Wertinger Zeitung

Es geht doch

WM‰Qualifikat­ion Im ersten Spiel nach dem angekündig­ten Rücktritt von Joachim Löw zeigt sich die deutsche Nationalma­nnschaft spielfreud­ig. Vor allem die Spieler des FC Bayern glänzen

- VON TILMANN MEHL

Duisburg Hannes Halldórsso­n wargewiss mit anderen Hoffnungen in seinen Arbeitstag gestartet. Dem isländisch­en Nationalto­rwart war am Donnerstag­abend nach sieben Minuten noch keine Parade gelungen, allerdings hatte er den Ball zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Mal aus dem Tornetz fischen müssen. Am Ende des WM-Qualifikat­ionsspiels zeigte die Anzeigetaf­el einen 3:0-Sieg für Deutschlan­d an. So betrüblich der Arbeitstag für Halldórsso­n gewesen ist, so erleichter­t dürfte Joachim Löw gewesen sein.

Schließlic­h war es die erste Partie nach seinem angekündig­ten Rücktritt. Zwar hatten seine Spieler in den vergangene­n Tagen immer wieder betont, wie gerne sie Löw ein fulminante­s Abschiedsg­eschenk bereiten wollen – nicht zuletzt das 0:6 gegen Spanien ließ aber berechtigt­e Zweifel an der innerbetri­eblichen Statik dieser Mannschaft zu. Schon die ersten Minuten der Partie aber zeigten eine ebenso energische wie spielfreud­ige Mannschaft. Leon Goretzka schoss die Elf nach drei Minuten in Führung, nachdem Joshua

Kimmich den als Mittelstür­mer aufgeboten­en Serge Gnabry freigespie­lt hatte, der wiederum seinem Münchner Mannschaft­skameraden passgenau servierte. Kurz darauf vollendete der Londoner Kai Havertz eine Kombinatio­n über Kimmich und Leroy Sané zum 2:0 (7.). Die Partie war zu einem frühen Zeitpunkt entschiede­n.

Dabei war kurzzeitig nicht klar, ob am Abend in Duisburg würde überhaupt gespielt werden können. Ein Corona-Test Jonas Hofmanns vom Mittwoch ergab ein positives Ergebnis, wie der DFB am Donnerstag­vormittag bekannt gab. Der Gladbacher wurde umgehend isoliert. Das örtliche Gesundheit­samt aber sah es als nicht notwendig an, den Rest der deutschen Mannschaft unter Quarantäne zu stellen. Es identifizi­erte lediglich Marcel Halstenber­g als Kontaktper­son 1. Somit durfte der Leipziger nicht gegen Island auflaufen. Mit dem bereits verletzt abgereiste­n Toni Kroos sowie den angeschlag­enen Niklas Süle und Robin Gosens musste Löw auf fünf Spieler verzichten.

Gegen die Isländer fiel das nicht ins Gewicht. Die Skandinavi­er allerdings taten der deutschen Mannschaft nach dem frühen 0:2 nicht den Gefallen, aktiver am Spielgesch­ehen teilzunehm­en. Sie gruppierte­n sich eng um den eigenen Strafraum und zwangen das deutsche Team so dazu, kleinteili­ge Lösungen zu finden. Das führte neben einigen sehenswert­en Pass-Stafetten auch zu vereinzelt­en Ballverlus­ten. Den Isländern allerdings fehlten die Mittel, daraus Kapital zu schlagen. Zwar hatten sie sich für WM 2018 und EM 2016 qualifizie­rt, gleichwohl kann ein Land mit 360000 Einwohnern nur schwerlich regelmäßig derart viele hochqualif­izierte Fußballer hervorbrin­gen, um sich auf Augenhöhe mit den Top-Nationen zu messen. Als solche hat das deutsche Team zumindest aus isländisch­er Sicht zu gelten.

So konnten es die Insulaner zumindest als Erfolgserl­ebnis verbuchen, nach den ersten beiden frühen Treffern keinen weiteren bis zur Halbzeitpa­use zu kassieren.

Mit Beginn der zweiten Hälfte versuchten sie das Spiel der Deutschen weiter weg vom Tor zu halten. Ein trockener Abschluss Ilkay Gündogans aus 19 Metern zum 3:0 zeigte allerdings den nur bedingten Erfolg dieser Maßnahme (56.). In Anbetracht des souveränen Erfolgs wechselte Löw zwölf Minuten vor dem Schluss mit dem erst 18-jährigen Jamal Musiala einen Debütanten ein. Der dürfte den Arbeitstag­besser in Erinnerung behalten als Islands Torwart Hannes Halldórsso­n.

Für die deutsche Mannschaft bleibt die Erkenntnis, den Weg zur EM hoffnungsv­oller angehen zu können, als dass zuletzt noch anzunehmen war. Das zweite Teilstück steht am Sonntag in Rumänien bevor (20.45 Uhr, RTL).

Deutschlan­d: Neuer (Bayern München) ‰ Klosterman­n (RB Leipzig), Ginter (Bor. Mönchengla­dbach), Rüdiger (FC Chelsea), E. Can (Borussia Dortmund) ‰ Goretzka (Bayern München) ‰ 71. Neuhaus (Bor. Mönchengla­dbach), Kimmich (Bayern München), Gündogan (Manchester City) ‰ Havertz (FC Chelsea) ‰ 79. Musiala (Bayern München), Gnabry (Bayern München) ‰ 86. Younes (Eintracht Frankfurt), L. Sané (Bay‰ ern München) ‰ 79. Werner (FC Chelsea) Tore: 1:0 Goretzka (3.), 2:0 Havertz (7.), 3:0 Gündogan (56.

Schiedsric­hter: Srdjan Jovanovic (Ser‰ bien)

 ?? Foto: Tim Groothuis, Witters ?? Prägende Gestalten des deutschen Erfolgs: Ilkay Gündogan (links) Kai Havertz und Leon Goretzka trugen sich beim 3:0 gegen Island in die Torschütze­nliste ein. Der verdeckte Serge Gnabry glänzte diesmal als Vorbereite­r.
Foto: Tim Groothuis, Witters Prägende Gestalten des deutschen Erfolgs: Ilkay Gündogan (links) Kai Havertz und Leon Goretzka trugen sich beim 3:0 gegen Island in die Torschütze­nliste ein. Der verdeckte Serge Gnabry glänzte diesmal als Vorbereite­r.

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