Jetzt ist Jäger im Visier
Golf Sebastian Heisele hat seinen Platz als zweitbester Deutscher auf der Weltrangliste verloren. Noch hat der 32-jährige Dillinger aber eine kleine Chance auf Olympia in Tokio
Hätte Corona nicht zugeschlagen, wäre Sebastian Heisele mit größter Wahrscheinlichkeit jetzt ein „Olympionike“– so werden Teilnehmer an Olympischen Spielen bezeichnet. Als zweitbester deutscher Golfer auf der Weltrangliste hätte er sich das Startrecht für Tokio 2020 gesichert. Wäre, hätte, wenn. Tatsache dagegen ist: Die Spiele wurden wegen der Pandemie auf den Sommer 2021 verschoben – und der Dillinger Heisele ist aktuell in der deutschen Rangfolge der Weltrangliste auf Rang drei hinter Martin Kaymer und Stephan Jäger abgerutscht, sein Olympia-Start damit unwahrscheinlicher geworden.
Martin Kaymer, Deutschlands bester Golfer, steht auf Rang 101 der Weltrangliste. Der Münchner Jäger hatte sich in den vergangenen Monaten immer näher an Heisele herangespielt. Und ist inzwischen vorbeigezogen. Nach seinem jüngsten Sieg bei der Emerald Coast Classic, einem Turnier der zweitklassigen amerikanischen Korn-FerryTour (Gesamtwertung jetzt Platz zwei), belegt der Münchner auf der Weltrangliste Platz 158 – deutlich vor Sebastian Heisele (241). Damit ist der 31-jährige Jäger übrigens auch für die PGA-Tour 2022, Amerikas „Erste Liga“, qualifiziert. In Destin/Nordflorida gewann Jäger nach gleichmäßig starken Runden von 67, 66, 66 und nochmals 66 Schlägen (minus 14 für das Turnier).
„Jäger hält jetzt die besseren Karten“, stellt dann auch Heisele gegenüber unserer Zeitung fest und erklärt: „Er hat die frischeren Weltranglistenpunkte.“Je älter diese nämlich sind, desto geringer ist ihre Gewichtung. Und Heiseles Erfolge liegen nun schon geraume Zeit zurück. Grundsätzlich stellt der Dillinger aber auch fest: „Mal schauen, ob Tokio überhaupt stattfindet.“
„Es wäre cool, Deutschland zu repräsentieren. Wie oft kann man schon von sich behaupten, an Olympia teilgenommen zu haben?“, wird Jäger auf dem einschlägigen Golfportal golf.de zitiert. Weil auch Kaymer einem Start in Tokio nicht abgeneigt gegenübersteht, wäre das deutsche Kontingent von zwei Startern beim olympischen Golfturnier ausgeschöpft. Auch Bundestrainer Ulli Eckhardt äußert sich in diesem
Zusammenhang zu Jäger: „Jetzt hat er die PGA-Tourkarte wieder sicher in der Tasche und ist ein heißer Kandidat für Olympia.“
Keine guten Neuigkeiten also für Sebastian Heisele. Der stand 2021 bislang erst bei zwei Turnieren am Abschlag: Ende Januar in Dubai sowie Mitte März in Qatar. Beide Male verpasste er den Cut knapp und konnte damit keine Punkte für die Weltrangliste einfahren.
Doch noch ist Tokio aber für Sebastian Heisele nicht verloren: Binnen drei Wochen startet er jetzt bei drei Turnieren: der Austrian Open (Atzenbrugg/Österreich; 15. bis
18. April), der Gran Canaria Open (Kanarische Inseln/Spanien; 22. bis
25. April) und der Tenerife Open (Kanarische Inseln/Spanien; 29. April bis 2. Mai). Sollte Heisele hier ein großer Coup – sprich ein Sieg oder „Stockerl-Platz – gelingen, würde Tokio für ihn wieder in Schlagweite rücken. Ein Turnier in Frankreich wurde abgesagt. Veranstaltungen in England, Dänemark sowie die Porsche Open (3. bis 6. Juni in Hamburg) bieten ebenfalls noch die Gelegenheit, um Punkte zu sammeln.
„Die Luft ist eher dünn“, schätzt Sebastian Heisele seine Möglichkeiten ein. „Jäger spielt ja in Amerika. Da hat er die größeren Chancen. Ich werde aber dennoch erst mal versuchen, in den nächsten Wochen einige Punkte zu sammeln.“Stichtag für die Olympia-Nominierung ist der 26. Juni.
„Die Luft ist eher dünn. Ich werde aber dennoch erst mal versuchen, in den nächs ten Wochen einige Punkte zu sammeln.“
Sebastian Heisele