Die Latte zu hoch gelegt
Fußball Ein Finne nimmt es in der Schweiz aus gutem Grund sehr genau
Schweizer sind für Taschenmesser berühmt. Helfen in jeder Lebenslage, wie man spätestens seit der TVSerie MacGyver weiß. Schweizer können auch Uhren. Swiss Made – das ist ein Gütesiegel und Qualitätsmerkmal. Wer die besten Zeitmesser der Welt und Detailwerkzeug fertigt, der arbeitet äußerst präzise. Man könnte sagen, er legt die Latte bei seinen Produkten sehr hoch.
Doch, die Schweizer werden es nicht gerne hören, nicht jedes ihrer Produkte scheint höchsten Ansprüchen zu genügen. Mitunter legen die Eidgenossen die Latte zu hoch. Einem Finnen ist das aufgefallen. Schiedsrichter Matthias Gestranius bemerkte vor dem WM-Qualifikationsspiel zwischen der Schweiz und Litauen, dass Tor nicht Tor sein muss. Gestranius ließ nachmessen – und belehrte jene eines Besseren, die ihm Torheit unterstellten. Das Gestänge im St. Gallener Stadion übertraf die im Regelwerk verankerten 2,44 Meter Höhe um rund fünf Zentimeter. Was also tun? Klar, nach unten hämmern war eine Option. Oder den roten Alleskönner mit dem weißen Kreuzchen zurate
ziehen. Hätte aber
Restrisiken mit sich gebracht. Daher entschieden sich die Verantwortlichen für die Sicherheitsvariante: austauschen. Und riefen Erinnerungen hervor. Anzugträger, die ein Tor wegtragen und ein anderes vom Nebenplatz herbeischaffen… Richtig, der Torfall von Madrid.
76 Minuten vergingen am 1. April 1998, kein Scherz, ehe die Spanier ein Ersatztor organisiert hatten, und Real Madrid gegen Borussia Dortmund spielen konnte. Für ihren kurzweiligen Klamauk während der Unterbrechung erhielten Marcel Reif und Günther Jauch später sogar einen Fernsehpreis. In St. Gallen stand das neue Gebälk nach 16 Minuten am rechten Fleck. Sage noch einer, die Schweizer seien langsam.