Wertinger Zeitung

Vater, Tochter und Sohn als „Zebra“‰Fans

Fußball‰Anhänger Warum Jörg Zinsius aus Laugna und seine Kinder dem MSV Duisburg die Daumen drücken

- VON GÜNTHER HERDIN

Als 1963 die Fußball-Bundesliga gegründet wurde, da war er noch gar nicht auf der Welt. Erst zwei Jahre später wurde Jörg Zinsius in Duisburg geboren. Aufgewachs­en ist der inzwischen 55-Jährige im Stadtteil Meiderich, unweit entfernt vom Trainingsg­elände des damaligen Erstligist­en Meideriche­r SV. Ganz nah dran war der Dreikäseho­ch vom Niederrhei­n an den damaligen Spielern und Trainern in seiner Schulzeit.

„Wenn ich aus dem Klassenzim­mer blickte, konnte ich die Mannschaft trainieren sehen“, erinnert sich Zinsius an die frühen 1970er Jahre. Unter anderem Vereinsleg­enden wie Bernhard „Ennatz“Dietz oder Detlef Piersig. Seit inzwischen 33 Jahren lebt der verheirate­te Vater von zwei Kindern in Schwaben, seit 1999 in Bocksberg und seit mehreren Jahren im benachbart­en Laugna.

Dass der Meideriche­r SV unter Trainer Rudi Gutendorf und mit dem Helden von der WM 1954 in der Schweiz, Helmut Rahn, in der ersten Bundesliga-Saison hinter dem 1. FC Köln völlig überrasche­nd deutscher Vizemeiste­r wurde, darüber konnte ihm sein fußballbeg­eisterter Vater berichten. Kein Wunder, dass Filius Jörg schon in sehr jungen Jahren auch zum Fan der

„Zebras“wurde. Die Kicker aus der damaligen Stadt Meiderich erhielten ob ihrer weiß-blau gestreifte­n Trikots den gleichen Namen wie die Tiere aus den Steppen Afrikas. Daran hat sich auch nichts geändert, als aus dem Meideriche­r SV später der MSV Duisburg wurde. Insgesamt 28 Spielzeite­n gehörten die Meideriche­r/Duisburger zur Beletage des deutschen Fußballs. Neben Helmut Rahn, Bernhard Dietz und Detlef Piersig trugen in den vergangene­n Jahrzehnte­n unter anderem Spielerper­sönlichkei­ten wie Ditmar Jakobs, Werner Krämer, Ewald Lienen, Sascha Mölders, Michael Pretz Thomas Strunz oder Ronald Wurm das Trikot des Traditions­klubs, der seinen letzten großen Erfolg auf der nationalen Bühne vor zehn Jahren feierte.

In der Saison 2010/2011 zog der MSV Duisburg als Zweitligis­t völlig überrasche­nd ins DFB-Pokalfinal­e ein. Beim Spiel gegen den FC Schalke 04 saß Jörg Zinsius zusammen mit seinem Vater und Sohnemann Jan-Philipp im Berliner Olympiasta­dion. Obwohl es für seinen Lieblingsk­lub eine 0:5–Klatsche setzte, schwärmt der Wahl-Laugnaer noch heute von diesem Ereignis. „Eine Viertelstu­nde vor Spielschlu­ss haben wir trotz eines Fünf-ToreRückst­ands bereits mit den Feierlichk­eiten für unsere Mannschaft begonnen“, erzählt Zinsius mit glänzenden Augen. Nach dem Spiel ging die Fete fast die ganze Nacht in der Berliner Innenstadt weiter. Die

MSV-Fangemeind­e bezeichnet der in der IT-Branche tätige DuisburgAn­hänger als eine Gruppierun­g, für die neben dem sportliche­n Interesse vor allem die Geselligke­it im Vordergrun­d steht. Deshalb ist er vor einigen Jahren dem im süddeutsch­en Raum verbreitet­en Fanclub

„Equus Württember­giana“beigetrete­n. Bevor Corona begann, habe man sich pro Saison bei Auswärtssp­ielen in Bayern oder BadenWürtt­emberg einige Male pro Jahr getroffen, um nicht nur über Fußball zu philosophi­eren, sondern auch die Kameradsch­aft zu pflegen.

Dass der MSV Duisburg seit 2019 nur noch in der dritten Liga spielt, wurmt Jörg Zinsius schon ein bisschen. In der laufenden Saison steht aktuell mit Pavel Dotchev bereits der dritte Trainer an der Seitenlini­e. Die Aussichten des Tabellenvi­erzehnten, dem Abstieg in die Regionalli­ga zu entgehen, bezeichnet Fan Zinsius bei noch neun ausstehend­en Spielen als intakt. Zumal man einen vorbildlic­hen Kapitän Moritz Stoppelkam­p, einen echten Duisburger Jungen, in der Mannschaft stehen habe.

Die Infrastruk­tur, um eines Tages zumindest wieder in die Zweite Liga aufzusteig­en, sei mehr als vorhanden. Das sehe man in diesen Tagen insbesonde­re am Stadion, in dem die deutsche Nationalma­nnschaft am vergangene­n Donnerstag Island mit 3:0 besiegte und am morgigen Mittwoch auf Nordmazedo­nien trifft. „Eine wunderbare Arena“, freut sich Jörg Zinsius schon jetzt auf seinen nächsten Besuch im Wedau-Stadion, wie die Schauinsla­nd-Reisen-Arena im Sprachgebr­auch auch genannt wird. Dann möchte auch Tochter Melissa, die ebenso wie der Vater und Bruder Jan-Philipp für den MSV die Daumen drückt, gerne dabei sein.

● Fan‰Tipp: Ein schweres DrittligaA­uswärtsspi­el hat nach Einschätzu­ng von Jörg Zinsius der MSV Duisburg am Karsamstag beim SC Verl zu bestreiten. Dennoch hofft und tippt er auf einen 2:1-Sieg seines Lieblingsk­lubs.

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Foto: Jan‰Philipp Zinsius Vater Jörg und Tochter Melissa Zinsius aus Laugna sind große Anhänger des Drittli‰ gisten MSV Duisburg.
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