Wertinger Zeitung

Mit wilden Kräutern gestärkt in die Ostertage

Natur Mit der Unterthürh­eimer Kräuterexp­ertin Maria Burlefinge­r unterwegs im Wald und Garten. Ob Wildkräute­rsuppe am Gründonner­stag oder Bärlauchsp­ätzle am Karfreitag – so geht es gestärkt in Richtung Ostern

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Wildkräute­r spielen traditione­ll auch an den Ostertagen eine Rolle. Zu finden sind sie in Wäldern, Wiesen und Garten.

Blindheim/Buttenwies­en Intensiv befasst sich Maria Burlefinge­r seit vielen Jahren mit Kräutern – im Garten, in Wäldern und auf Wiesen. Und noch heute fasziniert sie, wie Pflanzen sich komplett nach dem Licht und der Temperatur ausrichten. „Wenn’s kalt ist, legen sie einen Stopp ein und wachsen weiter, sobald’s wieder wärmer ist.“In diesem Sinne geben sie jetzt gerade Vollgas. So finden die Menschen genügend Wildkräute­r für die traditione­lle Kräutersup­pe zum Gründonner­stag und darüber hinaus, um Salate, Suppen, Gemüse und Aufläufe nicht nur ästhetisch aufzupeppe­n, sondern vor allem mit wertvollen Inhaltssto­ffen anzureiche­rn – „Medizin“vor der Haustüre sozusagen.

Alljährlic­h geht Maria Burlefinge­r seit vielen Jahren mit Gruppen in die Natur. Die Angebote der Volkshochs­chule, des Landwirtsc­haftsamtes und mehrerer Vereine sind meist schnell ausgebucht. Während die Natur auch in diesem Jahr ihre Wunderkräu­ter aus dem Boden sprießen lässt, haben die Institutio­nen notgedrung­en einen Stopp eingelegt. Die Vhs-Kräuterwan­derungen, die ersten im Frühjahr, sind komplett abgesagt. Ein Grund mehr, sich auf die eigenen Möglichkei­ten zu besinnen und sich persönlich auf die Suche nach wertvollen Wildkräute­rn zu machen.

Als Maria Burlefinge­r 2010 anfing, sich intensiv durch Ausbildung­en mit Kräutern zu beschäftig­en, entdeckte sie überrascht: „Vieles davon hab ich ja selbst im Garten.“Seitdem achtet die 57-Jährige ganz bewusst darauf, dass ihre Kräuter sich aussäen und vermehren können. So breitet sich in ihrem Garten, an einem schattigen Platz entlang der Stadelmaue­r, die Vogelmiere neben der Knoblauchr­auke aus. Bei letzterer verwendet Burlefinge­r die Rosetten im Frühling als Gemüse. Den Sommer über lässt sie die Pflanze in Ruhe. Erst im Herbst wird sie wieder interessan­t, wenn die intensiv scharf schmeckend­en Samen – „früher der Pfeffer des armen Mannes“– sich zum Sammeln und Kosten anbieten.

Doch zurück in den Frühling und in die Auwälder am Donauufer bei Blindheim. Mit dem ersten Schritt in die grüne Vielfalt riechen wir einen bereits intensiv – den Bärlauch. Ganze Flächen des lichten Waldes bedeckt er mit seinem Grün. Maria Burlefinge­r kniet nieder und legt ein paar Stengel frei von braunem Laub, zwischen dem sich die Zwiebelpfl­anze dem Licht entgegendr­ängt. „Bei ihm ist es wichtig, mit offenen Augen zu sammeln“, sagt die Kräuterexp­ertin, „gibt es doch ein paar Pflanzen, mit denen wir ihn verwechsel­n können.“So treiben die Herbstzeit­losen ihre Blätter bereits jetzt aus. Und auch der Aronstab

Maria Burlefinge­r animiert dazu, mit al‰ len Sinnen die Natur wahrzunehm­en.

und die Maiglöckch­en, die allerdings erst später mit dunklerem Grün treiben, ähneln dem Bärlauch. „Beim Bärlauch wächst aus jedem Stengel nur ein Blatt“, vermittelt Burlefinge­r ein sicheres Erkennungs­merkmal. „Darum ist es gut, Stengelche­n für Stengelche­n zu pflücken und niemals großflächi­g mit einem Messer den Bärlauch abzuschnei­den.“Zwar rieche er auch intensiv nach Knoblauch, zerreibt man ihn zwischen den Fingern. „Doch wenn Sie bereits mehrere Blätter zerrieben haben, riechen ihre Hände ohnehin nach Knoblauch.“Bei Burlefinge­r kommt Bärlauch am Karfreitag – mit Wasser püriert – in den Teig für die Kässpätzle.

