Faschingsstreit endet mit Geldstrafen
Drei junge Männer stehen vor dem Dillinger Amtsgericht
Dillingen Kurz bevor Corona auch Deutschland erwischt hatte, waren die Narren noch unterwegs, auch im Landkreis Dillingen. Am 9. Februar 2020 waren drei Freunde aus dem Landkreis feiern und angetrunken.
Dann soll sich Folgendes ereignet haben: Einer der drei steigt in ein fremdes geparktes Auto. Es kommt zum Streit mit dem Fahrer, der sich nach draußen verlagert. Dort mishct sich eine Frau ein, die einer der Männer beleidigt. Der Streit wird schließlich gewalttätig, als der Fahrer einschreiten will und von den dreien zu Boden gebracht wird. Der Mann erleidet Schläge und Tritte, auch als er schon am Boden liegt. Als die Polizei eintrifft, stellt sich der Haupttäter den Beamten.
Der Vorfall ist nun am Dillinger Amtsgericht verhandelt worden. Viel zu besprechen hatte die Kammer unter Leitung von Richterin Gabriele Held nicht: Ein Gespräch zwischen den drei Verteidigern und der Amtsrichterin habe es im Vorfeld bereits gegeben, erklärt Held. Es sollte also schnell gehen an diesem Tag. Die Richterin und die Verteidiger verständigten sich in einem kurzen Austausch, bei dem die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist, darauf, dass das Verfahren gegen zwei der drei jungen Männer eingestellt wird, sofern sie gestehen, das Opfer mit jeweils 1000 Euro entschädigen und insgesamt 2400 Euro an die Stadt Lauingen zu Gunsten der dortigen Kindergärten zahlen.
Der Haupttäter, der in das fremde Auto gestiegen war, wurde zur Zahlung einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 50 Euro verurteilt. „Ich hatte keine bösen Absichten, als ich zu Ihnen ins Auto gestiegen bin“, sagte der Mann an das Opfer gewandt. „Es tut mir leid.“Der Staatsanwalt hatte 110 Tagessätze gefordert.
Blindheim Die vielen Holzfenster fluten den Raum mit Licht. Dank der eingebauten Gauben wirkt er noch größer. Die sichtbaren Balken strahlen Wärme und Ruhe aus. Bis unters Dach ist alles offen und ein besonderes Detail sticht sofort hervor. Die Reste einer uralten Mühle sind zu sehen. Christian Busam und Annett Loeprecht gehen auf den frisch verlegten Brettern quer durch den Raum, bleiben immer wieder stehen und strahlen. Das ist ihr absoluter Lieblingsplatz im ganzen Haus. Jetzt schon. Obwohl das Paar noch nicht genau weiß, was es daraus mal machen will. Gästezimmer mit Bad? Eine offene Galerie? Oder einfach mal so lassen? Sicher ist nur: Hier
Ein besonderer Charakter
ganz oben sind die beiden am liebsten. „Das ist das Highlight. Das ist einfach so einmalig und wunderschön“, sagt Annett Loeprecht und ihr Partner fügt hinzu: „Das findet man nirgends. Das zeigt den besonderen Charakter sehr deutlich.“Denn das Paar aus Donauwörth baut kein modernes Haus in einer Neubausiedlung. Es saniert auch kein altes Bauernhäuschen oder gestaltet in einer Wohnung einige Räume neu um. Die beiden haben sich eines Projekts angenommen, vor dem sich viele, viele Jahre jeder gescheut hat. Annett Loeprecht und Christian Busam haben im Dezember 2019 die Simonsmühle in Blindheim gekauft. Im Juli des vergangenen Jahres haben sie mit den Sanierungsarbeiten begonnen – und schon Ende dieses Jahres wollen sie gemeinsam mit ihren Kindern einziehen. Denn: „Wir schaffen uns hier unser neues Zuhause. Hier wollen wir ankommen“, sagt die Dreifach-Mama. Die PatchworkFamilie will aus der einst einsturzgefährdeten Simonsmühle, die bisher Streitobjekt zwischen Vorbesitzer, Gemeinde und Förderverein war, ein Domizil auf Lebenszeit machen.
Ein absoluter Glücksgriff für die Gemeinde, wie Bürgermeister Jürgen Frank immer wieder betonte. Und das merken auch die neuen Eigentümer. „Es ist ganz nett, weil immer wieder Blindheimer an der Straße stehen bleiben und neugierig schauen, was hier so passiert“, sagt Loeprecht und fügt hinzu: „Wir verstehen das total. Die Diskussionen rund um die Simonsmühle haben auch wir in Donauwörth mitbekommen. Aber das geht uns nichts an, wir starten hier unbefangen neu durch.“Und das von Tag eins an, wie die beiden beim Rundgang durch die alten Gemäuer erzählen.
