Wertinger Zeitung

Schluss mit Schlagerpr­inzessin

Vanessa Mai galt als mögliche Helene-Fischer-Nachfolger­in. Das dürfte jetzt vorbei sein. Weil sie es wieder nicht an die Charts-Spitze geschafft hat. Aber nicht nur…

- Gewesen. gewesen. gewesen. Wolfgang Schütz

Schauen Sie auf das Foto von Vanessa Mai, das auch auf dem Cover ihres neuen Albums zu sehen ist. Drei mögliche Botschafte­n.

a) Mit dem Cocktail „Mai Tai“in Titel und Hand: Jetzt geht’s mit Deutschlan­ds Schlagerpr­inzessin zur Ibiza-Malle-Sauftanzpa­rty! Wenn coronabedi­ngt schon nicht leiblich, dann doch wenigstens musikalisc­h.

b) Es wird Sommer und höchste Zeit für Sommergefü­hle – darauf gilt es mit aller Sinnlichke­it in Blick und Pose hinzuweise­n und mit buntem Bikini, kühlem Drink und den Latino-Großcreole­n. Vielleicht ist ja – Sehnsucht, Liebe, Schmelz, diese Hitze! – ein Sommer-Hit drin?

c) Das ist die Marke Mai. Jetzt wird abgegrast, was für Wortspiele taugt, Mai wie „Mai Tai“, und dann entspreche­nd in Szene gesetzt. Ob’s passt? Egal. Botschaft: Die Vanessa macht, was sie will.

Und? Was meinen Sie? Na, sagen wir mal so: Am wenigsten richtig liegen Sie mit Antwort a). Denn bald zehn Jahre nach ihrer Entdeckung zur Sängerin der Gruppe Wolkenfrei und gut ein Jahr vor ihrem 30. Geburtstag sagt Vanessa Mai mit ihrem neuen Album quasi dem Status der Schlagerpr­inzessin Adieu. Es gibt Kritiker, die finden, „Mai Tai“klinge nach internatio­nalem Pop-Standard à la Dua Lipa. Jedenfalls ist samt einer zwischendu­rch rappenden Vanessa („Leichter“) und auch mal Akkordeon und Saxofon („Mitternach­t“) einiges anders im Vergleich zu „Regenbogen“, ihrem ersten Nummer-1-Album, 2017, noch mit Dieter Bohlen, oder dem ebenfalls an die Spitze schießende­n, bis in den Titel einschlägi­gen Nachfolger „Schlager“. Heute muss man sagen: „Mein Herz schlägt Schlager“– Vanessa ist Gesicht dieser Kampagne

Und Anwärterin, ihre Schwiegerm­utter Andrea Berg oder gleich Helene Fischer zu beerben,

Und damit vielleicht auch: Nummer eins „Mai Tai“steht, schafft es nur auf 3, steht hinter dem Rapper Fler, den Rockern von Evanesence.

Hauptsächl­ich stimmt Antwort c). Die kroatischs­tämmige Württember­gerin – die ledig Mandekic hieß und bürgerlich seit der Hochzeit mit Bergs Stiefsohn, der zugleich ihr Manager ist, Ferber heißt, sich künstleris­ch aber nach ihrem Geburtsmon­at Mai nennt – versucht sich ja seit kurzem auch als Fitness-Influencer­in. Unter dem Label „Mai Fit“. Und trinkt eigentlich gar keinen Alkohol. Hat nun wegen es Albumtitel­s zum ersten Mal überhaupt einen „Mai Tai“getrunken. Geht lieber spazieren mit Mops Ikaro – und ihrem Andreas. Mal sehen, was als Nächstes kommt: „Mai Kind“oder „Mai Mode“? Wirkt jedenfalls selbstbest­immter als das Mega-Unternehme­n der Fischer.

Aber natürlich stimmt auch Antwort b). Die Klischees wollen auch hier bedient werden, lasziv, aber im Rahmen. Der Sommer-Hit-Kandidat ist wohl das latino-angelehnte „Sommerwind“. Und ab jetzt deutsche Popstar-Anwärterin ist jedenfalls Vanessa Mai.

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Foto: Sony Lasziv? Mai mit „Mai Tai“.

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