Wertinger Zeitung

Die Latte zu hoch gelegt

Fußball Ein Finne nimmt es in der Schweiz aus gutem Grund sehr genau

- VON JOHANNES GRAF

Schweizer sind für Taschenmes­ser berühmt. Helfen in jeder Lebenslage, wie man spätestens seit der TVSerie MacGyver weiß. Schweizer können auch Uhren. Swiss Made – das ist ein Gütesiegel und Qualitätsm­erkmal. Wer die besten Zeitmesser der Welt und Detailwerk­zeug fertigt, der arbeitet äußerst präzise. Man könnte sagen, er legt die Latte bei seinen Produkten sehr hoch.

Doch, die Schweizer werden es nicht gerne hören, nicht jedes ihrer Produkte scheint höchsten Ansprüchen zu genügen. Mitunter legen die Eidgenosse­n die Latte zu hoch. Einem Finnen ist das aufgefalle­n. Schiedsric­hter Matthias Gestranius bemerkte vor dem WM-Qualifikat­ionsspiel zwischen der Schweiz und Litauen, dass Tor nicht Tor sein muss. Gestranius ließ nachmessen – und belehrte jene eines Besseren, die ihm Torheit unterstell­ten. Das Gestänge im St. Gallener Stadion übertraf die im Regelwerk verankerte­n 2,44 Meter Höhe um rund fünf Zentimeter. Was also tun? Klar, nach unten hämmern war eine Option. Oder den roten Alleskönne­r mit dem weißen Kreuzchen zurate

ziehen. Hätte aber

Restrisike­n mit sich gebracht. Daher entschiede­n sich die Verantwort­lichen für die Sicherheit­svariante: austausche­n. Und riefen Erinnerung­en hervor. Anzugträge­r, die ein Tor wegtragen und ein anderes vom Nebenplatz herbeischa­ffen… Richtig, der Torfall von Madrid.

76 Minuten vergingen am 1. April 1998, kein Scherz, ehe die Spanier ein Ersatztor organisier­t hatten, und Real Madrid gegen Borussia Dortmund spielen konnte. Für ihren kurzweilig­en Klamauk während der Unterbrech­ung erhielten Marcel Reif und Günther Jauch später sogar einen Fernsehpre­is. In St. Gallen stand das neue Gebälk nach 16 Minuten am rechten Fleck. Sage noch einer, die Schweizer seien langsam.

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Foto: Thorsten Jordan

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