Wertinger Zeitung

„Wir Grünen können nur gewinnen“

Bundestags­wahl Stimmen aus dem Landkreis zur Kanzlerkan­didatur von Annalena Baerbock

- VON CORDULA HOMANN UND BENJAMIN REIF Foto: Terpoorten

Landkreis Strahlende Gesichter statt öffentlich­er Ego-Schlammsch­lacht: Die Freude bei den Grünen über die Kanzlerkan­didatur von Annalena Baerbock ist auch im Landkreis Dillingen groß. „Bei Robert Habeck wäre es genauso gewesen. Wir Grünen haben nichts zu verlieren, wir können nur gewinnen“, sagt Joachim Hien aus Dillingen selbstbewu­sst. Er sitzt für die Partei im Stadtrat in Dillingen und im Kreistag und hat die neue Kanzlerkan­didatin auch schon persönlich beim Bundespart­eitag getroffen. Sie sei offen, „blitzgesch­eit“und reagiere sofort auf Anregungen. Dass die Entscheidu­ng der beiden Parteivors­itzenden auf die 40-Jährige fiel, findet Hien „wunderbar. Ich war einer der wenigen, der von Anfang an gesagt hat: Sie kann’s, sie soll es machen.“Dass Baerbock noch kein politische­s Amt bekleidet hat, sei kein Problem. „Die schafft das locker“, so Hien.

Heidi Terpoorten, Vorsitzend­e der Grünen im Landkreis Dillingen, Kreis- und Bezirkstag­smitglied, hatte sich schon vergangene Woche zu dem Thema geäußert. Im Fall, dass Baerbock das Rennen macht, meinte die Binswanger­in: „Es steht uns Grünen gut, wenn eine Frau der jüngeren Generation, die erfahren ist und sich den Themen soziale Gerechtigk­eit und Klimaschut­z verschrieb­en hat, Kanzlerkan­didatin wird.“Mit einem unverblend­eten Blick und der Erfahrung im Berliner Politzirku­s werde Baerbock im Fall des Wahlsieges parteiüber­greifend neue Wege gehen.

Diesen Anspruch hat Baerbock in einem ersten Statement bereits untermauer­t – sie stehe für Erneuerung in der Politik, den Status quo repräsenti­erten andere. Im Dillinger Kreisverba­nd der Grünen hat sich vor Kurzem schon ein Generation­enwechsel vollzogen. Seit Anfang des Jahres ist der Höchstädte­r Niklas Zö‰ schinger Kreisgesch­äftsführer. Der 20-Jährige hatte vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie die Fridaysfor-Future-Bewegung nach Wertingen

auf die Straße gebracht. Von Baerbock ist er begeistert: „Sie ist hart in der Sache, hat klare Ziele und ist eine Kämpferin.“Sie als Kandidatin werde gemeinsam mit Robert Habeck einen leidenscha­ftlichen Wahlkampf führen, an deren Ende eine Regierung mit den Grünen an der Spitze stehen wird, ist Zöschinger überzeugt. Der Wertinger Stadtrat Peter Hurler findet sowohl Baerbock als auch Habeck sympathisc­h. Beide hätten unterschie­dliche Stärken. „Baerbock ist fachlich noch besser als Habeck. Dafür fehlt ihr manchmal ein wenig Lockerheit“, findet Hurler. Baerbock war jedoch auch seine Favoritin für die Kanzlerkan­didatur. Wer nun von Seiten der Union gegen sie antritt, werde einen schweren Wahlkampf erleben, ist sich Hurler sicher. Gerade auch, weil die Grünen ihre Flügelkämp­fe laut Hurler hinter sich haben und die Ideen im Vordergrun­d stehen – für Ökologie, Klimaschut­z und soziale Gerechtigk­eit. Im Gegensatz zu manchem Berufspoli­tiker bei den Regierungs­parteien komme Annalena Baerbock wirklich aus der Mitte der Gesellscha­ft.

Die Landtagsab­geordnete Eva Let‰ tenbauer aus dem Nachbarlan­dkreis Donau-Ries sagte am Montag gegenüber unserer Zeitung, Baerbock habe einen klaren politische­n Kompass sowie Energie und Willensstä­rke, um Kanzlerin zu werden. Nach Ansicht Lettenbaue­rs steht Baerbock „für die Erneuerung des Landes“und einen anderen Politiksti­l als bisher. Dieser werde entschiede­n und transparen­t sein. Die Kandidatin sei darüber hinaus lernfähig und selbstkrit­isch. „Annalena hat auch die Ideen und die Streitbark­eit, um das wichtige Thema Klimaschut­z voranzutre­iben sowie eine nachhaltig­e Wirtschaft auszubauen“, meinte die Abgeordnet­e, die auch bayerische Landesvors­itzende der Grünen ist. Engelbert Kige‰ le, Kreis- und Stadtrat aus Lauingen, sagt, mit Baerbock als junger Mutter würden sich ganz neue Perspektiv­en eröffnen. „Ich glaube, sie ist dynamische­r als Armin Laschet.“Und das ganze Entscheidu­ngsverfahr­en der beiden Parteivors­itzenden habe zu einem Imagegewin­n der Grünen beigetrage­n.

„Jetzt schauen wir erstmal, was die anderen machen“, sagt Joachim Hien mit einem Augenzwink­ern Richtung CDU/CSU.

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Annalena Baer‰ bock und Heidi Terpoorten

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