Kaipara fertigt MerinoMode in Allmannshofen
Geschäftswelt Das Modelabel ist wie sein Gründer Frank Selter ein Weltenbummler. Doch nun werden beide auf Gut Schwaighof heimisch
AllmannshofenGut Schwaighof Geboren in Neuseeland und hergestellt in Deutschland: Das ist die Grundidee, nach der Frank Selter sein Modelabel Kaipara betreibt. Dass er das bereits seit dem vergangenen Jahr vom Gut Schwaighof aus tut, wissen vor allem diejenigen, die zum Gutshof kommen – und dort das „Fluchtauto“von Selter und seiner Frau sehen.
Das „Fluchtauto“, wie der 54-Jährige den Kleinbus vor seiner Tür lachend nennt, wurde nach einer Weltreise in den Jahren 2010/2011 und nach dem Umzug von München nach Donauwörth angeschafft. Er ermöglichte es dem Paar, an den Wochenenden wegzufahren, als dies noch möglich war. Jetzt bleiben sie zu Hause, auf Gut Schwaighof.
Doch mit der Corona-Krise ist nicht nur die Option weggebrochen, Wander- oder Kletterausflüge zu machen. Auch das Arbeitsaufkommen ist gestiegen, denn das Modelabel Kaipara wächst. Im Freien verbringen Selter und seine Frau dennoch viel Zeit – und müssen dafür noch nicht einmal ins Fluchtauto steigen. Stattdessen können sie über eine Stunde spazieren gehen – ohne das Gelände von Gut Schwaighof zu verlassen.
Von der Geschichte des Guts wusste der 54-Jährige nur wenig, als er auf das Mietobjekt aufmerksam wurde, das es ihm heute ermöglicht, Wohnen und Arbeiten zu verbinden. Direkt nach dem Tor, das zum Gutsareal führt, liegt nun rechter Hand das Reich von Selter.
Obergeschoss lebt der 54-Jährige mit seiner Frau; im Untergeschoss konnte er sich mit seinem Modelabel Kaipara ausbreiten, das er bis dato immer aus der Wohnung heraus betrieben hat und für das er nun mehr als 140 Quadratmeter Platz hat.
Doch was verbirgt sich hinter dem ungewöhnlich klingenden Namen Kaipara, der nicht nur auf dem „Fluchtauto“, sondern auch auf der Kleidung meist in Kombination mit einem schneckenähnlichen Symbol zu finden ist? „Kaipara“entstammt der Sprache der Maori, eines Volkes, das bereits vor Jahrhunderten in Neuseeland ansässig war. ÜberIm setzt bedeutet Kaipara so viel wie „sportlicher Wettbewerb“.
Unter dem Label Kaipara vertreibt der 54-Jährige Kleidung aus Merinowolle. Sie stammt von Merinoschafen aus Neuseeland. Merinoschafe aus Deutschland würden für seine Produkte zu grobe Wolle produzieren, sagt Selter. Im Fachjargon ist bei der Feinheit der Stoffe die Rede von Micronzahlen, wobei ein Micron einem tausendstel Millimeter entspricht. Regionale Wolle kommt auf einen Wert von 28. „Alles, was unter 22 liegt, kann man direkt auf der Haut tragen“, erklärt Selter die Bedeutung der Werte.
Weiter verarbeitet wird das Material
in Italien und in Vietnam. Der dehnbarere Stoff aus Vietnam ist gut geeignet für Sportbekleidung; die italienischen Stoffe sind edler und bieten Kaipara Entwicklungspotenzial – hin zu einer alltagstauglichen Merino-Kollektion mit weniger sportlichen Outfits und Hemden. „Und sogar an einer Jeans basteln wir gerade“, verrät Selter. Zu Kaipara-Mode wird das hochwertige Produkt dann an diversen Standorten in Deutschland.
Besonders beliebt ist Merinowolle seit jeher bei Sportlern. Sie schätzen das leichte Material, das pro Quadratmeter 150 bis über 200 Gramm auf die Waage bringt, das bei Kälte wärmt und bei Wärme kühlt. Bereits vor der Weltreise mit seiner Frau kannte Selter die Vorzüge von Merinowolle. Doch erst in einem kleinen Laden in Auckland (Neuseeland), zum Ende der einjährigen Reise, wurde das Modelabel Kaipara gedanklich geboren.
Über zwei Jahre plante das Paar, um anschließend starten zu können. Eine Schneiderin zu finden, die mit Merinowolle umzugehen weiß, war schwer. Doch mit einer Näherei im sächsischen Chemnitz fand Selter einen verlässlichen Partner. Mittlerweile produziert er Flanellhemden im bayerischen Hof, Jacken in Passau, und die Socken kommen aus Isny im Allgäu.
Der Plan des ehemaligen Bürokaufmanns für Mess- und Regeltechnik, der im Versicherungsvertrieb, in der IT und viele Jahre im Vertrieb in der Modebranche gearbeitet hat, steht: „Den Erfolg stabilisieren und weiterhin organisch wachsen.“