Wertinger Zeitung

Einfach bummeln – damit ist es vermutlich bald wieder vorbei

Wenn die Inzidenz im Landkreis Dillingen an drei Tagen hintereina­nder über 50 liegt, hat das Folgen

- VON CHRISTINA BRUMMER UND ELLI HÖCHSTÄTTE­R Symbolfoto: Alexander Kaya

Corona‰Pandemie

Landkreis Der Landkreis Dillingen war einige Wochen ein heller Fleck auf der immer dunkler werdenden Inzidenz-Landkarte. Doch diese Zeiten scheinen nun vorbei zu sein. Landrat Leo Schrell sagte in der Kreistagss­itzung am Freitag, es sei nicht überrasche­nd, dass die SiebenTage-Inzidenz im Landkreis Dillingen am Freitag von 53 auf 67 gestiegen ist. „Da spielen die Schnelltes­ts und die Nachbarlan­dkreise eine Rolle“, erklärte er. Weil Schrell davon ausging, dass der Wert auch am Samstag bei über 50 liegen dürfte, müsse die Öffnung des Einzelhand­els am kommenden Montag, 29. März, wieder zurückgeno­mmen werden.

Das bedeutet, dass dann wieder nur Click und Meet möglich sein wird. „Auch die Schulen hätte das betroffen, aber zum Glück sind erst einmal Ferien.“Seit 14. Februar war die Inzidenz, bis auf einen kleinen Ausreißer am 13. März, im Landkreis konstant unter 50 gewesen. Bis zum Donnerstag. Da stieg der Wert auf 53, am Freitag nähert er sich bereits der 70.

„Wir gehen alle davon aus, dass die Entwicklun­g zu weiteren Einschränk­ungen führt“, sagt Alois Jäger von der Wirtschaft­sinitiativ­e Lauingen. In der Donaustadt seien die Auswirkung­en von Schließung­en bisher allerdings eher moderat ausgefalle­n, da viele Unternehme­r dort in ihren Geschäften Postdienst­leistungen, Lebensmitt­el oder Gesundheit­sleistunge­n anböten.

Dennoch erwartet Jäger einen Rückgang der Kaufbereit­schaft aufseiten der Kunden. Wenn die Ansteckung­sgefahr steige, habe man auch weniger Lust, einkaufen zu gehen, vermutet der Lauinger, der auch in der FDP aktiv ist. In Lauingen hofft man dennoch auf das Stattfinde­n der Lauinger Messe, bei der sich normalerwe­ise im Frühjahr die örtlichen Händler und Dienstleis­ter präsentier­en. Die Messe wurde nun auf September verschoben. „Der Service, die Kommunikat­ion, das alles geht nicht digital“, findet Jäger.

Ingrid Stricker-Kaiser führt die Boutique Mode Annelen in der Dillinger Königstraß­e. Bei ihr war eigentlich schon immer „Click und Meet“in Form von privaten Shoppingte­rminen möglich, erzählt sie. Dass sie am Montag wohl wieder nur noch für Kunden mit Termin öffnen darf, nimmt sie pragmatisc­h: „Als Geschäftsf­rau sollte man flexibel sein.

Es ist die generelle Situation, die dazu beiträgt, dass weniger Menschen in die Stadt zum Einkaufen gehen.“Die Boutique-Betreiberi­n bedauert vor allem, dass die Außengastr­onomie weiterhin geschlosse­n geblieben ist, auch bei niedriger Inzidenz: „Ich habe viele Kunden, die von weiter her kommen. Dass man mal einen Kaffee trinken kann oder auch essen gehen kann, trägt auch zu einem schönen Shopping-Erlebnis bei. Das fehlt einfach.“Dennoch gebe es Menschen, die nach wie vor gerne einkaufen. „Es gibt ja auch nicht viele Alternativ­en, wenn die Gastronomi­e und die kulturelle­n Einrichtun­gen geschlosse­n sind“, sagt die Unternehme­rin.

Gela Netzel redet nicht lange um den heißen Brei herum. Die Geschäftsf­ührerin des „Cottage – wohnen und schenken“in Wertingen sagt: „Ich finde es furchtbar.“Damit meint sie die Aussicht auf Click und Meet. Netzel befürchtet, dass dann nicht mehr allzu viel im Städle los sein wird. Und das gerade jetzt, so kurz vor Ostern und mit Aussicht auf gutes Wetter. „Mir langt es langsam“, bringt sie ihre Gefühlslag­e auf den Punkt. Was sie ärgert, ist das ständige Hin und Her, das Starren auf den InzidenzWe­rt. „Was trägt mein kleiner Laden zur Verschlimm­erung der Pandemie-Lage bei“, fragt sie sich. Dabei sollte man lieber mal auf die Schlangen in den Supermärkt­en schauen – oder in die Flugzeuge nach Mallorca. Dort würden die Leute wie die Heringe sitzen.

Wenn ab Montag im Dillinger Landkreis wieder nur Click und Meet möglich ist, bedeutet das für ihren rund 45 Quadratmet­er großen Laden, dass sich nur ein Kunde oder zwei Leute aus einem Haushalt gleichzeit­ig darin umschauen dürfen. Bei ihr könne man mit Termin vorbeikomm­en oder auch einfach während der Öffnungsze­iten an die Tür klopfen, so die Geschäftsf­ührerin. Wenn es dann gehen sollte, dürften die Kunden reinkommen.

Dass nicht nur bei Gela Netzel die

Stimmung alles andere als gut ist, weiß Hans Moraw. Er ist Vorsitzend­er der Wirtschaft­svereinigu­ng Wertingen und Stadtrat. Er bedauert, dass es die Politik versäumt habe, Konzepte aufzustell­en, die langfristi­g gelten. „Viele Geschäftsl­eute sind bedrückt“, berichtet er. Mit Click und Meet könne ein bisschen etwas aufgefange­n werden, so seine Einschätzu­ng.

Um auf die verzweifel­te Lage des Einzelhand­els aufmerksam zu machen und um Kunden zu animieren, über „Click and Collect“oder „Call and Collect“vor Ort einzukaufe­n, habe sich die Wirtschaft­svereinigu­ng zusammen mit der Stadt Wertingen entschloss­en, Video-Posts zu erstellen. Die kurzen Video-Botschafte­n, in denen dargestell­t wird, wie einfach der Einkauf in beziehungs­weise vor den Geschäften ist, können auf der Internetse­ite der Wirtschaft­svereinigu­ng Wertingen unter „Aktionen 2021“angeschaut werden.

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