Der Landkreis war für Söder eine gute Kulisse
Wenn Markus Söder in der jüngeren Vergangenheit im Landkreis Dillingen auftrat, dann erinnerte er in seiner Souveränität an einen Fisch im Wasser. Dieser Vergleich drängte sich besonders bei einem Besuch im Mai 2017 beim Wertinger Volksfest auf. Nicht nur, weil es wie aus Kübeln schüttete und Söder – damals noch Bayerns Finanzminister – erst einmal mit Regenschirm draußen auf seinen Auftritt warten musste. Sobald er das Festzelt betreten hatte, war er in seinem Element. Sofort zog er die Wertinger in seinen Bann, erntete Lacher und Beifall für nahezu alles, was er von sich gab. Hätte er in seinen 50 Minuten Redezeit ausschließlich über die Marktpreisentwicklung von Mohrrüben gesprochen, die Stimmung wäre wohl trotzdem nicht abgerutscht, so wirkte es.
Ähnliches Bild bei seinem Besuch im Dillinger Kino im Juli 2018, da schon als Ministerpräsident. Am Tag seines Kommens bestand die Möglichkeit, dass sein alter Rivale Horst Seehofer als Bundesinnenminister das Handtuch wirft, aber Söder zeigte Lokalverbundenheit. Den Termin im Kino hätte er auch dann wahrgenommen, verkündete er. „Dann hätte die große Politik ihren Blick auch mal nach Dillingen richten müssen.“
Der Satz spiegelt das Selbstverständnis Söders perfekt wider. Die große Politik schaut dahin, wo er ist – aber dennoch ist er verwurzelt in den Regionen Bayerns, speziell den ländlichen wie dem Landkreis Dillingen. Denn er weiß, wie die Leute hier ticken.
Man darf sich nicht täuschen lassen: Für Markus Söder war der Landkreis Dillingen bei seinen Auftritten zuallererst Kulisse. Für den Mittelfranken ist die Wirkung seiner Reden, seiner Bemerkungen und vor allen Dingen der Bilder, die in diesem Zusammenhang entstehen, viel wichtiger als Inhalte. Wenn er, wie 2017 im Wertinger Festzelt, von „Leistungskernen“spricht und mit großer Geste die Landkreisbürger in diesen erlesenen Kreis aufnimmt, dann ist das einerseits wahr – und andererseits beliebig. Mit einiger Sicherheit hat er die exakt selben Sätze schon in Festzelten von Cham bis Lindau abgespult. Weder in Wertingen noch in Dillingen hörten die Zuhörer kaum einen Satz, der nicht austauschbar gewesen wäre.
In Wertingen sagte er im Übrigen: „Das Schönste an Berlin ist die Rückfahrt nach Bayern.“Dieser Satz könnte ihm im Machtpoker um die Kanzlerkandidatur mit Armin Laschet nun um die Ohren gehauen werden.