Gibt es trotz Geflügelpest genug Ostereier?
Tradition Ei, Ei, Ei: Geflügelpest und Stallpflicht zwingen viele Besitzer von Federvieh im Landkreis Augsburg zu Umstellungen. Was das für unser Essen an den Feiertagen bedeutet
Landkreis Augsburg Auf vielen Wiesen im Landkreis Augsburg, wo normalerweise Hühner und anderes Federvieh scharrt und laut vor sich hin gackert, ist es ruhig geworden. Der Grund: Die Geflügelpest zwingt Landwirte in 27 Städten, Märkten und Gemeinden, ihr Geflügel im Stall zu lassen. Eine große Umstellung bedeutet das etwa für diejenigen, die ihre Hühner in einem mobilen Stall halten, um ihnen möglichst viel Freilauf an verschiedenen Orten zu ermöglichen.
Zwei solcher Mobile hat Sebastian Rotter aus Gablingen. Normalerweise ermöglichen diese den insgesamt 440 Hühnern und Hähnen eine Menge Abwechslung, denn sie werden da rausgelassen, wo der Stall gerade steht. Und das ist alle paar Tage ein anderer Ort. Durch die Geflügelpest müssen Rotters Tiere aber im Stall bleiben. Der Bauer ließ sich was einfallen: Er baute seinem Federvieh ein Außendach. Da es bei den Vorsichtsmaßnahmen gegen die Geflügelpest vor allem um Überdachung geht, weil Überträger durch den Kot von Zugvögeln in die Mägen des Geflügels gelangen, ermöglicht das den Hennen und Hähnen, dennoch an die frische Luft zu können. Bio-Eier gibt es im Hofladen des Hafnerbauers also weiterhin zu kaufen.
Trotzdem ist der Gablinger mit der aktuellen Situation nicht ganz zufrieden. „Es ist halt einfach nicht, wie es sein soll, das ist schon ein Stress für die Henne“, sagt der Landwirt, „die erste Woche sind sie nicht richtig rausgegangen, die Eierzahlen sind zurückgegangen.“Auch unter den Dächern habe er ScharrFlächen für seine Tiere geschaffen, vergleichbar mit der Suche nach Würmern auf offenen, grünen Wiesen sei das aber nicht. Insgesamt verringerte sich der Bereich, in dem sich die Hühner frei bewegen können von 1600 auf etwas über 300 Quadratmeter. Aber Rotter ist optimistisch: „Ich rechne damit, dass die Stallpflicht Ende April aufgehoben wird, wenn es wieder wärmer wird.“Solange nimmt er Rücksicht auf seine Kollegen im Geflügel-Bereich: „Wenn bei mir was ist, muss in drei Kilometern Umkreis alles dichtgemacht werden.“Das würde keinen Verkauf und keine Entschädigung bedeuten.
Davon wäre etwa Klaus-Dieter Bittner betroffen, der in Gablingen seit 45 Jahren Puten züchtet und Tausende der Tiere hat. Für ihn ändert die Stallpflicht aber nichts, seine Ställe sind ohnehin überdacht. „Wir halten die Zugvögel komplett von unseren Tieren weg“, sagt der Hofbesitzer. Frische Luft bekommen die Puten in den Ställen trotzdem, dank offener Seiten.
Nicht nur bei Sebastian Rotter in Gablingen, sondern auch im nördlichsten Winkel des Landkreises Augsburg steht ein mobiler Hühnerstall – auf dem Hof von Martin Grob in Allmannshofen. Sein Geflügel, das normalerweise ganzjährig im Gras scharrt, muss jetzt drinnen bleiben. Grob nimmt es gelassen: „Das muss man jetzt halt aushalten.“Im Stall haben seine Tiere einen Scharr-Raum. Um die Eierversorgung müsse sich niemand Sorgen machen, sagt der Landwirt. Die 150 Hühner legen so viel wie vor der Stallpflicht. Auch geschmacklich wirke sich der Aufenthalt im Geschlossenen noch nicht negativ auf die Eier aus. Im Sommer, bei saftigen Wiesen, wäre das anders.
Anna und Jörg Ostermeier vom Hasenberg in Adelsried sind von der Stallpflicht bisher nicht betroffen. Ihre 6000 Hühner dürfen weiterhin den großen Außenbereich neben den Ställen genießen, wenn auch wetterbedingt etwas weniger als in den warmen Monaten. „In der Winterzeit sind die Auslaufzeiten eh kürzer“, sagt Anna Ostermeier.
Die Geflügelpest und die damit einhergehende Stallpflicht in großen Teilen des Landkreises geht an ihr nicht spurlos vorüber: „Man ist natürlich besorgt.“Bio-Eier von den Hasenberg-Hühnern gibt es im Hofladen, am Eier-Automat an der Post in Adelsried, oder bei Einzelhändlern in der Region.
„Das muss man jetzt halt aushalten.“
Geflügelhalter Martin Grob, Allmannshofen