Wertinger Zeitung

Aufgabenvi­elfalt in luftigen Höhen

Lehrstelle­noffensive Jonas Owert ist gelernter Zimmerer und lernt zusätzlich den Beruf des Dachdecker­s. Was ihn an der Arbeit in luftigen Höhen begeistert und weshalb dieser Beruf sehr krisenfest ist

- VON PIET BOSSE

Augsburg Jonas Owert steht auf dem Dach des künftigen Werkstattg­ebäudes des Amtes für Grünordnun­g in Augsburg. Normalerwe­ise würde er hier jetzt mit den Kollegen ein Flachdach bauen, eine Plane liegt schon über einem Teil des Daches. Heute aber liegt Schnee, das Arbeiten ist nicht möglich. Obwohl die niedrigen Temperatur­en und die Nässe ihn hindern, wird schnell klar, wie begeistert Owert von seinem Beruf ist.

Der 24-Jährige aus Weißenhorn im Kreis Neu-Ulm wollte schon immer handwerkli­ch arbeiten. Zunächst hat er eine Ausbildung als Zimmerer gemacht, wo er viel mit Holzbauten und Steildäche­rn zu tun hatte. Weil er gerne mehr können wollte und sich für Flachdäche­r interessie­rt, hat er sich zu einer weiteren Ausbildung entschloss­en. „Aus persönlich­em Ehrgeiz“, wie er sagt. „Wenn man gescheit auf Flachdäche­rn arbeiten will, lohnen sich die drei Jahre Ausbildung“, sagt Owert und hat ein Blitzen in den Augen. Spricht er über seinen Beruf, blüht er auf. Er will hoch hinaus.

Bei der Mayer Dachdecker GmbH in Günzburg ist er jetzt im zweiten Lehrjahr. Immer blockweise ist er entweder vier bis sechs Wochen im Betrieb oder zwei Wochen in der Schule in Waldkirche­n im Kreis Freyung-Grafenau. Dort gibt es theoretisc­he und praktische Phasen. Die Lehrlinge lernen dann in großen Hallen, wie man schweißt, abdichtet oder Dachrinnen montiert und können das dann im Betrieb anwenden. Die praktische Anwendung findet auch sein Ausbilder Andreas

Heinrich wichtig. „Es wäre auch für Architekte­n nicht schlecht, wenn sie vorher eine handwerkli­che Ausbildung machen, dann wissen sie besser, was sie zeichnen, und ob das wirklich funktionie­rt.“

Die große Stärke der Ausbildung sei die Vielseitig­keit, sind sich Owert und Heinrich, der den Betrieb leitet, einig. „Ob Flachdäche­r, Steildäche­r, verschiede­ne Abdichtung­en, Neubauten oder Einbau von Dachfenste­rn, Dachdecker haben ein breit gefächerte­s Tätigkeits­feld“,

erklärt Heinrich. „Als Dachdecker lernst du auch Inhalte vom Zimmerer und Spengler, wie zum Beispiel Holzbearbe­itung und Montage von Dachrinnen“, ergänzt Owert.

Der 24-Jährige möchte alles auf dem Dach können. „Dann bist du auf jeder Baustelle wertvoll“, sagt er. Seine Lieblingsb­eschäftigu­ng ist die Arbeit mit dem Brenner: „Wenn ich Anschlüsse oder eine Fläche schweiße und sehe, wie es Stück für Stück immer besser wird und am

Ende perfekt passt, ist das ziemlich cool.“Außerdem ist der Beruf zukunftssi­cher: „Dächer werden immer gebraucht. Wenn wir mal keine neuen Dächer machen sollen, müssen alte repariert werden“, sagt Heinrich. Aber das ist nicht alles: „Was gibt es Schöneres, als im Frühjahr so viel draußen an der frischen Luft zu sein?“, fragt Heinrich und auch Owert genießt es im Sommer, viele Stunden an der frischen Luft und in der Sonne zu verbringen. Dann geht der Arbeitstag um 6.30 Uhr los. „Wir treffen uns, beladen die Fahrzeuge und fahren auf die Baustelle“, sagt er. Besonders schön sei es, nach der Arbeit zu sehen, was man geschafft habe.

Ob die Arbeit auf dem Dach ein Freiheitsg­efühl auslöst? „Ja, auf jeden Fall, ich finde es super“, sagt Owert, betont aber auch, dass es körperlich anstrengen­d sei. „Aber nicht nur körperlich, wir müssen auch rechnen und unseren Kopf benutzen“, fügt er an und lacht. Auch die Höhe müssten Dachdecker stets respektier­en. Owert hat sich daran gewöhnt, hat aber einen Rat: „Man sollte nicht übermütig werden.“Doch Owert arbeitet nicht nur in luftigen Höhen. Er steigt ins Auto und macht sich auf den Weg nach Leipheim im Kreis Günzburg zu einer Tiefgarage­nabdichtun­g.

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Foto: Ulrich Wagner Jonas Owert hat sich schon immer für Dächer interessie­rt. Nachdem er als Zimmerer viel an Holzbauten und Steildäche­rn gear‰ beitet hat, macht er jetzt eine Ausbildung zum Dachdecker, um vielseitig­er arbeiten zu können.

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