Wertinger Zeitung

Wenn frisches Geld riecht

Kunst Warum ein Finanzamt auf einen besonderen Duft setzt

- VON RICHARD MAYR

Augsburg Geld und Kunst stehen in einem rätselhaft­en Verhältnis zueinander. Es gibt Sammler, die Kunst als Geldanlage betrachten, die Rendite abwerfen soll. Dazu passend gibt es den Kunstmarkt, der viel zu oft die Qualität von Kunst nur noch nach deren Preis bemisst. Was am meisten kostet, muss auch das Beste sein. Und dann gibt es Kunstwerke, die das alles aufspießen und ins Absurde treiben.

Als Joseph Beuys Geldschein­e mit der Gleichung „Kunst = Kapital“versehen hat, sollte das allerdings keine Feier des Kunstkapit­almarkts sein, sondern ein Hinweis, dass Kreativitä­t und Ideenreich­tum das eigentlich­e Kapital des Menschen darstellen. Und ja, es war ja auch ein teuflische­r Einfall des italienisc­hen Konzeptkün­stlers Piero Manzoni, seine alltäglich­en Verrichtun­gen in Dosen zu 30 Gramm abzufüllen und sie als „Merda d’artista“zum damals gültigen Goldpreis anzubieten.

Auch da galt nach dem Geschäft – also dem Kaufgeschä­ft – die Uraltweish­eit, dass Geld nicht stinkt. Die Konzeptkün­stlerin Katharina Hohmann wendet die Redewendun­g nun sogar ins Positive: Ihre Duft-Kreation „Aerarium“soll nach frisch gedrucktem Geld riechen, also nach Iris, Feigenblät­tern, Cannabis und weißem Moschus, entworfen vom Züricher Parfümeur Andreas Wilhelm. Verkaufsst­elle dieses Parfüms – bitte festhalten – ist der Neubau des Finanzamts Karlsruhe, für den Hohmann den Kunst-am-BauWettbew­erb mit ihrer Geld-DuftIdee gewonnen hat. Als Steuerzahl­er ziehen wir den Hut vor Hohmann, die es mit der Arbeit auf den Punkt bringt: Die Finanzämte­r lassen Monat für Monat Unsummen frisch verdienten Geldes verduften, noch bevor man sich am Geruch des sauer Verdienten erfreuen konnte, da langt ein Blick auf den Lohnzettel und die Abgaben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany