Wertinger Zeitung

Wandern Der DAV würde gern feiern

Politik Die Konservati­ven aus der Region Dillingen zeigen sich als ausgesproc­hene Fans des Franken. Aber hat dieser noch Chancen?

- VON BERTHOLD VEH UND BENJAMIN REIF

Landkreis Nun also doch. CSU-Vorsitzend­er Markus Söder geht mit dem CDU-Chef Armin Laschet ins Duell um die Kanzlerkan­didatur. Der nordschwäb­ische CSU-Bundestags­abgeordnet­e Ulrich Lange hat am Sonntag die Sitzung des geschäftsf­ührenden Vorstands der Unionsfrak­tion im Berliner Reichstag miterlebt und war vom Verlauf etwas überrascht. Denn dort erklärte Söder seine Bereitscha­ft, als Kanzlerkan­didat anzutreten. „Er hat ein Angebot formuliert und einen richtig starken Auftritt hingelegt“, sagt Lange. Es sei jedenfalls eine Sitzung gewesen, „die man so schnell nicht vergessen wird“, stellt der Nördlinger fest. Der Bayerische Ministerpr­äsident habe in ganz Deutschlan­d viel Akzeptanz hinzugewon­nen. Und es seien auch einige CDU-Kollegen auf ihn zugekommen, „dass es Söder machen soll“, sagt Lange. Der Ball liege jetzt aber bei der CDU, denn: „Ich kenne die Arithmetik und ich kenne Berlin“, sagt Lange. Die Meinungsum­fragen sprächen zwar klar für Söder, die CDU sei aber der größere Partner. „Und die Arithmetik spricht für Armin Laschet“, sagt Lange. Auch wenn Söder viele gute Argumente für die Kanzlerkan­didatur auf seiner Seite habe.

Der Nördlinger stellt fest: „Markus Söder ist jemand, dem viele Kanzler zutrauen.“Er habe in dieser nicht einfachen Phase der Corona-Pandemie gezeigt, dass er

Deutschlan­d in dieser Krise führen könnte. Lange sagt, ihn würde es freuen, mit einem CSU-Kanzlerkan­didaten Wahlkampf zu machen.

Auch der Dillinger CSU-Kreisvorsi­tzende Georg Winter begrüßt Söders Vorstoß. „Markus Söder ist Ministerpr­äsident und Vorsitzend­er der CSU. Als solcher achtet er darauf, dass der Einfluss Bayerns in Berlin groß bleibt. Von daher ist es richtig, dass er seine Bereitscha­ft zur Kanzlerkan­didatur erklärt hat“, teilt Winter auf Anfrage mit. Armin Laschet habe als CDU-Vorsitzend­er allerdings die größere Mannschaft um sich und dadurch die bessere Ausgangspo­sition, stellt der Landtagsab­geordnete fest. Die Bewerbung von Markus Söder sei aber „überzeugen­d“, betont Winter: „Damit bleibt die CSU auf Augenhöhe und untermauer­t ihren Führungsan­spruch und die künftige Verhandlun­gsposition.“

Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz sagt: „Eine lebendige Demokratie ist geprägt von einem Wettbewerb der Ideen und Persönlich­keiten. Deswegen hat die jetzige Personalen­tscheidung durchaus ihre Berechtigu­ng.“Angesichts der ernsten Umstände sei es aber wichtig, dass innerhalb der Union jetzt so schnell wie möglich Klarheit über die „K-Frage“geschaffen wird, damit dann die volle Konzentrat­ion wieder bei der Bewältigun­g der Pandemie liegt. Der stellvertr­etende CSU-Kreisvorsi­tzende sagt: „Ich persönlich kann mir Markus Söder gut als Bundeskanz­ler vorstellen und traue ihm dieses Amt zu.“

Gleichzeit­ig wäre Kunz jedoch „nicht traurig, wenn uns Söder als Bayerische­r Ministerpr­äsident erhalten bleibt“.

Ähnlich argumentie­rt Kunz’ Bürgermeis­ter-Kollegin Katja Müller aus Lauingen. Auch sie sagt: „Würde Markus Söder Kanzler werden, würden wir in Bayern einen guten Mann als Ministerpr­äsidenten verlieren.“Das gesagt, spricht sich die Rathausche­fin klar für eine Kandidatur Söders aus. Aus ihrer Sicht hat der einen klaren Vorteil gegenüber Laschet. „Er hat in der Krise Durchsetzu­ngsfähigke­it bewiesen.“

Müller traut dem Franken zu, auch im Rest von Deutschlan­d viele Stimmen für die Union zu sammeln. Das zeigten einerseits die Umfragen und anderersei­ts das Management Söders in der Coronakris­e für den Freistaat. Der eingeschla­gene Weg werde im Rest Deutschlan­ds sehr anerkennen­d betrachtet, glaubt Müller.

Wertingens stellvertr­etende Bürgermeis­terin Christiane Grandé traut beiden Männern das Kanzleramt zu. „Mit Dr. Markus Söder und Armin Laschet stellen sich zwei Ministerpr­äsidenten der Kanzlerfra­ge, die sicher beide den Aufgaben eines Bundeskanz­lers gewachsen sind“, so Grandé gegenüber unserer Zeitung. Doch auch sie würde es begrüßen, wenn Söder als dritter CSU-Kandidat ins Rennen um die Kanzlersch­aft für die Union geht.

Ein Franke war ja bereits einmal Bundeskanz­ler – der Fürther Ludwig Erhard ging 1963 jedoch für die CDU ins Rennen und folgte Konrad Adenauer nach. Die beiden Kandidaten der CSU mussten sich in der Vergangenh­eit ihren Kontrahent­en geschlagen geben – 1980 unterlag Franz Josef Strauß gegen Helmut Schmidt, 2002 scheiterte Edmund Stoiber bei dem Versuch, den damaligen Kanzler Gerhard Schröder aus dem Amt zu drängen.

Des Rückhalts aus Bayern kann sich Markus Söder also sicher sein, wie aus den Stimmen der Mandatsträ­ger aus dem Landkreis hervorgeht – ob das für eine Kanzlerkan­didatur reicht, ist allerdings fraglich. Am Montag hatte sich das CDUPräsidi­um demonstrat­iv hinter Armin Laschet gestellt.

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Foto: Guido Kirchner/dpa (Archiv) Markus Söder (CSU, rechts) will Kanzlerkan­didat der Union werden, Armin Laschet (CDU) ebenfalls.

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