Den Glauben erfahrbar machen
Das christliche Wort Heute von Gemeindereferent Alfred Hirsch aus Dillingen
Liebe Leserinnen und Leser,
ihr Blick sah auf der Erde keine Grenzen. Es war ein Blick der Einheit. So die Erfahrung von Astronauten, die unsere Erde vom Mond aus sahen. Zugleich waren sie ergriffen von der Schönheit und Verletzlichkeit der Erde.
Dieser Blick auf die Erde zeigt, was mehr denn je gesehen werden muss: „Unsere Einheit mit und durch die Natur. Ebenso die weltweite Vernetzung“. Die jetzige Pandemie deckt dies auf. Wir leben auf einer Einheit, der Erde. Der Kosmos spiegelt, auf was wir angelegt sind: „Auf Einheit“. Hier sind wir beim Herzensanliegen Jesu.
Bei Jesu Einzug in Jerusalem blitzt es auf. Gewaltlos, demütig, verletzbar, zieht er als Friedenskönig ein. Jesus will zeigen, dass wir in unserem Innersten bereits in einer Einheit mit Gott leben. Ihm geht es darum, dass wir das kontemplative
Sehen lernen, dass die eigene Einheit mit Gott wahrnimmt. Kontemplativ Sehen bedeutet, achtsam im Augenblick zu sein. Das ist der Königsweg zu Gott. Voraussetzung dafür ist innere Stille. Wenn die Kirche sich auf ihre Hauptaufgabe fokussiert, Wege aufzuzeigen, die die Einheit mit Gott wahrnehmen lassen, wird sie kontemplativer.
Das ist die Quelle ihrer Erneuerung. Geschieht das nicht, wird sie schrumpfen.
Ist hier nicht deutlich ein Ruf Jesu an die Kirche gerichtet, kontemplativer zu werden? Wenn bewusst wird, dass religiöse und gesellschaftliche Krisen ihre Wurzel in der Vernachlässigung der kontemplativen
Ausrichtung der Religion haben, wird das klarer. Es ging oft darum, zu lehren, was zu glauben ist.
Statt zu zeigen, wie unsere Verwurzelung in Gott erfahrbar ist. Die Folge war, dass das Wort Gottes missverstanden wurde.
Der Grund ist, dass das Einleuchten des Evangeliums eine Weitung der Wahrnehmung voraussetzt. Das Tragische ist, dass gerade die kontemplativen Wege teilweise von kirchlicher Seite aus abgelehnt wurden. Mehr denn je braucht Kirche und Welt das Verständnis, dass jeder berufen ist, einen kontemplativen Praxisweg zu gehen, wo Gott z.B. in der Stille der Meditation zu Wort kommt und seine Kraft fließen kann. Die notwendige Erneuerung der Kirche gelingt nur, wenn die Kirchenmitglieder verstärkt in das Kraftfeld Gottes, das in jedem ist, eintauchen.
Tomá Halík, Priester und Wissenschaftler,
sieht in den leeren Kirchen während der Pandemie ein Symbol der Zukunft. Die Kirchen leeren sich, wenn keine spirituelle Reform kommt. Halík setzt hier auf die kontemplative Praxis.
Die Förderung der kontemplativen Wege, die den Blick für die Einheit mit Gott und der Erde schärfen, wird entscheidend sein für den Erhalt unserer Erde.
Eine vernetzte, verletzte Erde, braucht dringenst den Frieden, der in die Herzen derer einzieht, die sich achtsam im Augenblick für die einende Kraft Gottes öffnen.
Der Einzug Jesu ist mehr als ein historisches Ereignis. Er ist ein zeitloser Ruf Jesu an jeden: „Sei gegenwärtig und lass mich in dein Herz einziehen.“
Ihr
Alfred Hirsch Gemeindereferent Pfarreiengemeinschaft Dillingen