Wertinger Zeitung

Vielen Friseuren ist die Testpflich­t lästig

Handwerk Wer sich die Haare vom Profi schneiden lassen will, braucht seit knapp zwei Wochen einen negativen Corona-Test

- VON JONATHAN MAYER UND LISA GILZ

Landkreis Als Anfang März die Friseure im Landkreis wieder zu Schere greifen durften, war der Ansturm groß. Nicht wenige Studios arbeiteten sechs Tage die Woche, teilweise zwölf Stunden täglich. Doch jetzt bleiben vielerorts die Kunden aus. Erst zum Testzentru­m, dann zum Friseur? Das ist vielen wohl zu umständlic­h.

Seit knapp zwei Wochen, sagt Corinna Rehm, ist es ruhiger in ihrem Salon. Die Inhaberin von „Corinna’s Haarmanufa­ctur“in Zöschlings­weiler habe ihre Mitarbeite­rin und die zwei Auszubilde­nden einen Tag pro Woche deshalb sogar in Kurzarbeit schicken müssen. Denn es gibt einfach zu wenig zu tun. „Viele Kunden sagen, sie wollen den Test nicht machen. Deshalb kommen sie nicht“, sagt sie.

Aktuell gilt im Landkreis Dillingen für den Friseurbes­uch: Wer einen Termin will und noch nicht vollständi­g geimpft ist, muss einen negativen Corona-Schnelltes­t vorlegen. Der kann entweder in einem Testzentru­m oder im Vier-AugenPrinz­ip direkt beim Friseur gemacht werden. In Rehms Geschäft sei bislang kein Test positiv ausgefalle­n, sagt die Inhaberin. Ob sie sich dadurch sicherer fühlt? „Nein“, sagt sie und verweist auf das Hygienekon­zept, das es schon vor der Testpflich­t gab.

Michaela Tertinek hat ihren Salon „Haarfachwe­rk“erst Mitte Dezember in Wertingen gegründet. Wenig später kam bereits der Lockdown. „So richtig los ging es also erst im März“, erzählt sie. Bei niedrigen Inzidenzwe­rten sei die Zahl der Kunden gut gewesen, seit Einführung der Testpflich­t seien es allerdings wieder weniger geworden – auch wenn das Geschäft insgesamt ganz gut laufe. „Viele sagen sich, sie warten lieber noch eine Woche mit dem Friseurbes­uch, vielleicht gibt es die Pflicht dann nicht mehr“, erklärt sie sich das Problem. Früher seien die

Vielen Friseuren wie Corinna Rehm in Zöschlings­weiler (hier mit Kundin Viktoria Wörner) ist die Corona‰Testpflich­t lästig. Einige Kunden verzichten lieber auf den Fri‰ seurbesuch, als sich testen zu lassen.

Leute alle vier bis sechs Wochen zum Haareschne­iden gegangen, in der Pandemie gehen sie Tertinek zufolge nur noch alle sechs bis acht Wochen. Die Testpflich­t tue da ihr Übriges.

Sylvia Stapfer in Dillingen erklärt: „Ich bin sehr glücklich darüber, wie es gerade läuft“, sagt die Chefin vom „Studio Haircut“. Am ersten Tag der Testpflich­t hätten zwar einige Kunden den Termin abgesagt. Und auch jetzt gebe es vereinzelt Absagen wegen des Tests. „Die meisten Leute gehen aber zum Friseur, auch wenn sie sich testen müssen.“

Der verantwort­liche Innungsmei­ster für Nordschwab­en, Willy Uhl, erklärt, dass die Notbremse sich in den Büchern vieler Salons bemerkbar macht und in der gesamten Branche die Anzahl an Friseurter­minen zurückgega­ngen ist. „Aber das war zu erwarten“, sagt Uhl. Auch in seinem eigenen Salon in Nördlingen erlebt er nichts anderes. Trotzdem bleibt der Innungsmei­ster optimistis­ch: „Wir dürfen weiter aufmachen und die jetzige Situation ist eben eine Übergangsz­eit.“Positiv sei auch, dass immer mehr Menschen geimpft werden. In Kombinatio­n mit der Regel sollten es Friseure so bald leichter haben.

Doch möglicherw­eise ist es mit der bald wieder vorbei. Laut der zwölften Bayerische­n Infektions­schutzmaßn­ahmenveror­dnung wird die Testpflich­t zurückgeno­mmen, sobald die Sieben-Tage-Inzidenz fünf Tage in Folge unter 100 lag – allerdings gilt das dann erst ab dem übernächst­en Tag. Im Landkreis Dillingen könnte das angesichts der derzeitige­n Entwicklun­gen ab Mittwoch kommender Woche der Fall sein. Falls es dazu kommt, wird dies durch das Landratsam­t bekannt gegeben. Die Friseure im Landkreis hoffen jedenfalls darauf.

 ??  ??
 ?? Foto: Berthold Veh ??
Foto: Berthold Veh

Newspapers in German

Newspapers from Germany