Naturzerstörung für neue TouristenAttraktion?
Projekt Für den Herzogin-Anna-Rundweg in Höchstädt wird ein Holzsteg in den Auwald gebaut und eine Hängebrücke mit massiven Betonfundamenten errichtet. Wie Bürgermeister Maneth auf Kritik an dem Projekt reagiert
Höchstädt Viele sind angetan, einige wundern sich, und manch anderer schüttelt voll Unverständnis den Kopf: Im Auwald bei der Staustufe in Höchstädt wird in diesen Tagen eifrig gebaut. Bereits im vergangenen Jahr sahen dort Spaziergänger auf dem Premiumwanderweg Donauwald hinter einer Absperrung einen Holzsteg, der im Zickzackkurs in Richtung Stadt läuft. Inzwischen sind Bagger angerückt, für eine Hängebrücke über einen Altwasserarm wurden massive Fundamente betoniert. Die Vermutung, dies werde der Zubringer aus der Stadt zum Premiumwanderweg, stimmt nur zum Teil. Das ist er zwar auch. Aber in erster Linie handelt es sich hier um ein neues Höchstädter Schmuckstück, das im Juni der Öffentlichkeit präsentiert werden soll: den Herzogin-Anna-Rundweg.
Einer, der sich entsetzt an unsere Zeitung gewandt hat, ist Johann Schickinger. Der 66-Jährige hat sich früher als Künstler einen Namen gemacht. Entrüstet spricht der Höchstädter von einem Naturfrevel. Schickinger sagt: „Jeder wahre Naturfreund wird entsetzt sein über diese Zerstörungswut und Umweltsünde.“Hier mache sich ein rückständiges Denken und Verhalten bemerkbar, das seit mindestens 30 Jahren als überkommen gelten sollte. „Der in Disney-Manier gehaltene Steg und die Brücke sollen wohl Wandertouristen anlocken“, so der Leserbriefschreiber. Waldwege seien geschottert und Humus abgetragen worden – alles mit schwerem Gerät auf dem empfindlichen Waldboden. „Gegen diesen Naturfrevel, der vermutlich wieder mal von den vom Himmel gefallenen Zuschüssen verursacht ist, müsste jeder Bürger aus ökologischer und auch ökonomischer Sicht lautstark protestieren“, meint Schickinger. Und dabei sei das Projekt „so überflüssig wie ein Kropf“, denn dieses Biotop sei bereits durch Wege ausreichend erschlossen. Die Verantwortlichen sollten „für die Kosten von Bau und Rückbau persönlich zur Haftung herangezogen werden können“, fordert Schickinger.
Höchstädts Bürgermeister Gerrit Maneth wiederum kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Bei dem Projekt handle es sich um eine neue
Attraktion der Stadt Höchstädt, den Herzogin-Anna-Rundweg, der bereits unter seinem Vorgänger Stefan Lenz geplant worden sei. Dass die neue Brücke und der Holzsteg jetzt Zubringer zum Donauwald-Wanderweg sind, sei damals noch gar nicht klar gewesen. Der Rathauschef hält den etwa 200 Meter langen Steg durch den Auwald für vertretbar, wenn dadurch ein schöner Rundweg geschaffen werden kann. Über den Graben werde eine Hängebrücke gebaut. „Das Konzept sieht auch vor, dass auf dem Rundweg regelmäßig Veranstaltungen stattfinden werden“, kündigt Maneth an.
Zuschüsse aus dem Leaderprogramm gebe es nur, wenn etwas Besonderes geschaffen werde. Die Kosten des Wegs waren auf 250.000
Euro veranschlagt, sie werden sich aber auf etwa 290.000 Euro erhöhen. Der Zuschuss durch das Leader-Programm
mache etwa 50 Prozent der förderfähigen Kosten aus, informiert Maneth. Für das Projekt der Stadt ist sogar ein Baumhorstkataster erstellt worden. Der Auwald dort sei etwas Besonderes, dies soll den Menschen nahegebracht werden. „Schloss und Auwald erleben“, so lautet auch das Motto auf dem Herzogin-Anna-Rundweg.
Der Name für den 4,1 Kilometer langen Wanderweg war in einer Umfrage gesucht worden, viele Bürger hatten dabei mitgemacht. Und Schüler des BonaventuraGymnasiums hätten Vorschläge für die sechs Stelen gemacht, die an dem Wanderweg aufgestellt werden, teilt Maneth mit. Der Herzogin-AnnaRundweg soll auch „bespielt“werden. Wenn es die Pandemie zulässt, werde es eine Einweihungsfeier mit einem Stadtlauf geben, der möglicherweise jährlich durchgeführt wird.