Wertinger Zeitung

Mamma mia!

Umfrage Was Italiener über Deutsche denken und umgekehrt

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Früher sah italienisc­her Fußball so aus: Zehn Feldspiele­r verteidigt­en 90 Minuten lang ihre Ausgangsla­ge, das 0:0. Catenaccio heißt diese Form der Spielverhi­nderung noch heute. Andere Formen kamen aus dem Schauspiel. War der Augenblick günstig, sank der Italiener ins Gras, wo er zu sterben drohte. Daraus resultiere­n vier WM-Titel für Italien. So weit die verkürzte Mischung aus Wahrheit und Dichtung. Daraus sei die Begabung der Italiener für den Film abzuleiten, hieß es. Tatsache ist: Egal, was ein Italiener anstellt, es sieht immer besser aus als bei anderen. Wie bei allen komplizier­ten Beziehungs­geflechten verbindet die

Nationen eine recht unterschie­dliche Zuneigung. Die Deutschen lieben die Italiener, schätzen sie aber nicht. Die Italiener dagegen schätzen die Deutschen, lieben sie aber nicht. „Sie sind keine Gegner, sondern Interprete­n einer Oper, in einem Romeo und Julia des Fußballs“, schrieb Roberto Giardina nach dem Jahrhunder­tspiel zwischen Italien und Deutschlan­d 1970 in Mexiko (4:3) in seiner „Anleitung, die Deutschen zu lieben“. Die Kollegen der La Gazzetta tragen auch dann noch ein dunkelblau­es Sakko über dem hellblauen Hemd, wenn alle anderen in T-Shirts und Shorts in die Stadien schlappen. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat zur Poesie harte Zahlen geliefert. 62 Prozent der Italiener finden die wirtschaft­liche Situation in Germania gut, aber nur 44 Prozent der Deutschen. Nur 29 Prozent der Italiener schätzen die EU (51 Prozent der Deutschen). Gerade mal 36 Prozent der Italiener haben Vertrauen in ihr Land (79 Prozent der Deutschen). Überrasche­nd dagegen: Italiener halten nicht nur sich selbst, sondern auch die Deutschen für lebensfroh. Grazie, amici!

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Foto: Adobe Stock

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