Hoffnung auf den FestivalSommer 2022
Freizeit Fast alle großen Veranstaltungen in der Region sind abgesagt. Einige wenige Organisatoren harren noch aus
Augsburg Sich mit anderen die Seele aus dem Leib singen, tanzen, feiern: Viele sehnen sich danach, aber die unsichere Lage lässt auch in diesem Jahr die meisten Festivals nicht zu. Das „Ikarus-Festival“im Allgäu ist bereits auf 2022 verschoben. Veranstalter Bastian Schleich ist hörbar enttäuscht: „Wir haben keinen Weg gefunden, wie das sicher für die Gäste stattfinden kann.“Die Veranstaltung auf dem ehemaligen Militärflughafen im Allgäu, die normalerweise Anfang Juni stattfindet, gehört zu den größeren Festivals in der Region. Im Jahr 2019 kamen 50000 Besucher. Sieben Bühnen, Workshops, Streetfood, Fahrgeschäfte: „Diese vier Tage sollen für die Besucher wie Kurzurlaub sein“, sagt Schleich. „Aber in diesem Jahr ist das unmöglich.“
Das kleinere Festival „Noisehausen“in Schrobenhausen mit üblicherweise bis zu 2700 Besuchern ist noch in der Schwebe. Organisator Andreas Baierl sagt: „Die Zuversicht schwindet jeden Tag – irgendwann müssen wir die Reißleine ziehen und absagen.“Das Programm stehe schon fest, man habe viele Bands und Planungen von 2020 übernommen.
Das „Noisehausen“, das sich aus einem Live Club für Rockmusik entwickelt hat, findet seit fünf Jahren statt. „Schrobenhausen war schon immer ein bisschen Rock-City“, beschreibt Baierl. Das Festival ist am Anfang Juli geplant. Bekämen die Veranstalter grünes Licht, würden sie sofort ein passendes Konzept erarbeiten: „Wir würden auch Testungen organisieren und alles.“Ein bisschen Hoffnung brächte das Team noch auf, ganz unmöglich ist das Vorhaben nicht: „Wir bleiben positiv. Aber wenn es wirklich stattfinden soll, muss sich in den nächsten Wochen einiges ändern. “
Bei Andy Barsekow läuft in diesen Tagen das Telefon heiß. Er ist beim Bayerischen Rundfunk verantwortlich für das „Puls Open Air“im Schloss Kaltenberg. Er und sein Team stünden kurz vor der finalen Entscheidung – die aber nicht leicht zu fällen sei. Man müsse jede Möglichkeit abwägen. „Das ist ein wirklich kompliziertes Unternehmen“, sagt Barsekow. Das „Puls Open
Air“sollte im Juni stattfinden, im Jahr 2019 kamen etwa 11 000 Besucher. Das Festival setze sich bestimmte Werte zum Ziel, wie Barsekow beschreibt. Nachhaltigkeit und ein Bewusstsein für die Umwelt spielen eine große Rolle, ebenso wie Inklusion. Kurze Zeit später steht die Entscheidung über das „Puls Open Air“2021 fest: „Wir sagen das Festival ab“, verkündet Barsekow. Die Unsicherheit ist zu groß, der Juni zu nah. Es wird wie so viele andere Großveranstaltungen auf 2022 verschoben.
Die Hoffnungen auf einen Festival-Sommer im kommenden Jahr, mit packender Musik und ausgelassenem Feiern, sind groß – und die Aussichten gut. „Für 2022 sind wir sehr optimistisch“, sagt Barsekow über das „Puls Open Air“.
Für Patrick Jung, Leiter des Singoldsand-Festivals in Schwabmünchen ist klar: „Die Musik und die Nähe zu den Menschen, die man gerne hat, machen Festivals einzigartig.“Doch das wird heuer schwierig, die Gäste dürften keine falschen Erwartungen haben, sagt Jung: „Wenn es stattfindet, wird es nicht so sein wie 2019, es wird kein Halligalli geben.“Seit Oktober sind rund 30 Freiwillige damit beschäftigt, die Veranstaltung zu organisieren und Hygienekonzepte zu entwerfen. Obwohl aus der Politik keine klaren Signale kommen, hoffen sie, das Festival vom 25. bis zum 28. August ausrichten zu können.
Doch die Finanzen sind heuer beim Singoldsand-Festival eine heikle Angelegenheit. Denn Umsätze macht das Event durch Eintrittskarten, Getränkeverkauf, Sponsoring, Merchandise und Spenden. Viele der lokalen Sponsoren erleben laut Jung in der Pandemie selbst eine Durststrecke und können nicht so viel Geld beisteuern wie sonst. Auch deshalb haben Jung und das Team bis in den Februar hinein daran gedacht, das Festival abzusagen. Letztlich haben sie sich dagegen entschieden: „Wir wollen die kulturelle Fahne hochhalten und den jungen Menschen ein kulturelles Highlight anbieten.“