Plastik soll aus dem Wald verschwinden
Natur In den Wäldern der Fugger testen die Förster eine neue Art von Wuchsgittern – sie schützen junge Baumtriebe vor Wild und Unkraut. Und die naturnahe Entwicklung könnte noch weitergehen
Laugna Mit einem Hammer schlägt Mirjam Heindel auf das Holzgitter. 26 Quersprossen hat die Wuchshilfe aus regionalem Esskastanienholz, die 1,20 Meter hoch ist und von denen jeweils zwei Teile ein Tannenpflänzchen umschließen. Die Binswangerin ist Auszubildende bei den Fugger’schen Stiftungen, die erstmals Wuchsgitter aus Holz testen. An 725 Pflanzen, auf insgesamt 2900 Quadratmetern, verteilt auf sechs Teilflächen. Der Betriebsleiter der Fugger’schen Stiftungen erläutert: „Wir wollen weg vom Plastik im Wald.“Weil beispielsweise Mikroplastik in den Waldboden gelangt, wenn das Material nach einigen Jahren porös wird.
Auch verzinkter Draht wird ausgewaschen, erklärt Johannes Mayer, Leiter vom Fugger’schen Revier Hinterbuch. Stattdessen verwenden sie nun die Sprossenschützer einer württembergischen Firma, welche in den Werkstätten der Lebenshilfe Zollernalb hergestellt werden und bei denen kein Abbau und keine Entsorgung nötig ist.
In dem Waldstück nahe Lauterbrunn stehen bereits Douglasien, Lärchen, Fichten, Buchen und Roteichen. Jetzt kommen noch Weißtannen dazu. „Die sind eine gute Alternative zur Fichte“, findet Thomas Miehler. Die Wuchsgitter helfen der Tanne, auch im Schatten zu wachsen, erläutert der Förster vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Augsburg. Im Gegensatz zu den für Laubbäume geeigneten Wuchshüllen fällt hier auch im Winter noch Licht durch die Sprossen auf die Nadelbäumchen. Außerdem schützt die Holzkonstruktion die Pflanze vor dem Wind und davor, von Unkraut überwuchert und beim Ausmähen womöglich noch übersehen zu werden. Miehler sagt erfreut: „So kann die für den Waldbau sehr wertvolle Weißtanne wieder in die Wälder zurückkehren.“Deshalb bekommen die Fugger’schen Stiftungen auch eine staatliche Förderung von zwei
Euro pro Stück. Nicht ganz die Hälfte der Kosten.
Marc Koch, Leiter der staatlichen Forstverwaltung am AELF Wertingen weist ausdrücklich darauf hin, dass die Förderung nicht auf den Schutz der Pflanzen gegen Verbiss oder Fegeschäden abzielen darf. Denn: „Wir können dem Waldbesitzer nicht die Auseinandersetzung dem Jäger abnehmen.“Welcher Schutz sinnvoll ist, wird mit dem Waldbesitzer besprochen. Beim Wildschutz wird in der Regel ein Zaun empfohlen. Allerdings können dann die Rehe oder Hasen nicht ungehindert umherstreifen wie bei den Wuchsgittern. Die werden nun mindestens sechs bis sieben Jahre an den kleinen Weißtannen bleiben, die eine Pfahlwurzel bilden und zu einer der stabilsten Baumarten gehören, die bei uns wächst. Dominik Mendle führt aus: „Damit können sie das Wasser besser aus der Tiefe holen als andere Baumarten.“Wenn sie 70 bis 80 Jahre alt ist, streut sie auch Samen aus.
Das Betriebsrisiko sinkt, wenn im Wald gemischte Baumarten zu finmit den sind. Das ist in den Altbeständen bereits der Fall, erklärt Förster Mayer.
Etwas könnte den Fugger’schen Mitarbeitern noch zusätzlich in die Karten spielen, sagt Dominik Mendle: „Vielleicht können wir in Zukunft auch Holz liefern für die Produktion der Wuchsgitter, die wir dann kaufen.“