Der Saar-Tarzan
Die jungen Wilden aus Saarbrücken und ein paar dunkle Geheimnisse
Allerdings tragen die beiden selber ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit mit sich rum – und das überlagert massiv den aktuellen Fall. Hölzer hat vor sehr langer Zeit seinem Schulfreund Schürk mal aus der Patsche geholfen und dessen sadistischen Prügelvater mit dem Spaten ins Koma geschickt. Doch nun ist der nach 15 Jahre aufgewacht – und es sieht so aus, als ob die Vergangenheit sie nun bitter einholen könnte.
Das packt den Zuschauer weit mehr als die Mordstory, denn Thorsten Michaelis gibt gewohnt und brillant den Kotzbrocken, der sich zwar bei seinem Sohn für die Misshandlungen entschuldigt, aber nicht aus seiner Haut kann. Geschickt hat Drehbuchautor Hendrik Hölzemann das Vater-SohnDrama aus dem ersten Fall fortgeführt – und es deutet sich am Ende an, dass es auch im dritten Fall eine Rolle spielen könnte, auf die eine oder andere Weise.
Ein dicht gepackter Tatort also, der sich der Fortsetzungslogik moderner Serien verschrieben hat und am Ende einen klassischen Cliffhanger bietet. Er präsentiert zudem einen Mörder, der unfassbar perfide vorgeht und das am Ende in einem wunderbar gespielten Dialog fröhlich-pervers zugibt.
Diesmal ist die Saarbrücken-Folge kein Männer-Duett mehr, denn die beiden Kolleginnen, gespielt von Brigitte Urhausen und Ines Marie Westernströer, dürfen sich stärker einbringen, was dem Team guttut. Die Vier sollen als junge Wilde offenbar dem in die Jahre gekommenen Tatort ein jüngeres Publikum zuführen. Sie treiben dem SaarTatort das gern gepflegte BräsigSchrullige aus, mit Kommissaren wie dem radelnden Palu und dem stets deplatziert wirkenden Devid Striesow als Stellbrink. Und: Es wird diesmal (fast) kein gesellschaftlich relevantes Thema verhandelt, nur die stets aktuelle Erkenntnis: Das Böse kommt oft nett und brav daher. Ronald Hinzpeter
Der Herr des Waldes