Als die Simonsmühle online zum Verkauf ausgeschrieben war, sind sie nach Blindheim gefahren und haben sich das Gebäude angeschaut. Und der Zustand vor knapp eineinhalb Jahren war alles andere als vielversprechend – auf den ersten Blick zumindest. Wie berichtet, hat die Blindheimer Firma Mengele die Notsicherung des geschichtsträchtigen Gebäudes durchgeführt. Seither ist es eingerüstet. Richtige Böden gab es nicht, der Untergrund war lo
Das ist eine alte Tür im ersten Stock. Die soll erhalten bleiben.
ser Bauschutt von vielen, vielen Jahren. Keine Fenster, bröckelnde Wände, grenzwertiges Dach, keine richtige Raumeinteilung… „Mein erster Gedanke war: Schrecklich, aber cool“, sagt Annette Loeprecht und lacht.
Was wohl für die meisten der blanke Horror gewesen wäre, war für die Donauwörther Liebe auf den ersten Blick. Christian Busam erzählt: „Die Mühle ist etwas ganz, ganz Besonderes. Wir waren sofort begeistert.“Aber ihnen sei auch sofort klar gewesen: Das wird kosten-, zeit- und arbeitsintensiv. Busam sagt mit einem Schmunzeln, dass ein Neubau eines durchschnittlichen Einfamilienhauses definitiv schneller und günstiger sei. Aber das wollen die Bauherren nicht. Sie haben sich in „ihre Mühle“, wie sie ihr künftiges Heim nennen, verliebt – und in die Umgebung, wie sie sagen. „Wir mögen es hier in Blindheim total, es ist ein schöner Ort und der Standort unserer Mühle ist sensatio
Das Denkmalamt spricht immer mit
nell“, sagt Annett Loeprecht. Um das Gebäude herum ist nichts außer Wiese und aufgrund des dortigen Hochwasserschutzgebietes wird ihnen auch niemand anderes mehr vor die Nase bauen. „Der Ausblick ist einfach gigantisch. Egal von wo aus.
Natur pur. Mal sehen wir Störche, mal Kraniche – auf der Wiese ist ganz schön was los“, sagt sie lachend.
In jeder freien Minute, nach Feierabend und an den Wochenenden sowieso sind die zwei seit mehr als einem Jahr in Blindheim und gestalten ihr neues Zuhause. Dafür haben sie sogar einen Wohnwagen hingestellt, damit sie sich – wenn das Wetter mitspielt – ein paar Donauwörth-Fahrten sparen können. Und so schön und romantisch alles klingt, der Umbau der Blindheimer
Simonsmühle ist aber vor allem auch eines: spannend. So bezeichnet es das Paar. „Es gibt immer wieder mal Überraschungen und wir müssen sehr oft sehr spontan reagieren und umplanen“, sagt Christian Busam.
Und auch das ist nicht schnell passiert. Denn bei den Häuslebauern reden viele mit. Weil die Simonsmühle unter Denkmalschutz steht, muss alles genau mit der zuständigen Abteilung im Landratsamt Dillingen abgesprochen werden. Hausfarbe? Dachziegel? Fensterform? Eingangstür? Treppenaufgang? Bodenart? Alles in Absprache und immer an den ursprünglichen, geschichtlichen Hintergrund der Simonsmühle angelehnt – und der reicht teils bis ins Jahr 1200 zurück. So waren beispielsweise die Holzfenster vorgeschrieben, auch die moosgrüne Farbe der künftigen Fensterläden sowie die Außenfarbe an sich – ocker. Loeprecht: „Ich würde es wahrscheinlich anders streichen, aber so ist es jetzt. Bei
Links ist der Anbau für Garagen zu se hen, ein Wintergarten kommt noch.
solch einem Bau muss man viele Kompromisse machen. Auf allen Seiten. Wir setzen dafür eben an einer anderen Stelle unseren Geschmack durch.“
Im November dieses Jahres will die Familie in ihr Traumhaus in Blindheim einziehen. Die Pläne seien ambitioniert, sagen sie. „Aber man braucht ein Ziel“, so Busam. Und auch wenn manche Arbeiten aufwendig und kaum sichtbar sind, so hat sich in den vergangenen Monaten schon viel verändert. Ein Anbau für die Autos und einen Technikraum steht, Fenster, Gauben, komplett neuer Dachstuhl, Fußboden, verlegte Leitungen, Zimmereinteilungen … Dabei ist ihnen selbst wichtig, sagen sie, dass die Simonsmühle ihren Charakter behalten soll. „In jedem Ziegelstein steckt so viel Geschichte. Das spürt man. Da bekomme ich manchmal richtig Gänsehaut“, sagt Annett Loeprecht. Jetzt beginnt für die Simonsmühle in Blindheim ein neues Zeitalter.