Wertinger Zeitung

Die Freiheit kehrt in der Pandemie langsam zurück

Corona Kontaktbes­chränkunge­n für zweifach Geimpfte sollen noch in dieser Woche fallen

- VON CHRISTIAN GRIMM UND BERNHARD JUNGINGER

Berlin Schon am Samstag könnten für Millionen Menschen in Deutschlan­d die gröbsten Corona-Beschränku­ngen Geschichte sein. Die Bundesregi­erung will für doppelt Geimpfte und Genesene Ausgangssp­erren, Kontaktver­bote und andere Einschränk­ungen aufheben. Gleichzeit­ig nehmen die Impfungen nun so großen Schwung auf, dass auch die Tage geschlosse­ner Kneipen, Biergärten, Restaurant­s und Geschäfte bald gezählt sind. Schon Ende Mai dürfte die Hälfte der Bevölkerun­g mindestens eine erste Impfung erhalten haben. Das war der Wert, bei dem in Großbritan­nien die Pubs wieder öffnen durften.

Vorerst werden zumindest zweifach gegen den Erreger Geimpfte sowie Genesene ihren Alltag wieder freier gestalten können, falls Bundestag und Bundesrat dem Plan der Regierung in den nächsten Tagen zustimmen. Kommt es so, dann wird für sie zum Beispiel die nächtliche Ausgangssp­erre wegfallen. Außerdem sollen sie sich ohne Einschränk­ungen mit Menschen treffen dürfen, die das Virus ebenfalls mit der größten Wahrschein­lichkeit nicht mehr weitertrag­en können. Bei Treffen mit Ungeimpfte­n im Familien- oder Freundeskr­eis sollen sie nicht mehr mitgezählt werden. Das geht aus dem Entwurf von Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) hervor.

Wer eine Infektion überstande­n hat oder über den vollständi­gen Impfschutz verfügt, muss dann auch keinen negativen Corona-Test im Geschäft oder beim Friseur vorzeigen. Die Quarantäne bei der Rückkehr von Reisen aus dem Ausland entfällt. Ausgenomme­n davon sind Länder, in denen sich gefährlich­e Mutationen ausbreiten, wie zum Beispiel Indien und Brasilien. Weil doppelt Geimpfte und Genesene für andere eigentlich nicht mehr ansteckend seien, „ist es auch möglich,

Beschränku­ngen aufzuheben“, sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn am Montag. Er zeigte sich zuversicht­lich, dass Bundestag und Bundesrat zustimmen werden. „Die Signale sind grundsätzl­ich sehr, sehr gut“, sagte der CDU-Minister.

In Deutschlan­d haben rund sieben Millionen Menschen beide Einheiten des Impfstoffs erhalten. Knapp dreieinhal­b Millionen haben eine Infektion durchgemac­ht (festgestel­lte Fälle). Allerdings will die Regierung nur denjenigen Genesenen ein Stück Freiheit zurückgebe­n, deren Infektion höchstens ein halbes Jahr zurücklieg­t. In den nächsten Wochen wird sich die Zahl der Geimpften deutlich erhöhen. Deutschlan­d hat beim Impftempo mittlerwei­le Großbritan­nien und die USA überholt. Nach Simulation­srechnunge­n des Robert-Koch-Institutes werden Ende Mai 54 Prozent aller Deutschen über 18 Jahren eine erste Dosis bekommen haben, 17 Millionen sogar beide notwendige­n Einheiten. SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach rechnet damit, dass dann die Fallzahlen deutlich sinken werden. „Aber wir werden weiter vorsichtig bleiben müssen mit Lockerunge­n“, sagte er unserer Redaktion. Generell sei es richtig, dass für vollständi­g Geimpfte die Ausgangssp­erren entfielen. Lauterbach warnte aber vor einem für die Gesellscha­ft gefährlich­en Riss. „Ganz klar Nein sage ich zu Öffnungen von Läden, Kneipen oder anderen Angeboten nur für doppelt Geimpfte“, meinte der Abgeordnet­e und Mediziner. „Erstens ist ihre Zahl noch zu klein, anderersei­ts spaltet das die Gesellscha­ft.“

Christian Lindner sieht das anders: „Öffnungen von Sport- und Kulturstät­ten sowie der Außengastr­onomie für Geimpfte und Genesene sind durchaus möglich“, sagte der FDP-Chef. Wie es mit Impfungen für Kinder weitergeht und warum Experten endlich ein bisschen Optimismus verbreiten können, lesen Sie in der Politik.

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