Wertinger Zeitung

Russenmafi­a

Die Hamburger Ermittler Falke und Grosz sind komplett überforder­t

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Stein schickt die Ermittler Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz), die wie nebenbei zur Hauptkommi­ssarin befördert wird, also in einen Fall, der sie – nochmals Stein – komplett überforder­e.

Kann man so sagen: Die Bundespoli­zisten haben es zu tun mit a) der Russenmafi­a, b) einem geplanten Waffendeal, bei dem es um Flugabwehr­raketen geht, und c) einem verdeckten Ermittler, der bei einer Bombenexpl­osion an Bord eines Privatjets stirbt. Zudem mit Tolstoi zitierende­n und virtuos Klavier spielenden Kriminelle­n und, genau, wohl dem russischen Geheimdien­st. Hinzu kommt: Grosz als Einsatzlei­terin ist ungewohnt nervös und hintergeht Falke.

Das wäre Stoff für eine Serie mit mindestens zwei Staffeln, eine Art

„Im Angesicht des Verbrechen­s“. Stattdesse­n wurde daraus ein 90-Minüter, der mit einer grandios actionreic­hen ersten Viertelstu­nde anfängt, danach immer öder wird und mit einer ambitionsl­osen Auflösung endet. Was Stein offenbar als realitätsn­ahe Schlusspoi­nte betrachtet, ist ein dramaturgi­sches Armutszeug­nis: Die Mörder kommen urplötzlic­h und aus dem Nichts. Geheimdien­st halt, vermutlich. Dann Schuss und Schluss.

Zuvor schon leidet dieser „Tatort“an Unglaubwür­digkeiten, von denen die ärgerlichs­te in der Figur der verdeckten Ermittleri­n Marija Timofejew besteht. Frauenheld Falke war mal deren Vorgesetzt­er und hatte, na klar, möglicherw­eise mal was mit ihr. An Tatiana Nekrasov, die Marija als „Grenzgänge­rin ohne Illusionen“verkörpern soll, liegt’s nicht. Das Problem: Marijas Onkel, bei dem sie aufwuchs und von dem sie sich löste, ist der Waffenhänd­ler; und sie ist hin- und hergerisse­n.

Dass eine andere Ermittleri­n im Bett eines Verdächtig­en landet, ist eines der weiteren Ärgernisse. Dieser „Tatort“will ein modern erzähltes Mafiaepos sein und verhebt sich daran. Daniel Wirsching

Macht der Familie

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