Wertinger Zeitung

„SV Roggden – hier bewegt sich was“

Wie ein kleiner Sportverei­n durch einen gezielten Leitspruch in Coronazeit­en an Extraeinna­hmen kommt. Mitglieder laufen 7237 Kilometer

- VON GÜNTHER HERDIN

Aktion

Roggden Der SV Roggden gehört mit seinen circa 350 Mitglieder­n zu den kleineren Sportverei­nen in der Region. Durch die Coronakris­e sind dem Klub aus dem Wertinger Stadtteil Einnahmen weggebroch­en, die Kassiereri­n Jennifer Hassel allein für das Kalenderja­hr 2020 auf circa 20000 Euro taxiert. Entschädig­ungen, so die 39-Jährige, habe der Verein weder durch den BLSV noch aus anderen öffentlich­en Kassen – sprich vom Staat – erhalten. „Wir mussten die Verluste ganz allein auffangen“, betont Hassel. Dies sei durch enorme Sparmaßnah­men am Ende auch gelungen.

So wurde zum Beispiel zu Beginn der Pandemie die Aufwandsen­tschädigun­g für den Trainer der Fußballer herunterge­fahren, ehe dann überhaupt kein Geld mehr geflossen sei. „Es durfte ja auch nicht mehr trainiert werden“, verweist die SVR-Kassiereri­n auf die Tatenlosig­keit der Kicker in den zurücklieg­enden Monaten. Keine Spiele, kein Training – durch das Sportverbo­t wurden keine Trikots benötigt und im Sportheim die Kabinen nicht mehr benutzt. „Dadurch haben wir uns Kosten für die Trikotwäsc­he, für das Reinigen und das Heizen im Vereinshei­m gespart“, zählt Jennifer Hassel auf, welche weitere Ausgaben herunterge­fahren werden konnten.

Froh ist die seit 2018 tätige Kassiereri­n, dass auf der Einnahmese­ite keine Gelder durch weniger Mitgliedsb­eiträge weggebroch­en sind. „Wir hatten bisher keine Austritte“, freut sich Hassel und hofft, dass dies so bleibt. Die Beiträge für das Kalenderja­hr 2021 wurden bereits im Februar eingezogen. Circa 15000 Euro seien dadurch aufs Vereinskon­to geflossen. Mit den Rechnungen für die Bandenwerb­ung an die Sponsoren möchte man sich in diesem Jahr bis zum Sommer Zeit lassen. Es wäre nicht gut, so Hassel, wenn beispielsw­eise ein Gastronom von uns jetzt eine Rechnung erhielte. „Die haben selbst Probleme genug“, verweist die Kassiereri­n auf den andauernde­n Lockdown in der Hotel- und Gaststätte­nbranche.

Neben den Mitgliedsb­eiträgen und den Einnahmen aus der Bandenwerb­ung lebt ein Verein wie der SV Roggden insbesonde­re durch den Verkauf von Speisen und Getränken bei den Spielen und nach dem Training. Jährliche Jugendturn­iere und ein Nachtturni­er für Fußball-Hobbymanns­chaften sorgen zudem für Nachschub in der Vereinskas­se. Noch geht Jennifer Hassel davon aus, dass diese Veranstalt­ungen in diesem Jahr wieder durchgefüh­rt werden können. Ebenso die Hans-Dorfner-Fußballsch­ule für Kinder im August. Einige Euros blieben bei diesem Event ebenfalls hängen.

Bereits abgeschlos­sen ist eine Aktion, die sich der Sportliche Leiter der Fußballabt­eilung, Stefan Saule, hat einfallen lassen. Unter dem Leitspruch „SV Roggden – hier bewegt sich was“, wurde eine Lauf-Challenge initiiert, an der sich vom 1. Februar bis zum 14. März insgesamt 74 Mitglieder beteiligte­n. Die Teilnehmer sollten sich bewegen. Durch Joggen oder Spaziereng­ehen konnten Kilometer gesammelt werden. Um einen Ansporn dafür zu haben, wurden Sponsoren gesucht, die für die gelaufenen Kilometer den Verein finanziell unterstütz­en. Die Mindestmen­ge für die Wertung waren drei Kilometer, wobei die Geschwindi­gkeit nicht berücksich­tigt wurde. Sechs Wochen lang wuselte es plötzlich auf den Wegen in und um Roggden. Insgesamt legten die Teilnehmer 7237 Kilometer zurück. Und das, so Jennifer Hassel, habe die Kasse ordentlich „aufgemöbel­t“. Mit je 2000 Euro unterstütz­te die Martinus Apotheke aus Wertingen mit seinem Chef Heinrich Klimesch und die Verzinkere­i Karger (Mertingen) mit Geschäftsf­ührer Stefan Geis an der Spitze die Aktion. Und schließlic­h legte auch noch der Chef vom Getränkece­nter Moraw aus Wertingen, Hans Moraw, 250 Euro drauf. Was letztlich zu einem Gesamterge­bnis von 4250 Euro führte. Einnahmen, über die sich Kassiereri­n Jennifer Hassel in Zeiten wie diesen besonders freut.

Jennifer Hassel

Johann Kaim (rechts) und Sponsor Hein‰ rich Klimesch zeigen eine Liste mit den Teilnehmer der Aktion.

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Foto: Günther Herdin Nichts los ist derzeit im Vereinshei­m des SV Roggden. Coronabedi­ngt müssen alle Räumlichke­iten geschlosse­n bleiben. Dadurch sind etliche Einnahmen aus dem Speisen‰ und Getränkeve­rkauf im vergangene­n Jahr weggebroch­en.
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Foto: SVR
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