprüngli­che Kernaussag­e einen neuen Text geschriebe­n. Bei Wolfgang Petry und seinem Lied „Wahnsinn“singt ja beispielsw­eise der Chor „Hölle, Hölle“. Wenn ich da „Inferno“gesungen hätte, wäre das ein Zungenbrec­her geworden. Ich bin glücklich, dass alle Künstler die Songs freigegebe­n haben. Meine Sorgen und Bedenken in dieser Hinsicht sind verschwund­en.

Sie werden bald ja auch zum Showmaster. Ab Herbst bekommen Sie im ZDF sozusagen als Nachfolger von Carmen Nebel eine eigene Samstagabe­nd-Show. Schon nervös? Zarrella: Nein, im Gegenteil. Das ist großartig. Eine eigene Show nach eigenen Vorstellun­gen zu bauen und die Chance, sie zu präsentier­en, darauf freue ich mich wahnsinnig. Außerdem werde ich nicht der Nachfolger, sondern ein neuer Kollege von Carmen Nebel.

Italienern sagt man nach, gute Gastgeber zu sein.

Zarrella: Das ist es auf den Punkt gebracht. Darum habe ich auch keine Bedenken, sondern große Freude auf die Samstagabe­nd-Show. Denn ich bin in der Sendung in erster Linie ein Gastgeber. Und diese Rolle habe ich sozusagen mit der Muttermilc­h aufgesogen. Denn ich bin ein Gastronome­n-Kind. Als Teenager habe ich jahrelang im Restaurant meiner Eltern bedient. Schon dort habe ich versucht, alle Gäste abzuholen, und wenn Härtefälle kamen, sagte mein Papa zu mir: „Giovanni, du übernimmst den.“Und mein Ziel war es, dass auch schlecht gelaunte Gäste unseren Laden gut gelaunt verließen. ⓘ

Giovanni Zarrella wurde 1978 in Hechingen bei Stuttgart geboren. Be‰ kannt wurde er 2001 mit der Castingsho­w „Popstars“und der Band Bro’Sis. Seit 2005 ist er mit Moderatori­n Jana Ina ver‰ heiratet. Sie haben zwei Kinder.

 ?? Foto: Christoph Schmidt, dpa ?? Zarrella ist häufig Gast in Musiksendu­ngen. Im Herbst bekommt er eine eigene Samstagabe­nd‰Show.
Foto: Christoph Schmidt, dpa Zarrella ist häufig Gast in Musiksendu­ngen. Im Herbst bekommt er eine eigene Samstagabe­nd‰Show.

Newspapers in German

Newspapers from Germany