„Man hat sich kleiner gemacht, als man ist“
Interview Marcel Schäfer, Sportdirektor des VfL Wolfsburg, erklärt die Wandlung des Klubs vom Abstiegskandidaten zum sicheren Anwärter auf einen Champions League Platz
Schäfer: Da gibt es viele Faktoren. Wir haben junge, hungrige Spieler geholt, die wir eine gewisse Zeit in ihrer Entwicklung begleiten und unterstützen wollen. Wir können ihnen dafür ein ruhiges Umfeld und eine außergewöhnliche Infrastruktur mit tollen Bedingungen in allen Bereichen bieten. Zudem haben wir ein Top-Personal um das Team herum.
Schäfer: Wenn ich so etwas höre, kann ich inzwischen nur noch lächeln. Es war sicher auch bei mir nicht Liebe auf den ersten Blick. Aber meine Familie und ich sind mittlerweile tief verwurzelt in dieser Stadt. Wolfsburg ist für junge Familien ein überragender Standort. Die Schulen und Kindergärten sind alle auf einem Top-Niveau. Das wissen auch jene Spieler bei uns zu schätzen, die Kinder haben. Und was die Verbindung zu VW angeht: Wir sind eine 100-prozentige Tochter von Volkswagen und stolz auf diese Beziehung. VW steht für Arbeit und Entwicklung. Das leben wir auch beim VfL Wolfsburg in allen Bereichen und stehen dazu. Das ist absolut authentisch. Man hat sich in der Vergangenheit beim VfL Wolfsburg manchmal kleiner gemacht, als man wirklich ist. Wir haben eine Historie und können auch Erfolge vorweisen.
Schäfer: Es war das beste Spiel in der Vereinsgeschichte. Ich glaube, wir haben die Bayern in einer Art besiegt, mit der wir als VfLWolfsburg nicht nur die Region, sondern ganz Fußballdeutschland begeistert haben. Wir haben uns in einen wahren Rausch gespielt. Da klappen dann auf einmal Dinge, die sonst selten funktionieren. Das schönste Beispiel dafür war das Hackentor von Grafite. Wahrscheinlich das schönste Tor in der Vereinsgeschichte.
Schäfer: Trainer Felix Magath. Wir haben unter ihm sehr hart trainiert und sind ihm bedingungslos gefolgt. Wir waren die fitteste Mannschaft, was sich besonders gegen Ende der Saison ausgezahlt hat. Es war eine junge, hungrige Mannschaft – mit Edin Dzeko, Grafite, Diego Benaglio und Christian Gentner, um nur eine paar Namen zu nennen. Da gibt es Parallelen zu heute. Wir haben auf dem Platz alles gemeinschaftlich gemacht. Es hat mir unfassbar viel Spaß bereitet, in diesem Team zu spielen. Der Kontakt ist immer noch da.
Schäfer (lacht): Den gibt es zwar noch. Aber er ist schon länger nicht mehr genutzt worden. Die Trainer greifen heute lieber auf andere Dinge zurück. Unter Felix Magath hat er unter anderem der Willensschulung gedient.
Schäfer: Wir haben uns eine sehr gute Ausgangslage geschaffen und möchten jetzt den Platz halten, auch wenn wir ein gewaltiges Programm vor uns haben – neben Bayern warten unter anderem noch Dortmund und Leipzig auf uns. Aufgrund der gezeigten Leistungen können wir aber die kommenden Aufgaben selbstbewusst angehen. Es wäre natürlich schon eine außergewöhnliche Geschichte, wenn wir nächste Saison in der Champions League spielen würden – vor drei Jahren haben wir noch um dem Klassenerhalt gezittert.
Schäfer: Das gehört in unserem Geschäft dazu. Aber das bereitet mir keine Angst.
Schäfer: Solche Vereinbarungen werden ja gemeinschaftlich zwischen Verein und Trainer oder Spieler beschlossen. Und man wird ja von Vereinsseite nicht dazu gezwungen, einen solchen Vertrag zu unterzeichnen.
Schäfer: Die Frage kann ich nicht beantworten, weil ich als Außenstehender nicht beurteilen kann, wie die Bayern-Spieler damit umgehen. Ich fand es auf jeden Fall sehr schade, dass Bayern ausgeschieden ist, genauso wie auch der BVB. Ich drücke immer den deutschen Mannschaften die Daumen – weil es für den deutschen Fußball gut ist, wenn die Bundesliga-Vertreter auf europäischer Ebene erfolgreich sind.
● Marcel Schäfer (36) aus Aschaf fenburg ist seit Juli 2018 Sportdi rektor des FußballBundesligisten VfL Wolfsburg. Zu seiner aktiven Zeit bestritt Schäfer acht Länderspiele und von 2007 bis 2017 256 Bun desligaspiele für den VfL Wolfsburg. 2009 wurde Schäfer mit Wolfs burg deutscher Meister. 2015 ge wann er mit den „Wölfen“den DFBPokal. (row)