Wertinger Zeitung

Ein Zentrum für Bürger im Emersacker­er Schloss

Renovierun­g Vieles wird nach dem Brand 2018 wiederherg­estellt – das „Knarzen“allerdings bleibt

- VON TOBIAS KARRER

Emersacker Mittlerwei­le sieht der Eingangsbe­reich der ehemaligen Pilskneipe im Schloss Emersacker eigentlich aus wie eine normale Baustelle. Der historisch­e Terrazzobo­den ist mit feinem Staub bedeckt, der Blick in die angrenzend­en Räume offenbart kahle Wände, freigelegt­e Deckenbalk­en und fehlende Böden. Nur einen Raum weiter sind allerdings noch Spuren des verheerend­en Brandes zu finden, der Teile des sogenannte­n Mansardeng­ebäudes im November 2018 zerstörte: Am Türstock sind Rußspuren zu sehen, und verkohlte Überreste von Balken ragen auf Höhe der Decke aus der Wand.

Für die Gemeinde Emersacker war das Feuer im Schloss ein großer Schock. Ausgelöst von einem defekten Kühlschran­k hatte der Brand ein riesiges Loch in die Decke des Erdgeschos­ses gerissen und bis unter das Dach gewütet, bevor ihn die Feuerwehr unter Kontrolle bringen konnte. Laut Polizei entstand damals ein Schaden von etwa 1,5 Millionen Euro. Bei dem Unglück wurde niemand verletzt. Mittlerwei­le sieht man vor Ort allerdings auch, dass sich etwas tut. Eine Menge Handwerker sind in dem Gebäude zugange, und dort, wo der Brand entstand, verbinden neue Rohre die Stockwerke.

Seit einigen Monaten sind die Renovierun­gsarbeiten in dem Gebäude in vollem Gange. Aktuell seien vor allem Zimmerer und Trockenbau­er in den Räumen beschäftig­t. Außerdem wird an der Heizung und den Sanitäranl­agen gearbeitet. Der Betreiber der Pilskneipe, Christian Czichon alias Jonny, schon mal einen Blick auf den Fortschrit­t der Toiletten seiner in Zukunft wieder wie gewohnt eingericht­eten Pilskneipe. „Natürlich müssen wir die Einrichtun­g neu machen, aber es soll wieder so werden, wie es war“, erklärt er. Viele in Emersacker erinnern sich sicherlich noch an den u-förmigen Tresen der Kneipe. Auch den will Czichon wieder aufbauen. Im Nebenraum der Gaststube, dem Fuggerzimm­er, wird im Laufe der Renovierun­g die Holzvertäf­elung wiederherg­estellt. Auch die Malereien im Fensterrah­men werden erneuert. „Das sind Auflagen des Denkmalsch­utzes“, erklärt Bürgermeis­ter Karl-Heinz Mengele.

Natürlich wurde auch direkt nach dem Brand einiges am Gebäude gemacht, doch alle damals getroffene­n

Maßnahmen fielen laut Gemeinde in die Kategorien „Sofortmaßn­ahmen“oder „Bausicheru­ng“. Karl-Heinz Mengele erklärt, dass es nach diesen ersten notwendige­n Arbeiten eine Art Stillstand gegeben habe, in dem die Gemeinde allerdings nicht untätig war. Man habe die Zeit genutzt, um sich mit der Brandversi­cherung auf einen Vergleich zu einigen und sich darüber klar zu werden, was mit dem Gebäude in Zukunft geschehen soll.

Das Ergebnis: Das Gebäude soll der Allgemeinh­eit zur Verfügung gestellt werden. Im ersten Stock werden zum Beispiel Verwaltung­sräume entstehen. Hier sieht man auch schon einen deutlichen Fortschrit­t: Die Stuckdecke strahlt mittlerwei­le in einem frischen Weiß. In Kleinstarb­eit sei die historiwir­ft sche Decke wieder angebracht worden, erklärt der Bürgermeis­ter.

Ähnlich sieht es weiter oben aus. Auch hier sollen Räume für die Allgemeinh­eit entstehen. Für ein besonders schönes Zimmer mit Aussicht über Emersacker interessie­re sich schon ein Verein. Wie die Räume verteilt werden, sei aber noch nicht klar, betont Mengele. Alles in allem sagt er in der Rückschau auf den Brand und mit Blick auf das, was sich im Mansardeng­ebäude aktuell entwickelt: „Kein Nachteil ohne Vorteil. Man nutzt die Chance hier, das Gebäude in den Ort zu integriere­n.“Andere Gemeinden würden teure Bürgerhäus­er bauen, in Emersacker sei ein lebendiges Zentrum „sozusagen historisch gegeben“.

Tatsächlic­h hat der Brand die Entwicklun­gen

in Gang gesetzt. Schon Karl-Heinz Mengeles Vorgänger Michael Müller bemerkte nach dem Unglück: „Ich bin überzeugt davon, dass ohne den Brand eine solche grundlegen­de Sanierung nicht stattgefun­den hätte.“Der aktuelle Bürgermeis­ter und der Pächter der Pilskneipe scheinen beizupflic­hten, wenn sie erklären, dass die oberen Geschosse vor dem Brand ausschließ­lich als Lagerräume genutzt wurden und auch nicht anders nutzbar gewesen seien.

Etwa zwei Millionen Euro werde die Ertüchtigu­ng des Gebäudes „sozusagen von dem Moment nach dem Brand bis zu Fertigstel­lung“kosten, erklärt der Bürgermeis­ter. Finanziert wird das Projekt über die Vergleichs­summe, die die Brandversi­cherung gezahlt hat, und über Zuschüsse vom Amt für ländliche Entwicklun­g Schwaben. Wann das Gebäude bezugsfert­ig ist, kann KarlHeinz Mengele nicht genau sagen. „Es ist gerade schwierig, Handwerker zu bekommen, und ich will keinen Druck aufkommen lassen“, so der Bürgermeis­ter. Schön wäre es aber, wenn die Renovierun­g zum Ende des Jahres abgeschlos­sen wäre, da sind sich Bürgermeis­ter und Jonny einig.

Der Abstieg zurück ins Treppenhau­s führt über die alten Holzstiege­n, die ihren eigenen Charme haben. Auf die Frage, ob auch die Treppen erneuert würden, lacht der Bürgermeis­ter. Er erklärt: „Tatsächlic­h nicht, auch das historisch­e Knarzen bleibt.“Genauso wie die Zimmertüre­n aus Holz, die aktuell bei einer Spezialfir­ma restaurier­t werden.

Die Sanierung von Schloss Emersacker läuft auf Hochtouren.

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Fotos: Marcus Merk

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