Einfach bummeln – damit ist es vermutlich bald wieder vorbei
Wenn die Inzidenz im Landkreis Dillingen an drei Tagen hintereinander über 50 liegt, hat das Folgen
CoronaPandemie
Landkreis Der Landkreis Dillingen war einige Wochen ein heller Fleck auf der immer dunkler werdenden Inzidenz-Landkarte. Doch diese Zeiten scheinen nun vorbei zu sein. Landrat Leo Schrell sagte in der Kreistagssitzung am Freitag, es sei nicht überraschend, dass die SiebenTage-Inzidenz im Landkreis Dillingen am Freitag von 53 auf 67 gestiegen ist. „Da spielen die Schnelltests und die Nachbarlandkreise eine Rolle“, erklärte er. Weil Schrell davon ausging, dass der Wert auch am Samstag bei über 50 liegen dürfte, müsse die Öffnung des Einzelhandels am kommenden Montag, 29. März, wieder zurückgenommen werden.
Das bedeutet, dass dann wieder nur Click und Meet möglich sein wird. „Auch die Schulen hätte das betroffen, aber zum Glück sind erst einmal Ferien.“Seit 14. Februar war die Inzidenz, bis auf einen kleinen Ausreißer am 13. März, im Landkreis konstant unter 50 gewesen. Bis zum Donnerstag. Da stieg der Wert auf 53, am Freitag nähert er sich bereits der 70.
„Wir gehen alle davon aus, dass die Entwicklung zu weiteren Einschränkungen führt“, sagt Alois Jäger von der Wirtschaftsinitiative Lauingen. In der Donaustadt seien die Auswirkungen von Schließungen bisher allerdings eher moderat ausgefallen, da viele Unternehmer dort in ihren Geschäften Postdienstleistungen, Lebensmittel oder Gesundheitsleistungen anböten.
Dennoch erwartet Jäger einen Rückgang der Kaufbereitschaft aufseiten der Kunden. Wenn die Ansteckungsgefahr steige, habe man auch weniger Lust, einkaufen zu gehen, vermutet der Lauinger, der auch in der FDP aktiv ist. In Lauingen hofft man dennoch auf das Stattfinden der Lauinger Messe, bei der sich normalerweise im Frühjahr die örtlichen Händler und Dienstleister präsentieren. Die Messe wurde nun auf September verschoben. „Der Service, die Kommunikation, das alles geht nicht digital“, findet Jäger.
Ingrid Stricker-Kaiser führt die Boutique Mode Annelen in der Dillinger Königstraße. Bei ihr war eigentlich schon immer „Click und Meet“in Form von privaten Shoppingterminen möglich, erzählt sie. Dass sie am Montag wohl wieder nur noch für Kunden mit Termin öffnen darf, nimmt sie pragmatisch: „Als Geschäftsfrau sollte man flexibel sein.
Es ist die generelle Situation, die dazu beiträgt, dass weniger Menschen in die Stadt zum Einkaufen gehen.“Die Boutique-Betreiberin bedauert vor allem, dass die Außengastronomie weiterhin geschlossen geblieben ist, auch bei niedriger Inzidenz: „Ich habe viele Kunden, die von weiter her kommen. Dass man mal einen Kaffee trinken kann oder auch essen gehen kann, trägt auch zu einem schönen Shopping-Erlebnis bei. Das fehlt einfach.“Dennoch gebe es Menschen, die nach wie vor gerne einkaufen. „Es gibt ja auch nicht viele Alternativen, wenn die Gastronomie und die kulturellen Einrichtungen geschlossen sind“, sagt die Unternehmerin.
Gela Netzel redet nicht lange um den heißen Brei herum. Die Geschäftsführerin des „Cottage – wohnen und schenken“in Wertingen sagt: „Ich finde es furchtbar.“Damit meint sie die Aussicht auf Click und Meet. Netzel befürchtet, dass dann nicht mehr allzu viel im Städle los sein wird. Und das gerade jetzt, so kurz vor Ostern und mit Aussicht auf gutes Wetter. „Mir langt es langsam“, bringt sie ihre Gefühlslage auf den Punkt. Was sie ärgert, ist das ständige Hin und Her, das Starren auf den InzidenzWert. „Was trägt mein kleiner Laden zur Verschlimmerung der Pandemie-Lage bei“, fragt sie sich. Dabei sollte man lieber mal auf die Schlangen in den Supermärkten schauen – oder in die Flugzeuge nach Mallorca. Dort würden die Leute wie die Heringe sitzen.
Wenn ab Montag im Dillinger Landkreis wieder nur Click und Meet möglich ist, bedeutet das für ihren rund 45 Quadratmeter großen Laden, dass sich nur ein Kunde oder zwei Leute aus einem Haushalt gleichzeitig darin umschauen dürfen. Bei ihr könne man mit Termin vorbeikommen oder auch einfach während der Öffnungszeiten an die Tür klopfen, so die Geschäftsführerin. Wenn es dann gehen sollte, dürften die Kunden reinkommen.
Dass nicht nur bei Gela Netzel die
Stimmung alles andere als gut ist, weiß Hans Moraw. Er ist Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Wertingen und Stadtrat. Er bedauert, dass es die Politik versäumt habe, Konzepte aufzustellen, die langfristig gelten. „Viele Geschäftsleute sind bedrückt“, berichtet er. Mit Click und Meet könne ein bisschen etwas aufgefangen werden, so seine Einschätzung.
Um auf die verzweifelte Lage des Einzelhandels aufmerksam zu machen und um Kunden zu animieren, über „Click and Collect“oder „Call and Collect“vor Ort einzukaufen, habe sich die Wirtschaftsvereinigung zusammen mit der Stadt Wertingen entschlossen, Video-Posts zu erstellen. Die kurzen Video-Botschaften, in denen dargestellt wird, wie einfach der Einkauf in beziehungsweise vor den Geschäften ist, können auf der Internetseite der Wirtschaftsvereinigung Wertingen unter „Aktionen 2021“angeschaut werden.