Wertinger Zeitung

Pflanzunge­n Wertinger Bäume trotzen dem Klimawande­l

Die klassische­n Gewächse wie Linde und Birke haben im Stadtgebie­t ausgedient – jetzt kommen illustre Neuzugänge wie Tulpenbaum und Judasbaum in den Stadtpark. Expertin Gabriele Bschorr erklärt, warum

- VON BENJAMIN REIF (mit pm)

Wertingen Der kleine Stadtpark zwischen Kindergart­en und Landwirtsc­haftsamt in Wertingen ist um eine Besonderhe­it reicher. In den vergangene­n Wochen pflanzten dort die Mitarbeite­r des städtische­n Betriebsho­fes drei Bäume als Ersatz für einen Apfelbaum. Betriebsho­fleiter Johannes Deisenhofe­r zog dabei Gabi Bschorr, Mitinhaber­in der örtlichen Baumschule Reiter, zu Rate. Denn der Klimawande­l stellt neue Anforderun­gen an eine nachhaltig­e Bepflanzun­g von städtische­n Grünanlage­n, wie Deisenhofe­r berichtet.

Auffallend sei, dass die zunehmende Trockenhei­t sich auch auf die Bäume im Stadtpark ausgewirkt hätte. So wurde jetzt entschiede­n, Pflanzen auszusuche­n, die besser gegen die Veränderun­g des Klimas gewappnet sind.

Der Apfelbaum bekam gleich mehrfachen Ersatz. Die Wahl fiel auf einen Tulpenbaum, einen Judasbaum und einen Eisenholzb­aum. Der Judasbaum ist ursprüngli­ch in Südeuropa beheimatet, wächst aber inzwischen auch hierzuland­e ohne Probleme. Der Tulpenbaum besticht durch seine großen, an Tulpen erinnernde Blüten und eine attraktive Herbstfärb­ung. Schon deshalb wird er gerne als Parkbaum verwendet, der zudem Insekten Nahrung bietet. In der Nähe der Grundschul­e wurde außerdem ein Eisenholzb­aum gepflanzt. Diese Baumart gilt unter Fachleuten als robust, anpassungs­fähig und hitzebestä­ndig. Sein leuchtende­s Herbstlaub dürfte zu einem Blickfang werden, er wurde als Ersatz für eine kaputte Wildkirsch­e gepflanzt.

Der Klimawande­l zwingt uns alle zum Umdenken, sagt Gabriele Bschorr im Gespräch mit unserer Zeitung. Viele der „alteingese­ssenen“heimischen Bäume – Buche, Birke, Linde und Eiche beispielsw­eise – kommen mit dem Klima immer schlechter zurecht. Gerade in der Stadt. Hier heizt sich bei anhaltende­m Sonnensche­in der Beton auf und es wird noch bedeutend heißer als draußen im Wald. Experten sprechen hier vom „Stadtklima“.

Also muss umgedacht werden, damit das Stadtgrün im Sommer zukünftig nicht zu verdorrten Baumleichn­amen verkommt. Klimaresis­tente Bäume, wie die nun im Stadtpark gepflanzte­n, werden nach Ansicht Bschorrs das Stadtbild der Zukunft prägen. In der Regel sind diese schlanker und weniger hoch – daraus resultiere­nd haben sie meist auch weniger massives Wurzelwerk, was innerhalb eines städtische­n Gebiets ebenfalls ein Vorteil ist. Und zwar nicht nur in öffentlich­en Grünanlage­n. „Der Klimawande­l ist mittlerwei­le bei unseren Kunden ein großes Thema“, sagt Bschorr. Waren bis vor kurzem noch Steingärte­n groß in Mode, habe nun ein Umdenken stattgefun­den. „Wir können nicht immer nur Bäume wegmachen, wir müssen auch welche pflanzen“, sagt Bschorr. Schließlic­h seien diese überall wichtig, produziert­en unseren Sauerstoff und bieten Lebensraum für Insekten, Kleintiere und Vögel. Außerdem spenden sie Schatten im Garten, der im Hoch

Natur und Pflanzen werden nach Ansicht der Expertin wieder mehr wertgeschä­tzt

sommer bei heißeren Temperatur­en immer wichtiger werde.

Gerade bei jüngeren Leuten beobachtet Gabriele Bschorr, dass diese den Themen rund um Natur und Anbau zunehmend aufgeschlo­ssener gegenübers­tehen. Obstgehölz­e im eigenen Garten sind angesagt, und statt penibel gepflegtem Rasen steht bei vielen eine Blumenwies­e oder Staudenflä­che höher im Kurs. Ein positiver Trend in der Gesellscha­ft, findet Bschorr. Sie zieht einen Vergleich mit dem Konsum: Mit einem Baum im Garten verhalte es sich genau umgekehrt wie mit einem Auto. „Das Auto verliert jedes Jahr an Wert. Ein Baum wird mit jedem Jahr schöner und größer.“

Nicht nur im Stadtpark, sondern auch andernorts wurden in den vergangene­n Wochen viele Bäume gepflanzt, berichtet Betriebsho­fleiter Deisenhofe­r. So säumen mehr als 20 kleine Erlenstämm­e das Ufer der Laugna bei Geratshofe­n. Schwarzerl­en bevorzugen einen gewässerna­hen Standort und gehören zum gewohnten Bild in unseren heimischen

Fluren. Typische Merkmale sind ihr dunkler Stamm und die kleinen schwarzen Zapfen, die weiblichen Fruchtstän­de. Die Erlen wurden auf Empfehlung des Wasserwirt­schaftsamt­es zur Uferbegrün­ung und -befestigun­g gesetzt.

Eine große Pflanzakti­on gab es in den milden Wintermona­ten auch rund um den Trinkwasse­rhochbehäl­ter bei Geratshofe­n. Auf städtische­m Gelände säumt jetzt eine Allee von Linden und Wildkirsch­en die schmale Straße, die von Gottmannsh­ofen aus zum Hochbehält­er führt. Dort soll jetzt im Frühling auch eine Wildblumen­wiese angelegt werden.

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 ?? Fotos: Johannes Deisenhofe­r ?? Im kleinen Wertinger Stadtpark nahe des Landwirtsc­haftsamtes hat der Betriebsho­f mehrere Bäume gepflanzt, welche dem Kli‰ mawandel besonders gut standhalte­n sollen: Tulpenbaum, Judasbaum und Eisenholzb­aum.
Fotos: Johannes Deisenhofe­r Im kleinen Wertinger Stadtpark nahe des Landwirtsc­haftsamtes hat der Betriebsho­f mehrere Bäume gepflanzt, welche dem Kli‰ mawandel besonders gut standhalte­n sollen: Tulpenbaum, Judasbaum und Eisenholzb­aum.
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Die Bäume wurden als Ersatz für einen Apfelbaum gepflanzt.
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