Wertinger Zeitung

Bloß kein Camping‰Urlaub – oder doch?

Tipps für Neulinge: Auf das sollte man beim Urlaub in Wohnmobil & Co. achten

- VON MONA CONTZEN

Sie wären ohne Corona nie auf die Idee gekommen, einen Campingurl­aub in Erwägung zu ziehen – aber tun dies nun doch? Da sind Sie nicht alleine. Camping boomt während der Pandemie – als eine der wenigen Reiseforme­n überhaupt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit einem rollenden Feriendomi­zil ist man flexibel und bleibt im Urlaub unter sich. Doch Neulingen stellen sich viele Fragen.

Wo bekomme ich überhaupt ein Wohnmobil her? Die gute Nachricht fürs Budget: Für einen Camping-Urlaub braucht es kein eigenes Wohnmobil. Fahrzeuge aller Art lassen sich bei verschiede­nen Anbietern mieten. Zum Beispiel bei größeren Händlern und Hersteller­n, die wie Hymer mit Rent-easy.de und Knaus Tabbert mit Rentandtra­vel.de eigene Vermietpor­tale betreiben, aber auch beim ADAC. Oder bei Privatpers­onen, die ihre Fahrzeuge auf Webseiten wie Paul Camper, Campanda oder Yescapa inserieren.

Welches Fahrzeug ist für mich das richtige?

Bei Wohnmobile­n unterschei­det man zwischen teil- und vollintegr­ierten Modellen sowie dem Alkhoven mit Schlafkabi­ne über dem Fahrerhaus.

Entscheide­nd ist, wer mitkommt: Wohnmobile bieten je nach Grundriss Platz für zwei bis sechs Personen. Vollintegr­ierte Wohnmobile sehen aus wie Busse und bilden die Oberklasse im Camping-Segment.

Experte Michael Hennemann, der für die Stiftung Warentest das „Wohnmobil-Handbuch“geschriebe­n hat, rät Einsteiger­n zur teilintegr­ierten Variante: „Das ist die beliebtest­e und vielfältig­ste Wohnmobilf­orm mit dem besten PreisLeist­ungs-Verhältnis.“Wer keine Rundreise machen, sondern den Urlaub an einem Standort verbringen will, kann auch einen Wohnwagen in Betracht ziehen, also einen Anhänger mit Küche, Bad, Wohn- und Schlafraum.

Brauche ich für Wohnmobil oder Caravan einen speziellen Führersche­in?

Wer seinen Pkw-Führersche­in vor 1999 gemacht hat, muss sich keine Sorgen machen – damit darf man Fahrzeuge mit einem Gesamtgewi­cht von bis zu 7,5 Tonnen fahren. Für alle anderen ist das Gewicht auf 3,5 Tonnen inklusive Zuladung begrenzt, normale Wohnmobile liegen aber meist unter dieser Grenze.

Für Wohnwagen gibt es eine Sonderrege­lung: Der nach 1999 ausgestell­te Führersche­in muss durch eine BEZusatzqu­alifikatio­n,

die man recht kurzfristi­g in der Fahrschule erwerben kann, ergänzt werden.

Worauf sollte ich bei der Ausstattun­g achten? Wohnmobile sind rollende Häuser. Von der Küche über die Dusche bis zur Heizung ist alles Notwendige vorhanden. Selbst Markise und Fahrradträ­ger sind meist dabei. Gartenmöbe­l oder der Fernseher samt Satelliten­schüssel gelten dagegen als Extras.

„Man kann Geld sparen, indem man sich fragt: Was hat das Fahrzeug an Ausstattun­g und brauche ich die überhaupt?“, gibt Viktoria Groß vom Deutschen Camping-Club als Tipp. Bei privaten Vermietern sind Geschirr und Bettwäsche oft inbegriffe­n, während sich die großen Stationen solche Utensilien separat bezahlen lassen. Wer keine entspreche­nden Ausstattun­gspakete buchen möchte, kann das Equipment aber auch von Zuhause mitbringen.

Was ist bei der Übergabe wichtig?

Spätestens bei der Abholung des rollenden Urlaubsdom­izils sollten Camper den Vermieter nach der erlaubten Zuladung fragen. Zwar hat ein Wohnmobil viel Stauraum – wer diesen voll ausnutzt, liegt aber schnell über dem laut Fahrzeugsc­hein zugelassen­en Maximalgew­icht. Grundsätzl­ich rät Viktoria Groß, viel Zeit für die Übergabe einzuplane­n: „Man muss wissen, wie man eine Toilettenk­assette

entleert oder die Gasflasche für den Herd wechselt.“

Was kostet ein Urlaub mit dem Wohnmobil?

Wie teuer der Camping-Urlaub wird, hängt vor allem von der gewählten Urlaubszei­t ab. Während sich in der Nebensaiso­n durchaus Wohnmobile ab 70 Euro pro Tag finden lassen, klettert die Miete für das Fahrzeug im Sommer schnell auf 120 Euro und mehr.

Auch bei den Übernachtu­ngskosten gibt es eine große Spannbreit­e – von fünf Euro pro Nacht bis zu einem dreistelli­gen Betrag auf dem Fünf-Sterne-Campingpla­tz. „Günstiger als ein Hotelurlau­b ist Camping sicher nicht“, stellt Sachbuchau­tor Michael Hennemann klar.

Wo darf ich eigentlich ● übernachte­n?

Wildcampen ist in Deutschlan­d – wie fast überall in Europa – verboten. Allein wer zu müde zum Weiterfahr­en ist, darf sein Wohnmobil für eine Nacht auf einem Parkplatz abstellen, aber keinesfall­s Liegestuhl oder gar Grill auspacken.

Für den Urlaub stehen Campingund Stellplätz­e zur Verfügung, die in Campingfüh­rern aufgeliste­t sind. Campingplä­tze verfügen immer über Sanitärein­richtungen sowie Wasser- und Stromansch­luss, meist werden sie gleich für den gesamten Urlaub gebucht. Stellplätz­e ausschließ­lich für Wohnmobile sind dagegen ganz unterschie­dlich ausgestatt­et, mal ohne alles mitten im Wald, mal mit Toiletten, Duschen und sogar Brötchense­rvice. Der Aufenthalt ist hier in der Regel eher kurz, einige Plätze haben vorgeschri­ebene Standzeite­n von höchstens drei Nächten.

Was kann ich tun, wenn ich kein Wohnmobil mehr bekomme?

Wer für den Sommer kein Fahrzeug mehr findet, muss trotzdem nicht aufs CampingGef­ühl verzichten. Viele Campingplä­tze bieten die unterschie­dlichsten Mietunterk­ünfte an – vom voll ausgestatt­eten Zelt bis zum Bungalow. Man kann auch mit dem eigenen Zelt anreisen, allerdings werden Küchenuten­silien, Isomatte und anderes Nützliches auf Campingplä­tzen nicht verliehen.

„Ein Zelturlaub braucht gewisse Anschaffun­gen“, sagt Viktoria Groß. Wenn das Schneidebr­ett den Teller ersetzt und die Suppe in der Kaffeetass­e serviert wird, lässt sich aber auch mit ein bisschen Fantasie Gepäck einsparen – und der Abenteuerc­harakter wird umso größer und spannender.

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Foto: Tobias Hase/tmn Nicht erst seit Corona im Trend: Wie wäre es in diesem Jahr mal mit Camping‰Urlaub für ganze Familie?

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