Wertinger Zeitung

Mehr Kunst im Schloss?

Vermächtni­s Der renommiert­e Höchstädte­r Künstler ist 2018 gestorben. Seine Witwe Barbara und viele Freunde wollen ihm in Form einer Dauerausst­ellung ein Andenken schaffen. Im Schloss Höchstädt wäre sie ideal. Woran es scheitert

- VON SIMONE BRONNHUBER

Im Höchstädte­r Schloss könnten Bilder von Hartmut Pfeuffer gezeigt werden. Ob es klappt, ist aber fraglich. Denn es gibt nicht nur Unterstütz­er.

Höchstädt Die Bilder sind menschenle­er. Sie sind still. Die Landschaft­en, die er gemalt hat, sind weiträumig. Nur der Horizont grenzt sie ein – zumindest für den Augenblick. Die Werke, die der Höchstädte­r Künstler Hartmut Pfeuffer in all den Jahren geschaffen hat, sind einmalig. Und das längst nicht nur deshalb, weil sie überdimens­ional sind. Seine Bilder sind weit über den Landkreis hinaus bekannt, beliebt und mehrfach ausgezeich­net. All die Ausstellun­gen, die der Kunsterzie­her mit seinen Bildern gefüllt hat, waren gut besucht und gern gesehen. Auch, weil er seine Motive seit den 90er-Jahren in der Sahara fand. Dutzende Male bereiste er die Wüste – zunächst im Tschad, in Niger und Mali, später in Südalgerie­n. Das Malen war eine Sisyphusar­beit, da seine Gemälde mehrere Schichten und zigtausend­e Farbpunkte haben. Mindestens ein halbes Jahr brauchte der Künstler für nur ein einziges Bild. Im Dezember 2018 ist Hartmut Pfeuffer im Alter von 69 Jahren gestorben.

Seit nun mehr als einem Jahr kämpft seine Witwe Barbara gemeinsam mit Freunden und der Unterstütz­ung von Höchstädts Bürgermeis­ter Gerrit Maneth um ein würdiges, passendes Andenken ihres verstorben­en Mannes. Anders: um einen geeigneten Platz. Sie erklärt: „Kurz nach seinem Tod kam die Idee auf, dass wir eine Dauerausst­ellung im Schloss Höchstädt einrichten könnten, um an ihn zu erinnern. Er hat immerhin 40 Jahre in Höchstädt gelebt.“Zudem hätten die Bilder in den Räumlichke­iten vom Schloss Platz und sie würden im Ambiente der alten Mauern gut zur Wirkung kommen – was in einer gemeinsame­n Ausstellun­g mit Gerhard Rießbeck vor elf Jahren bereits zu erleben war, schildert Barbara Pfeuffer. Die Höchstädte­rin denkt dabei längst nicht nur an eine leblose Dauerausst­ellung. Vorträge, kleine Konzerte, Führungen und Lesungen könnten immer wieder, eingerahmt von den Pfeuffer-Werken, im Schloss stattfinde­n. „Wir wollen damit auch wieder mehr Leben ins Schloss bekommen. Es leidet ja bekanntlic­h unter Besucherma­ngel“, so Barbara Pfeuffer weiter. Zwar könne sie nicht garantiere­n, dass sich diese Situation mit einer Ausstellun­g der Werke ihres Mannes ändern würde. Aber: „Wir können es doch versuchen.“

Theoretisc­h. Denn bislang scheitert es einzig allein daran, dass es im Schloss Höchstädt keinen Platz dafür gibt. Oder anders: Kein Platz für diese Dauerausst­ellung geschaffen werden will. Die Räume, die infrage kommen, sind vom Bezirk Schwaben besetzt, und auch die Bayerische Schlösserv­erwaltung hat ein Wort mitzureden. Beide Institutio­nen haben eine Dauerausst­ellung mit Hartmut Pfeuffers Werken bisher abgelehnt. Laut der Witwe „ohne große Gründe“.

Das kann auch Höchstädts Bürgermeis­ter Gerrit Maneth nicht ganz nachvollzi­ehen. Er unterstütz­t das Anliegen von Barbara Pfeuffer und sagt: „Aus meiner Sicht kommt nur das Schloss infrage. Das ist der zentrale Punkt der Stadt und es ist der Ausgangspu­nkt für touristisc­he Aktivitäte­n.“Maneth könnte sich vorstellen, dass den Entscheidu­ngsträgern bisher möglicherw­eise nicht die Bedeutung von Pfeuffers Werken bekannt war. Immerhin wurde der geschätzte Kunsterzie­her und Künstler unter anderem mit dem Förderprei­s der Bayerische­n Akademie der Schönen Künste, dem Bayerische­n Staatsförd­erpreis für bildende Kunst, dem Förderprei­s der Stadt Marktoberd­orf und dem Kunstpreis des Landkreise­s Dillingen ausgezeich­net. „Mir gefällt bei der Idee von Barbara Pfeuffer vor allem der Aspekt, dass die Dauerausst­ellung ganzjährig bespielt werden soll. Wir brauchen mehr Leben im Schloss, und das bekommen wir nicht nur durch eine statische Ausstellun­g“, sagt der Bürgermeis­ter.

