Scheiße sagt man nicht
Der Lockdown wird verlängert, die Corona-Ansteckungen nehmen wieder zu und scheinen sich zu einer dritten Welle zu formen. Es sind alles keine guten Nachrichten, die man derzeit hört und liest. Da kann einem, seien Sie ganz ehrlich, schon mal ein Fluch entwischen. „Ist das ein Mist mit dieser Epidemie! Das nimmt ja gar kein Ende. Scheiße!“Nachvollziehbarerweise ist es aber keine gute Idee, derart offen zu fluchen, wenn ein Fünf- und ein Zweijähriger mit am Tisch sitzen. Prompt schallt es von der anderen Seite: „Papa, Scheiße sagt man nicht!“Da hat der Sohnemann recht, 1:0 für den Buben. Ein guter Ton sieht anders aus. Was aber tun?
Manchmal muss man sich Luft machen. Wie soll man sonst diese Corona-Nachrichten verarbeiten? Wie bitte soll ein Staatsanwalt reagieren, der sich durch das Dickicht von Cum-ex-Geschäften quälen muss? Oder durch ein Firmengeflecht schwäbischer Bundestagsabgeordneter? „Hmm, schön!“Unwahrscheinlich. Alternativen müssen her.
Alternative 1: fremdsprachige Flüche. Lernt man eine neue Sprache, sind Schimpfwörter oft die ersten Vokabeln, die hängen bleiben. Im Fernsehen ist das englischsprachige Fluchen fast en vogue. Wer sich die Kochsendung „Kitchen Impossible“anschaut, könnte auf den Gedanken kommen, dass nur die Hälfte des Geschmacks von den Gewürzen kommt, der andere Teil aber der fortwährenden Fluchkanonade von Tim Mälzer & Co. entspringt. „Fuck“, „Shit“und „Merde!“machen das Fluchen aber nicht appetitlicher. Keine Lösung.
Alternative 2: Man könnte bairisch-bodenständig fluchen. Kruzefix! Herrgotthimmikruzefix no amoi! Bluatsakrament! Seltsamerweise flucht der Bayer gerne mit Wörtern, die heilige Dinge des Katholizismus bezeichnen. Religionslehrer und Pfarrer haben mit diesen Flüchen zu recht ihre Probleme. Es gibt zwar Ersatzflüche: „A Sackl Zement!“Aber wer schimpft denn heute noch ernsthaft so?
Vorbildhaft zu fluchen ist nicht so leicht. Es ist eine Sch... Ich meine, ein Mist.
Kinder haben es übrigens leichter, wenn ihnen etwas missfällt. Sie fangen zu heulen an.