„Wir Grünen können nur gewinnen“
Bundestagswahl Stimmen aus dem Landkreis zur Kanzlerkandidatur von Annalena Baerbock
Landkreis Strahlende Gesichter statt öffentlicher Ego-Schlammschlacht: Die Freude bei den Grünen über die Kanzlerkandidatur von Annalena Baerbock ist auch im Landkreis Dillingen groß. „Bei Robert Habeck wäre es genauso gewesen. Wir Grünen haben nichts zu verlieren, wir können nur gewinnen“, sagt Joachim Hien aus Dillingen selbstbewusst. Er sitzt für die Partei im Stadtrat in Dillingen und im Kreistag und hat die neue Kanzlerkandidatin auch schon persönlich beim Bundesparteitag getroffen. Sie sei offen, „blitzgescheit“und reagiere sofort auf Anregungen. Dass die Entscheidung der beiden Parteivorsitzenden auf die 40-Jährige fiel, findet Hien „wunderbar. Ich war einer der wenigen, der von Anfang an gesagt hat: Sie kann’s, sie soll es machen.“Dass Baerbock noch kein politisches Amt bekleidet hat, sei kein Problem. „Die schafft das locker“, so Hien.
Heidi Terpoorten, Vorsitzende der Grünen im Landkreis Dillingen, Kreis- und Bezirkstagsmitglied, hatte sich schon vergangene Woche zu dem Thema geäußert. Im Fall, dass Baerbock das Rennen macht, meinte die Binswangerin: „Es steht uns Grünen gut, wenn eine Frau der jüngeren Generation, die erfahren ist und sich den Themen soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz verschrieben hat, Kanzlerkandidatin wird.“Mit einem unverblendeten Blick und der Erfahrung im Berliner Politzirkus werde Baerbock im Fall des Wahlsieges parteiübergreifend neue Wege gehen.
Diesen Anspruch hat Baerbock in einem ersten Statement bereits untermauert – sie stehe für Erneuerung in der Politik, den Status quo repräsentierten andere. Im Dillinger Kreisverband der Grünen hat sich vor Kurzem schon ein Generationenwechsel vollzogen. Seit Anfang des Jahres ist der Höchstädter Niklas Zö schinger Kreisgeschäftsführer. Der 20-Jährige hatte vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie die Fridaysfor-Future-Bewegung nach Wertingen
auf die Straße gebracht. Von Baerbock ist er begeistert: „Sie ist hart in der Sache, hat klare Ziele und ist eine Kämpferin.“Sie als Kandidatin werde gemeinsam mit Robert Habeck einen leidenschaftlichen Wahlkampf führen, an deren Ende eine Regierung mit den Grünen an der Spitze stehen wird, ist Zöschinger überzeugt. Der Wertinger Stadtrat Peter Hurler findet sowohl Baerbock als auch Habeck sympathisch. Beide hätten unterschiedliche Stärken. „Baerbock ist fachlich noch besser als Habeck. Dafür fehlt ihr manchmal ein wenig Lockerheit“, findet Hurler. Baerbock war jedoch auch seine Favoritin für die Kanzlerkandidatur. Wer nun von Seiten der Union gegen sie antritt, werde einen schweren Wahlkampf erleben, ist sich Hurler sicher. Gerade auch, weil die Grünen ihre Flügelkämpfe laut Hurler hinter sich haben und die Ideen im Vordergrund stehen – für Ökologie, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit. Im Gegensatz zu manchem Berufspolitiker bei den Regierungsparteien komme Annalena Baerbock wirklich aus der Mitte der Gesellschaft.
Die Landtagsabgeordnete Eva Let tenbauer aus dem Nachbarlandkreis Donau-Ries sagte am Montag gegenüber unserer Zeitung, Baerbock habe einen klaren politischen Kompass sowie Energie und Willensstärke, um Kanzlerin zu werden. Nach Ansicht Lettenbauers steht Baerbock „für die Erneuerung des Landes“und einen anderen Politikstil als bisher. Dieser werde entschieden und transparent sein. Die Kandidatin sei darüber hinaus lernfähig und selbstkritisch. „Annalena hat auch die Ideen und die Streitbarkeit, um das wichtige Thema Klimaschutz voranzutreiben sowie eine nachhaltige Wirtschaft auszubauen“, meinte die Abgeordnete, die auch bayerische Landesvorsitzende der Grünen ist. Engelbert Kige le, Kreis- und Stadtrat aus Lauingen, sagt, mit Baerbock als junger Mutter würden sich ganz neue Perspektiven eröffnen. „Ich glaube, sie ist dynamischer als Armin Laschet.“Und das ganze Entscheidungsverfahren der beiden Parteivorsitzenden habe zu einem Imagegewinn der Grünen beigetragen.
„Jetzt schauen wir erstmal, was die anderen machen“, sagt Joachim Hien mit einem Augenzwinkern Richtung CDU/CSU.