Zoff im Zeichen der Burg
Streit Am Fuße der weithin sichtbaren Burg im Biberbacher Ortsteil Markt will die Gemeinde Baurecht schaffen. Doch Bürger gehen auf die Barrikaden
BiberbachMarkt Die Burg im Biberbacher Ortsteil Markt ist historische Landmarke im nördlichen Augsburger Land. Weithin sichtbar ist das Ensemble auf der Anhöhe über dem Schmuttertal ein Blickfang und der Stolz vieler Bürger. Nun soll am Fuß der Burg Baurecht geschaffen werden. So planen es Bürgermeister und Verwaltung, stoßen dabei aber auf Widerstand.
Mit einem denkbar knappen Abstimmungsergebnis im Marktgemeinderat wurde die für ein Baurecht nötige sogenannte Einbeziehungssatzung auf den Weg gebracht. Dagegen laufen die Bürger, die sich in der Interessengemeinschaft „Freier Burgblick in Markt“zusammengeschlossen haben, Sturm.
Muss der Burgberg aus Gründen der Landschaftspflege und des Denkmalschutzes bis zur Straße komplett frei bleiben, oder hat Landwirt Wolfgang Fries am Ende die Option, im unteren Bereich ein Wohn- und landwirtschaftliches Gebäude zu bauen? Das ist die Frage, die analog und online heftig diskutiert wird. Meinungen werden in den sozialen Medien ausgetauscht, eine Online-Petition zum Thema wurde gestartet. Ein aktuelles Bauinteresse bestehe seinerseits nicht, erklärte Eigentümer Wolfgang Fries auf Nachfrage unserer Redaktion. Und sollte eine Bebauung geplant werden, sei dies selbstverständlich nur im Einklang mit den Behörden und insbesondere dem Denkmalamt möglich.
Grundsätzlich gegen eine Bebauung des Areals sind der frühere Biberbacher Bürgermeister Alois Pfaffenzeller, und Monica Kühnel, beide aktiv im örtlichen Arbeitskreis Kultur und Geschichte. Der Charakter der Markter Burg als Kulturdenkmal der Marktgemeinde Biberbach und Bayerisch-Schwabens würde unwiederbringlich beschädigt, führen sie in ihrer Stellungnahme an. Gar „banalisiert“würde das Denkmal, so der ehemalige Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl. Er hält in seiner Ausführung die Bebauung für „nicht möglich“.
Biberbachs Bürgermeister Wolfgang Jarasch (Freie Wähler) sieht das anders. Er plädiert, die Gemeinde möchte gestalten und deshalb eine Bebauung per Satzung regeln. Nur so könne man verhindern, dass der Grundbesitzer als Landwirt sein Baurecht nach landwirtschaftlicher Privilegierung nutzt.
Das treffe so nicht zu, so die Vertreter der Interessengemeinschaft. Das Grundstück liege im Landschaftsschutzgebiet Augsburg Westliche Wälder. Dort dürften auch Landwirte nicht so einfach bauen. Somit greife das Argument für die Schaffung von Baurecht über eine gemeindliche Satzung nicht mehr. Nach aktueller Situation bestehe eben kein Baurecht, so die Interessengemeinschaft in einer Pressemitteilung. Das würde die Gemeinde jetzt erst schaffen.
Die Gründe dafür vermutet die Interessengemeinschaft in guten Beziehungen des Bauwerbers in die Politik. Einem anderen Bauwerber sei 2009 ein Projekt auf dem Nebengrundstück vom Bauausschuss der Marktgemeinde nämlich abgelehnt worden. Die Begründung: Die Sicht auf die Burganlage würde dadurch beeinträchtigt. Das sei nur zum Teil richtig, so Bürgermeister Wolfgang Jarasch. Die damalige Bauvoranfrage des Landwirts sei an der gewünschten Stelle negativ beurteilt worden. Gleichzeitig sei die Zustimmung zum Bau an anderer Stelle des Grundstücks in Aussicht gestellt worden. Nichts anderes sei im aktuellen Fall geplant. „In der Satzung wird geregelt, dass nicht das ganze Grundstück, sondern nur ein Teil bebaut werden darf.“Jegliche politische Beeinflussung, wie von der Interessengemeinschaft angedeutet, weise er strikt von sich, so der Rathauschef. Der Ausgang des strittigen Vorhabens ist offen. Die Denkmalpflege habe gewürdigt, dass bereits zwei Häuser in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Baufensters am Fuß der Burg stehen, so Bürgermeister Wolfgang Jarasch.