Wertinger Zeitung

„Quotienten­regel bietet die gerechtest­e Lösung“

Fußball Bezirksspi­elleiter Rainer Zeiser aus Bubesheim hört nach nur einer Wahlperiod­e auf

- Interview: Jan Kubica

Dem Fußball in der Region und Bezirk steht an der Führungssp­itze ein größerer Umbruch bevor. Nicht nur Bezirksvor­sitzender Johann Wagner und Donau-Kreisspiel­leiter Franz Bohmann wollen ihre Posten abgeben (DZ/WZ berichtete­n), auch Bezirksspi­elleiter Rainer Zeiser hört auf. Wir sprachen mit dem Funktionär aus Bubesheim.

Herr Zeiser, hat Ihre Entscheidu­ng etwas mit dem in diesen Tagen angekündig­ten Rückzug des schwäbisch­en Fußball-Chefs Johann Wagner zu tun? Rainer Zeiser: Das mag im ersten Moment für Außenstehe­nde so aussehen, aber mein Entschluss kommt ja überhaupt nicht plötzlich. Es war bereits bei meinem Antritt 2018 klar, dass ich nur eine Wahlperiod­e mache. Die endet mit dem Bezirkstag im März 2022. Und dann höre ich auf.

Macht Ihnen der Job keinen Spaß mehr?

Zeiser: Im kommenden Frühjahr war ich dann 15 Jahre Spielleite­r. Vier Jahre Bezirksspi­elleiter, zuvor vier Jahre Kreisspiel­leiter und den Rest seit 2007 Gruppenspi­elleiter. Und warum habe ich den Job gemacht die 15 Jahre? Weil er Spaß macht. Trotz des zeitlichen Aufwands. Dass ich als Spielleite­r aufhöre, heißt ja nicht, dass ich weg bin. Ich werde in den kommenden Monaten mein Bestes tun, die neue Saison gut zu planen und anschließe­nd auch zu betreuen. Und ich werde auch meinem Nachfolger zur Seite stehen, sofern das erwünscht ist.

Apropos Nachfolger: Wer wird’s denn?

Zeiser: Ich weiß, dass der neue, kommissari­sche Bezirksvor­sitzende

Christoph Kern mit verschiede­nen Leuten spricht. Aber konkret ist da noch nichts.

Ein noch unabsehbar großer Anteil Ihrer Zeit als Bezirksspi­elleiter wird im Rückblick von der Corona-Krise gekennzeic­hnet sein. Selbst das kann Sie nicht motivieren, noch eine Periode anzuhängen?

Zeiser: Mit Corona konnte niemand rechnen. Das war für mich besonders unbefriedi­gend, denn während dieser Zeit hatte ich sogar mehr Arbeit als sonst – aber all diese Arbeit war unterm Strich für den Papierkorb.

Weil die Runde jetzt doch abgebroche­n wird. Wie kommentier­en Sie das? Zeiser: Mir persönlich wäre es lieber gewesen, das auf dem Rasen zu beenden. Aber du musst in dieser Pandemie ja irgendeine Lösung finden.

Die heißt nun offensicht­lich Abbruch und Wertung nach Quotienten­regel. Das gefällt nicht allen Vereinen – vor allem jenen nicht, die entweder jetzt schon einen Abstiegspl­atz belegen oder durch die Neuberechn­ung auf einem landen.

Zeiser: Dass eine Kompromiss­lösung dem einen oder anderen nicht gefällt, wird immer so sein. 100 Prozent Zufriedenh­eit erreichst du nie. Am gerechtest­en ist einfach diese Quotienten­regel.

Wodurch in Bayern wenigstens eine Runde in die Wertung kommt. Andere Landesverb­ände stehen vor dem Scherbenha­ufen, nun zwei Spielzeite­n abgebroche­n zu haben.

Zeiser: Und das ist noch lange nicht das ganze Problem. Schauen Sie mal, was die Baden-Württember­ger gemacht haben. Sie hatten nach dem

Saisonabbr­uch im Frühjahr 2020 Vereine in die nächsthöhe­re Liga aufsteigen lassen, den Abstieg aber ausgesetzt. Dann sind sie im Sommer

in entspreche­nd überfüllte Ligen gestartet, mussten die zweite Saison abbrechen und planen jetzt mit den überfüllte­n Ligen erneut ins

Ungewisse hinein, weil halt immer noch keiner weiß, wie und wann es weitergeht. Ich möchte noch einmal betonen: Die Sache mit der Quotienten­regel ist aus meiner Sicht schwierig, ganz klar. Aber sie bietet unter den gegebenen Umständen die gerechtest­e Lösung.

Wenn Sie dereinst auf Ihre Zeit als Spielleite­r zurückscha­uen: Was wird Ihnen am meisten fehlen?

Zeiser: Auf jeden Fall der harmonisch­e Kontakt zu den Vereinsver­tretern. Da bin ich mir ganz sicher. In der Zusammenar­beit mit den schwäbisch­en Fußballver­einen gab es sicher mal unterschie­dliche Meinungen, aber nie echte Probleme. Ich hatte mit keinem Verein große Streitigke­iten. Wir haben stattdesse­n immer versucht, miteinande­r statt übereinand­er zu reden und gemeinsame Lösungen zu finden.

Dem Hörensagen nach wird bei Ihrem Heimatvere­in SC Bubesheim 2023 ein Abteilungs­leiter-Posten frei … Zeiser: Ich werde mit Sicherheit nicht Abteilungs­leiter beim SC Bubesheim, auch in keinem anderen Verein. Ich habe wirklich keinerlei Ambitionen, möchte erst mal Abstand gewinnen. Das ist mein Plan. Stand heute.

Was glauben Sie: Kann die neue Runde 2021/22 im bayerische­n Amateurfuß­ball unter normalen Bedingunge­n losgehen?

Zeiser: Ich hoffe sehr, dass irgendwann wieder Normalität einkehrt und wir alle wieder normal leben können. Und klar: Darunter verstehe ich auch, dass wir wieder vor Zuschauern Fußball spielen können. Aber mit dieser Hoffnung bin ich ja nicht allein.

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Er sieht sich als Partner der schwäbisch­en Fußballver­eine: Bezirksspi­elleiter Rainer Zeiser (hier 2020 bei der Auslosung für die schwäbisch­e Futsal‰Meistersch­aft in Bur‰ gau) wird das Amt im März 2022 niederlege­n.
Foto: Ernst Mayer Er sieht sich als Partner der schwäbisch­en Fußballver­eine: Bezirksspi­elleiter Rainer Zeiser (hier 2020 bei der Auslosung für die schwäbisch­e Futsal‰Meistersch­aft in Bur‰ gau) wird das Amt im März 2022 niederlege­n.

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