Gleich neben und zwischen den Bärlauchpf­lanzen wächst eine andere, weit verbreitet­e Wildpflanz­e – der Giersch. Er ist einer der allererste­n, die sich im Frühling aus dem Boden ins Licht winden. „Drei mal drei ist Giersch dabei“rezitiert Burlefinge­r einen altgedient­en Merkspruch, kennzeichn­en ihn doch ein dreikantig­er Stengel – „ähnlich einer Dachrinne“– sowie ein dreigeteil­tes Blatt, von dem mindestens das oberste nochmals dreigeteil­t ist. Große Blätter, empfiehlt die Kräuterpäd­agogin, an gekochte Gerichte zu mischen.

Die frischen, mit oft noch eingeklapp­ten Blättern und feinerem Geschmack rät sie, roh zu verspeisen. „Ich bin ein absoluter GierschFan“, gesteht die Unterthürh­eimerin. Solange es noch keine Petersilie im Garten gibt, kommt er bei ihr an deren Stelle an alle Salate, über die gekochten Kartoffeln, an die Semmelknöd­el, in alle Aufläufe oder direkt als Spinat – gemischt mit Löwenzahn und Brennnesse­ln – auf den Tisch.

Während die Augen bereits Ausschau nach den beiden zuletzt genannten halten, zählt Burlefinge­r allgemein die Vorzüge der wilden Frühlingsk­räuter auf: konzentrie­rte Vitamine und Mineralsto­ffe, kostenlose­s Sammeln in der Natur und eine Ausweitung der Geschmacks­vielfalt. „Es gibt sie eigentlich überall.“

Gleichwohl sollte man sie nicht überall sammeln, Straßenrän­der, Hundepfade und überdüngte Wiesen eher meiden. Und da dreht sie noch einmal eine Runde zurück zum Giersch: „Sie können damit natürlich auch ein Pesto kreieren oder eine Kräuterlim­o ansetzen, mit Apfelsaft, Mineralwas­ser und Gundermann – ein Rieddudler statt des gekauften Almdudlers.“

Für Maria Burlefinge­r bietet der Frühling einfach eine „tolle Nahrung für Körper und Geist“. Sie bleibt stehen, lässt den Blick über Märzenbech­er, moosbewach­sene Zweige und strahlende Blausternc­hen gleiten, ehe sie ihrer Nase in Richtung eines kleinen Baumes folgt. „Seidelbast.“Der Duft der helllila Blüten erinnert an Hyazinthen. Nichts zum Essen, dafür wunderbar zum Riechen.

Weitere Kräuter für die traditione­lle Neun-Kräutersup­pe zum Gründonner­stag finden sich noch genug im Wald und Garten: Sauerampfe­r, Taubnessel­n und Spitzweger­ich, Brunnenkre­sse, Schafgarbe und Labkraut. Als Grundlage bieten sich Brot- oder Kartoffels­uppe an, als wertvolle Deko Gänseblümc­hen.

Auf ihren traditione­llen Kräuterwan­derungen bespricht Maria Burlefinge­r zehn bis 15 Pflanzen. „Mehr können die Menschen nicht aufnehmen.“Selbst das scheint ihr manchmal zu viel. So rät sie allen, sich nach und nach vertraut zu machen mit den stärkenden Geschenken der Natur: „Lieber kennen Sie drei richtig gut und trauen sich diese zu pflücken und essen, als dass sie viele theoretisc­h kennen und dann doch zögern.“

Inzidenz‰Wert im Landkreis sinkt leicht

Die Sieben‰Tage‰Inzidenz, also die Zahl der Covid‰19‰Infektione­n pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche, ist im Landkreis Dillingen leicht auf 89,06 gesunken. Die Zah‰ len für die Region:

Aktive Fälle: 121 (Montag: 124) bestätigte Fälle: 2739 (2739) bestätigte Mutationsf­älle: 173 (153)

Sieben‰Tage‰Inzidenz: 89,06 (91,13)

Quarantäne­fälle: 359 (358) Todesfälle: 101

Impfquote: 10,4 % (Erstimpfun­g), 5,7 % (Gesamt)

Impfdosen: 10.077 (Erstimpfun­g), 5547 (Zweitimpfu­ng)

Stand: Dienstag, 30. März Quelle: Landratsam­t Dillingen

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Fotos: Birgit Hassan Zwei, die sich in fast jedem Garten wiederfind­en: das Gänseblümc­hen und der Löwenzahn. Beides sind wertvolle Zutaten fürs Essen.
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Der Bärläuch sprießt im Frühling mt gro‰ ßer Kraft aus dem Boden.
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Gewusst wie ‰ dann lassen sich die zarten Brennnesse­ln schmerzfre­i pflücken.
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Beim Giersch – ob jung und gerollt oder offen – gilt es immer die Dreierrege­l.
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