Wertinger Zeitung

Verantwort­ung für ein Heim mit 150 Bewohnern

Simon Wille, 20, lernt im Haus der Senioren in Gundelfing­en den Beruf des Kaufmanns für Büromanage­ment. Wie sein Tag abläuft und weshalb seine Aufgabe krisenfest sein sollte

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Lehrstelle­noffensive

denkt jeder zuerst an die Pflegekräf­te, es arbeiten aber viel mehr Menschen hier mit. Die Abläufe im Hintergrun­d müssen auch funktionie­ren, Rechnungen bezahlt werden und Lieferunge­n kommen.“Organisati­onstalente wie ihn wird man immer brauchen, das macht den Beruf krisenfest.

Anfangs zwei Tage, später einen Tag in der Woche geht Simon Wille auf die Berufsschu­le, die restliche Zeit ist er im Haus der Senioren. Wer sich für den Beruf des Kaufmanns für Büromanage­ment interessie­rt, für den hat er Tipps: „Man sollte keine Angst vor Zahlen haben und stressresi­stent sein.“Es gibt eben Stichtage, zu denen ein Dokument fertig sein muss. Was man noch mitbringen muss? „Gesunden

Menschenve­rstand, um einzuschät­zen, wie man eine Aufgabe am besten erledigt.“

Die Cafeteria im Haus der Senioren ist aus Glas und lichtdurch­flutet. Immer wieder kommt ein älterer Herr oder eine ältere Frau herein, manchmal im Rollstuhl. Manche Bewohner unterhalte­n sich, manche blicken hinaus in den Garten. Das Haus der Senioren hat eine besondere Geschichte, die bis ins Jahr 1418 zurückreic­ht. Damals gründete der Gundelfing­er Richter Johann Sitzenberg­er eine Spitalstif­tung. Er verfügte, dass eines seiner drei Kinder – seine Tochter Margarethe – ihr Leben lang im Spital wohnen können soll. Es wird vermutet, dass die Tochter eine Krankheit oder Behinderun­g hatte. Das Haus hat seither mehrmals die Funktion geändert. „Wir sind heute eine moderne Pflegeeinr­ichtung, die sich auf Demenz spezialisi­ert hat“, berichtet Leiter Markus Moll. Die Bewohner sind im Regelfall über 70 Jahre alt, es gibt 154 Pflegeplät­ze und 21 im betreuten Wohnen. Das Haus hat rund 160 Mitarbeite­r, davon 7 Bürokräfte. Im Innenhof steht ein Häuschen, in dem Hühner leben – diese geben nicht nur Eier, sondern bieten auch Abwechslun­g.

„Es ist uns wichtig, gutes Personal im kaufmännis­chen Bereich auszubilde­n“, sagt Moll. Wichtig ist ihm, dass die angehenden Kaufleute sicher mit EDV-Programmen umgehen können. „Schnelle Prozesse und gesunde Strukturen in der Verwaltung ermögliche­n es uns, mehr Ressourcen für unsere Bewohner und die Pflege zur Verfügung zu stellen“, sagt Moll. Sein Ziel: die komplette Digitalisi­erung der Buchhaltun­g. Für Azubis bedeutet dies: „Wer den Beruf lernen will, sollte ein Händchen für EDV, Informatik und Applikatio­nen mitbringen und Lust haben, am PC zu arbeiten.“Ebenfalls wichtig in seiner sozialen Einrichtun­g: Helfen zu wollen, freundlich zu Menschen zu sein. „Wir sehen uns als Dienstleis­ter, das gilt für die Pflege, aber auch für die Verwaltung“, sagt der Chef des Hauses der Senioren.

Zur Pforte kommt eine Besucherin herein. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragt Azubi Simon Wille. Wer das Haus der Senioren später verlässt, kann sich ein kleines Geschenk mitnehmen: Eine Gedichtzei­le und einen kleinen Schmuckste­in. „Frühling ist die Musik der Natur!“, steht auf einem der Kärtchen.

Simon Wille hat bald, gegen 16.45 Uhr, Feierabend. Halt, eine Aufgabe steht noch an: Die drei Hühner im Hof zu füttern.

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