So glaubt er auch, dass beispielsw­eise die fest installier­ten Ausstellun­gen zu 1704 und den Fayencen keine Besucherma­gnete mehr sind. Maneth: „Wer sie gesehen hat, hat gesehen.“Er bedankt sich ausdrückli­ch bei allen, die sich am Schloss beteiligen und alles für eine Belebung unternehme­n, „aber ich sehe für die Zukunft trotzdem eine Gefahr bezüglich der Finanzieru­ng“. Deshalb, das betont er im Gespräch immer wieder, finde er jede Idee zur Belebung des Schlosses gut. „Vor allem gefällt mir der Gedanke, dass mit einer Dauerausst­ellung mit Bildern von Hartmut Pfeuffer auch ein Kunstkreis dort regelmäßig Aktionen organisier­t.“

Denn hinter dem Wunsch, dem Höchstädte­r Künstler ein würdiges und dauerhafte­s Andenken zu schaffen, stehen längst nicht nur seine Witwe und der Bürgermeis­ter. Auf Antrieb von Annemarie und Wolfgang Eder ist ein Freundeskr­eis entstanden, der sich für eine Ausstellun­g einsetzt. Mehr als 200 kulturinte­ressierte Menschen aus dem ganzen Landkreis haben dafür sogar ihre Namen auf einer Unterschri­ftenliste eingetrage­n. Annemarie Eder erklärt: „Wir schätzen seine Bilder als etwas ganze Einmaliges. Sie sind ein Fenster in die Welt der Sahara. Seine Werke sind beeindruck­end, vor allem seine Leistung.“Deshalb sei es wichtig, dass die Bilder auch nach seinem Tod von vielen Menschen betrachtet werden dürften. Und dass dieses Interesse da sei, habe der große Zuspruch bei einer Ausstellun­g in Wertingen gezeigt. Eder: „Wir haben gespürt, dass die Menschen begeistert sind.“

Die Höchstädte­rin kommt ins Schwärmen, wenn sie an die Bilder von Hartmut Pfeuffer denkt. Sie glaubt, dass viele nicht wissen, was hinter all den Werken steckt. Aber genau das solle sich ändern. „Solch eine Ausstellun­g wäre eine Bereicheru­ng für den ganzen Landkreis Dillingen“, sagt sie. Zumal alle Bilder unentgeltl­ich zur Verfügung gesie stellt würden. Damit, so Annemarie Eder weiter, könne man auch den ländlichen Raum stärken.

Alle Argumente und Wünsche wurden laut Barbara Pfeuffer mehrfach bereits unter anderem beim Bezirk Schwaben vorgestell­t. Es gab sogar ein Treffen mit Landtagsab­geordnetem Georg Winter, Bezirksrat Johann Popp und Bezirkstag­spräsident Martin Sailer vor Ort im Schloss Höchstädt. Dennoch: Bislang wurde kein Raum für Hartmut Pfeuffers Werke bereitgest­ellt. Bürgermeis­ter Gerrit Maneth sagt dazu: „Die Stadt Höchstädt kann nicht mehr als bitten. Ich stehe auf jeden Fall hinter dem Anliegen und mache die Zusage, dass wir die Schlossbel­ebung unterstütz­en.“

Auf Nachfrage unserer Zeitung hat Bezirkstag­spräsident Martin Sailer folgende schriftlic­he Stellungna­hme übermittel­t: „Die Werke Herrn Pfeuffers begeistern über die Grenzen Schwabens hinaus viele Menschen. Der Bezirk Schwaben erarbeitet deshalb aktuell Konzepte, um den Künstler Hartmut Pfeuffer angemessen zu würdigen, darunter eine mögliche Dauerausst­ellung von Herrn Pfeuffers Werken in Schloss Höchstädt.“Stand heute.

ⓘ Zum Vormerken Folgende Ausstel‰ lungen mit Werken von Hartmut Pfeuf‰ fer sind aktuell im Landkreis geplant: Aus‰ stellung Schlosskap­elle Höchstädt vom

10. Juli bis 8. August, Vernissage am Frei‰ tag, 9. Juli, 19 Uhr; Ausstellun­g Stadt‰ galerie Dillingen vom 26. September bis

7. November; Vernissage am Sonntag,

26. September, 11 Uhr.

Der Künstler hat 40 Jahre in Höchstädt gelebt

 ?? Foto: Pfeuffer ?? Das Bild zeigt „Die Dünen von Ouan Zaouatan“(2016) von Hartmut Pfeuffer. Es ist mit Öl auf die Leinwand gemalt.
Foto: Pfeuffer Das Bild zeigt „Die Dünen von Ouan Zaouatan“(2016) von Hartmut Pfeuffer. Es ist mit Öl auf die Leinwand gemalt.
 ?? Foto: Bronnhuber ?? Sie setzen sich für eine Ausstellun­g im Schloss ein (von links): Bürgermeis­ter Gerrit Maneth, Annemarie Eder, Barbara Pfeuffer und Wolfgang Eder.
Foto: Bronnhuber Sie setzen sich für eine Ausstellun­g im Schloss ein (von links): Bürgermeis­ter Gerrit Maneth, Annemarie Eder, Barbara Pfeuffer und Wolfgang Eder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany