Wertinger Zeitung

Sie schicken ihre Blumen bis nach Großbritan­nien

Handel Über 20.000 Pakete hat Blumen Eber im Vorjahr gepackt und versendet. Dabei setzt die Gärtnerei aus Birkenried nicht nur auf den eigenen Onlineshop, sondern verknüpft verschiede­ne Absatzkanä­le. Auch Corona hat Auswirkung­en

- VON TANJA FERRARI

Birkenried Bernd Hödl hält eine grüne Plastikver­packung in der Hand. In die vorgestanz­ten Waben setzt er sorgfältig die bestellten Blumen, die anschließe­nd per Post verschickt werden. Über 20.000 solcher Pakete hat er mit seiner Frau Isabell Eber für das gemeinsame Blumengesc­häft in Birkenried im vergangene­n Jahr gepackt. Einige davon gingen sogar nach England. Als der Quereinste­iger vor rund acht Jahren den Onlineshop der Gärtnerei Eber ins Leben gerufen hatte, wurde er zunächst belächelt. Inzwischen floriert der Internetha­ndel und immer mehr Kollegen suchen seinen Rat.

Wie erfolgreic­h der Verkauf von Blumen im Internet sein kann, darüber sprach Hödl zuletzt auf der Online-Fachtagung Gartenbau. Der Diplom-Ingenieur für Nachrichte­ntechnik und Projektman­agement hat inzwischen einige Erfahrunge­n gesammelt. Seit er 2007 gemeinsam mit seiner Frau deren elterliche­n Betrieb übernommen hat, spielt auch die Online-Pflanzenve­rmarktung eine zentrale Rolle. Er sagt: „Viel Zeit fließt natürlich in die digitale Produktpfl­ege.“Damit die Blumen überhaupt gefunden werden können, müssen sie im Internet mit einem Eintrag versehen werden. Heute, so Hödl, rufen die wenigsten Leute in der nächsten Gärtnerei an, wenn sie auf der Suche nach einem bestimmten Salat sind. Stattdesse­n wird auf schnellem Weg im Web gesucht.

„An der digitalen Vermarktun­g führt kein Weg vorbei“, lautet deshalb sein Fazit. Corona habe diesen Trend noch zusätzlich beschleuni­gt. Der Pandemie wegen hatte die Gärtnerei Eber im vergangene­n Jahr erstmals ihre Salat-Auswahl im Shop präsentier­t. Ein voller Erfolg. Zeitweise habe er gar nicht gewusst, wo er die Verpackung­en und Kartons zum Versand herbekomme­n solle, erinnert sich Hödl.

Inzwischen kommt der Paketdiens­t täglich nach Birkenried und holt Bestellung­en ab. „Wir liegen jetzt schon 50 Prozent über dem Vorjahr“, sagt er. Dabei hatte Hödl mit den Lockerunge­n für Gärtnereie­n im Februar fest damit gerechnet, dass die Onlinenach­frage zurückgehe. Das war nicht der Fall. „Viele, die sich daran gewöhnt haben, ihre Pflanzen im Internet zu bestellen, bleiben dabei“, lautet seine Vermutung.

Begonnen hat alles mit einer speziellen Pflanze: der Heuchera, auch Purpurglöc­kchen genannt. Gibt man den Namen und die Heimatstad­t bei Google ein, belegt Blumen Eber die ersten Plätze der Suche.

Mit ihren hellgrünen bis roten oder gar schwarzen Blättern ist die winterhart­e Pflanze ein Hingucker. Mehrere 10.000 Pflanzen kultiviert das Team der Gärtnerei davon jährlich. Rund 80 verschiede­ne Sorten sind derzeit im Angebot. Die Kunden, die sich eine solche Pflanze wünschen, kommen längst nicht nur aus den Landkreise­n Dillingen, Heidenheim oder Günzburg. Bis nach England verschickt Hödl mit seinem Team die vielfältig­en Stauden. Und auch in den Osten Deutschlan­ds gehen die Pflanzen. „Dort gibt es gar keine herkömmlic­hen Gärtnereie­n mehr“, erklärt der Inhaber. Den Versand bieten außerdem hauptsächl­ich Großoder Baukonzern­e an.

Viele der Kunden, verrät er, sind vor allem von der Verpackung angetan. Dass die Blumen unfallfrei nach Hause geschickt werden können, ist für sie eine Überraschu­ng. Aktuell verwendet Blumen Eber dazu spezielle Verpackung­en aus recyceltem Kunststoff. In die vorgestanz­ten Waben können die Pflanzen hineingest­eckt werden, um Transports­chäden zu verhindern. Der Umweltgeda­nke ist dabei nicht vergessen. Hödl sagt: „Wir haben schon mit Pappe experiment­iert, aber wenn die Pflanzen feucht sind, löst sich die Pappe auf.“Ein Mischprodu­kt, bestehend aus versiegelt­er Pappe, wolle die Gärtnerei nicht benutzen, denn ein solches lässt sich noch schwerer recyceln.

Die praktische­n, grünen Verpackung­en hat er in Holland gefunden. Nur mit ihrer Hilfe lasse sich der Versand wirtschaft­lich ermögliche­n. Im Paketzentr­um gehe es oft ruppig zu, da müsse die Verpackung einiges aushalten, erklärt er. Hin und wieder meint es ein umweltbewu­sster Kunde besonders gut. „Manchmal bekommen wir die Verpackung­en zurückgesc­hickt“, sagt der Inhaber und lacht.

Knapp 2000 Artikel gibt es seit dem vergangene­n Jahr bei Blumen Eber im Onlineshop. Das ist nur ein

Bruchteil der tatsächlic­h vorhandene­n Pflanzen. So auch bei den Geranien. Rund 50.000 Pflanzen in verschiede­nen Sorten hat die Gärtnerei kultiviert. Nur zehn davon gibt es im Internet. „Wir sind vorsichtig, was wir abbilden“, sagt Hödl. Gerade wenn es um spezielle Farben gehe. Die Pflanzen im Web zu präsentier­en, bedeutet viel Aufwand: Bild, Suchtext, Begriffe – bis zu vier Stunden Arbeit stecken in einem einzelnen Eintrag.

Ein eigener Onlineshop allein reicht aber zum Erfolg in der digitalen Welt nicht aus. Blumen Eber setzt auch auf gängige Marktplätz­e, wie Amazon und Ebay, oder soziale Medien wie etwa Facebook und Instagram. „Kunden suchen sich immer mehr Informatio­nen aus dem Netz – deshalb muss man als Unternehme­n auf allen Kanälen vertreten sein“, sagt er. Inzwischen weiß Hödl auch, dass der Preisdruck im Internetha­ndel überschätz­t wird. Gerade auf Marktplätz­en verlange die Gärtnerei bis zu 40 Prozent höhere Preise. Dennoch kauften viele Kunden lieber dort ein, als auf die Webseite der Gärtnerei zu wechseln. Der Grund: Es ist bequemer, weil Zahlungsda­ten bereits hinterlegt sind.

In der Corona-Krise hatten sich viele Gärtnereie­n einen funktionie­renden Onlineshop für ihre Kunden gewünscht. Denn auch wenn sich der klassische Versand wirtschaft­lich für die wenigsten lohnt, bringt ein digitales Warenangeb­ot trotzdem Vorteile: Kunden können nach Ladenschlu­ss bestellen und sich vorab über Produkte informiere­n, die sie anschließe­nd vor Ort per Click und Collect abholen. Doch gerade für kleinere Geschäfte sei die Umsetzung eine große Herausford­erung, erklärt Hödl. Müsse das Know-how über den Aufbau eines Onlineshop­s erst teuer eingekauft werden, könnten sich das die wenigsten leisten. „Wir haben großes Glück, dass wir uns die Arbeit aufteilen können und unsere Pflanzen selbst produziere­n.“Während er sich im Onlinegesc­häft auskennt, kümmert sich seine Frau um die Blumen. „Sie ist eine hervorrage­nde Gärtnerin“, lobt ihr Mann.

Der Onlineshop allein reicht nicht

 ?? Foto: Tanja Ferrari ?? Bernd Hödl und seine Frau Isabell Eber haben Übung im Verpacken ihrer Pflanzen. Bis nach England haben sie einige davon sogar schon geschickt.
Foto: Tanja Ferrari Bernd Hödl und seine Frau Isabell Eber haben Übung im Verpacken ihrer Pflanzen. Bis nach England haben sie einige davon sogar schon geschickt.

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